Quaestiones

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Quaestiones

Beitragvon Autokrator » Mi 20. Apr 2016, 22:33

Salvete sodales,

me certiorem faciatis quaeso an verba Theodisca "sie erforschten , wohin alle Dinge entschwänden" Latine ita dici possint: indagaverunt, qua in parte res discederent.

Praeterea an verba Theodisca "Methoden, die sich voneinander unterscheiden" Latine "modi inter se differentes" liceant exprimi quaeritur.

Gratias ago responsuris!
Zuletzt geändert von Autokrator am Do 21. Apr 2016, 01:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Quaestiones

Beitragvon Tiberis » Do 21. Apr 2016, 00:22

Autokrator hat geschrieben:"sie erforschten , wohin alle Dinge entschwänden" Latine ita dici possit: indagaverunt, qua in parte(1) res discederent(2).

(1) > quo bzw. quas in partes
(2) > entschwinden= evanescere

investigaverunt, quo omnia (vel: omnes res) evanescerent.

Autokrator hat geschrieben:Methoden, die sich voneinander unterscheiden" Latine "modi(1) inter se differentes"

(1) > für "Methoden" besser: rationes ; sonst ok.
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Re: Quaestiones

Beitragvon ille ego qui » Do 21. Apr 2016, 22:38

Im Deutschen kann "verschwinden" mit einer Richtungsangabe konstruiert werden. Was ich mich schon häufiger gefragt habe: Gilt das auch für "evanescere"? Ich finde keine Belege für einen solchen Gebrauch.

valete :)
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Re: Quaestiones

Beitragvon Tiberis » Do 21. Apr 2016, 22:49

z.b. Verg.Aen.9,658 : et procul in tenuem ex oculis evanuit auram.
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Apr 2016, 06:33

ille ego qui hat geschrieben:Ich finde keine Belege für einen solchen Gebrauch.


Miror, quod Georgesium non consuluisti. Statim illum locum a tibere citatum invenisses. :?
An te legentem fugit? Heu te magistrum miserum, quem discipuli nimis fatigare videantur. ;-)
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Re: Quaestiones

Beitragvon ille ego qui » Fr 22. Apr 2016, 09:19

ich kenne diese stellen, habe natürlich auch gleich daran gedacht. aber ich bin hier nicht sicher, ob sie wirklich direktional und nicht vielmehr 'materiell' zu interpretieren sind. sprich: "er verflüchtigte sich zu ..."
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Apr 2016, 09:54

Autokrator hat geschrieben:wohin alle Dinge entschwänden"


Spontan würde ich das eher materiell auffassen. Denn was könnte bei "allen Dingen" anders gemeint sein als die Materie an sich, die sich langfristig in extrem langwellige Strahlungauflösen wird, wie man heute weiß?
Auch schwarze Löcher werden einmal "verdampfen"/sich auflösen/"entschwinden", wenn auch erst nach geschätzten, unvorstellbaren 10hoch100 Jahren in bestimmten Fällen, während das letzte Proton bereits in "lächerlichen" ca. 10hoch32 Jahren das Zeitliche segnen wird.

Nunc autem mihi est evanescendum, ne tantos numeros legens vertigine correptus discipulos tuos recte docere non iam possis. ;-)
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Re: Quaestiones

Beitragvon Prudentius » Fr 22. Apr 2016, 10:01

marcus03 hat geschrieben: locum a tibere citatum


Hallo Marce,
Tiberis muss es ja genau wissen, aber ich meine, Tiberis geht nach der i-Deklination, Sueton berichtet ja, beim Leichenzug des Tiberius sei der Ruf aufgekommen: "Tiberium in Tiberim!", was so gar nicht zu der pietätvollen Traueratmosphäre passt.

