Schüler haben Schwierigkeiten, den Gegensatz "direkte / indirekte Rede" genau zu verstehen; die Grammatik sagt:
Tiberis hat geschrieben:... jeder an sich indikativische nebensatz kann in den konj.(obliquus) treten, wenn sein inhalt vom verfasser " als meinung eines anderen, insbes. des regierenden subjekts, hingestellt wird" (RHH 227,2)
Das finde ich sehr zutreffend, möchte aber doch einige Modifizierungen anbringen: es geht nicht um "Meinung" eines anderen, sondern "Meinungsäußerung"; es geht nicht darum, was jemand "meint", sondern dass ein anderer sich äußert; es ist mit aufgefallen, weil unsere Fragenstellerin hinzufügt: " ... (wie er meinte)".
Statt "Rede" würde ich lieber "Redemodus" sagen: der direkte und der indirekte Redemodus. Ich sage es deshalb, weil man sich unter Rede etwas längeres vorstellt; hier im thread kam vor: "keine indirekte Rede vorhanden"; vllt. ist es verständlicher, wenn man sagt: "Der Redemodus
indirekt kann auch sehr kurz ausfallen", evtl. aus einem einzigen Wort bestehen.
Zur Veranschaulichung von direkt und indirekt: der "Mensch" im direkten Modus besteht aus Fleisch und Blut, und im indirekten aus einem Photo.
Oder, mit einer Anleihe bei der "Sprechakttheorie": es gibt ge-sprochene Wörter (direkt), wie bei "Puellae clamant", und be-sprochene Wörter (indirekt) wie bei "clamare gehört zur a-Konjugation".
Oder wieder anders: das
Plagiat ist ein schönes Beispiel: da wird eine oratio obliqua für eine oratio recta ausgegeben (geistige Trittbrettfahrer
).
Noch was ist mir aufgefallen: "eine eindeutige diagnose ist hier nicht möglich"; man kann es noch allgemeiner formulieren: der Konjunktiv ist nun mal ein "B-Modus", oder Ausweich-Modus, oder Alternativmodus, oder ein Sammelbecken für alles, was nicht Indikativ ist; so ist es ganz natürlich, dass unterschiedliche Zuordnungen möglich sind (also aus der Sicht einer papierenen Humorlosigkeit gesehen
).