:)
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Apr 2016, 10:18

Prudentius hat geschrieben:Tiberis geht nach der i-Deklination,


Besondere Menschen verdienen eine besondere Deklination. tiberis hat sich diese Sonderform redlich verdient, oder? Er ist ohnehin sonst mit allen Wassern der Tibers gewaschen. ;-)
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Re: Quaestiones

Beitragvon ille ego qui » Fr 22. Apr 2016, 15:42

marcus03 hat geschrieben:
Autokrator hat geschrieben:wohin alle Dinge entschwänden"


Spontan würde ich das eher materiell auffassen.


Zumindest sollten wir festhalten, dass sich eine lateinische in+akk.-konstruktion materiell verstehen lässt, das deutsche "wohin" zunächst mal nicht. (beim lateinischen "quo?" bin ich mir unsicher.)

Deutsch:
Ich verschwinde mal kurz in mein Zimmer (wohin?).
=> lokal-direktional
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Apr 2016, 16:07

Wenn es um die Auflösung der Materie geht, gilt beides, wenn sie "verschwindet":
Sie verschwindet, aufgelöst in reine Strahlung, in den sich anscheinend unendlich ausdehnenden Kosmos.
Sie verliert sich so zu sagen ins apeiron hinein, was immer das auch sein mag, um vllt. bei einem weiteren
Urknall irgendwann einmal wieder aufzutauchen, was man dann als "neue Schöpfung" bezeichnen könnte.
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Re: Quaestiones

Beitragvon ille ego qui » Fr 22. Apr 2016, 18:06

ich dachte, es gehe hier um eine frage der sprache und der ausdrucksweise ... ;)
und da tickt das deutsche wohl so:

an einen ort verschwinden => direktional
vs.
sich zu etwas verflüchtigen => materiell
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Apr 2016, 18:29

Der Makro-und Mikrokosmos ist je ein locus sui generis. In beiden ist alles letztendlich relativ - auch das, was man über sie glaubt aussagen zu können. :)
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Re: Quaestiones

Beitragvon ille ego qui » Fr 22. Apr 2016, 18:31

das ist mir kleinem menschlein zu hoch :D
ich halte mich an die linguistik ;-)
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Re: Quaestiones

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Apr 2016, 11:02

ille ego qui hat geschrieben:ich halte mich an die linguistik


Im Bereich der Quantenphysik stößt sie schnell an ihre Grenzen. Da hilft nur noch Mathematik und auch die ist mit ihrem Latein gelegentlich am Ende. Beispiel: Vorgänge in schwarzen Löchern.
Doch Schluss damit, bevor es zu einem Fass/Loch ohne Boden wird. ;-)
In dubio pro bodenständige Linguistik statt abgehobene/"abgespacete", schwer nachvollziehbare Mathematik, ohne deren Sprache die propria rerum natura sich, soweit möglich, leider nicht ausdrücken lässt, und die im modernen täglichen Leben eine gr0ße Rolle spielt, ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Doch was ist schon Mathematik im Vergleich zur der Literatur, in der es um die propria hominis natura geht?
Ovid u.a. lesen sich nun mal anders als Einsteins Relativitätstheorie? Zugegeben ein absurder Vergleich.
Aber verblasst nicht z.B. "E=m*c^2" vor einem abl. abs., Supin, verschränktem Rel.satz :D , auch wenn ersteres genial und v.a. ökonomisch von größter Bedeutung ist?


PS:
Oder ist der Mensch doch nur eine rätselhafte, kosmisch komische Kohlenstoffeinheit (H. Lesch) sui generis, die die Natur zufällig hervorgebracht hat mit dem Nebeneffekt, über sich nachdenken zu können -sich dabei u.a. die Frage stellt, warum es sie überhaupt gibt- und die Möglichkeit/Freiheit zu haben, sich zumindest auf dem Planeten Erde selbst zu vernichten ?
Stellae pulvis sumus et ad pulverem/radiationem undarum longissimarum postremo revertamur.
Doch bis es soweit ist, wird noch viel Wasser die Isar hinunterfließen und der FC Bayern viele Titel geholt haben, auch ohne Pep G.
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