Plautus, Metrik, tr7

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Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon publiovidius » Mo 11. Jul 2016, 22:51

Hallo miteinander,

lange war ich nicht mehr hier, aber ich hänge an einem Vers und dachte mir: "mit dem wende ich mich mal ans Forum!" :D. Bezüglich der Quantitäten bin ich eigentlich sehr sicher und auch die wichtigsten Lautgesetze sind mir bekannt. Ich habe allerdings Probleme, den folgenden Vers richtig zu skandieren:

Enim vero praegnati oportet et malum et malum dari. (Plautus, Amphitruo, 723)

Klar, dass hier die unterschiedlichen Quantitäten von malum eine Rolle spielen, es also einmal kurz einmal lang zu messen ist.

Ich drucke jetzt einmal die positionslangen und naturlangen Silben fett, lasse es aber bei malum einmal offen.

Enim vero praegnati oportet et ma(?)lum et ma(?)lum dari

Ich kriege daraus keinen trochäischen Septenar hin. Die Hiate können ja, je nachdem an welcher Stelle sie sich befinden, durchaus bestehen bleiben oder auch nicht.

Mein Problem ist auch, dass der Vers ja mit einer Kürze anfängt, aber auf die Kürze keine weitere Kürze folgt. Sonst hätte ich so lange "herumprobiert" bis der Vers aufgegangen wäre.

Für jede Hilfe bin ich überaus dankbar!

Herzliche Grüße
Lg, publiovidius

[i]"(...)die klassischen Philologen, die als einzige (neben den Theologen) noch eine wirklich internationale Gelehrtensprache haben, <sollten> sich sehr bedenken, diesen Schatz, zu dessen Hütern und Wahrern sie berufen sind, zerrinnen zu lassen."[/i]
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Re: Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon Zythophilus » Di 12. Jul 2016, 08:01

Für mich sieht es wie ein jamb. Senar aus.
Ením ueró praegnát(i) opórtet ét mal(um) ét malúm darí.
Wenn die Regel von Bentley-Luchs, dass im letzten Metrum nicht zwei jambische Wörter stehen dürfen, hier gilt (malum dare könnte eine Ausnahme sein), dann müsste der Schluss mālum dari sein.
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Re: Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon publiovidius » Di 12. Jul 2016, 08:51

Hallo zythophilus,

vielen Dank für deine Antwort. Ja, so geht der Vers phantastisch auf. Komisch nur, dass sowohl bei Blänsdorf (Reclam) als auch Lindsay (Oxford) hinten die Verse als trochäische Septenare gelistet werden. Ob die da wohl was übersehen haben? :D

PS: Nicht dezidiert! Blänsdorf schreibt zum Beispiel: "Dialog Amphitruo-Alcumena - 654-860 - 7 tro". Vielleicht gilt das wirklich nur für die zwei! :lol: Schließlich schaltet sich hier ja - mal wieder - Sosia ein. Bei Lindsay sehe ich eine solche Unterscheidung indessen nicht.
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Re: Plautus, Amph. 723

Beitragvon consus » Di 12. Jul 2016, 13:47

publiovidius hat geschrieben:... Komisch nur, dass sowohl bei Blänsdorf (Reclam) als auch Lindsay (Oxford) hinten die Verse als trochäische Septenare gelistet werden. Ob die da wohl was übersehen haben? ...
Nein, denn es handelt sich bei diesem Vers 723 wirklich um einen trochäischen Septenar:

ĕnĬm* vē/rō prae/gnāt‘ ŏ/pōrtĕt/ ēt măl‘ / ēt mā/lūm** dă/rī

* enim steht ganz in der Hebung, Jambenkürzung bei Positionslänge.

** mālum (schon richtig gesehen): Apfel , aber mălum: Züchtigung. Paronomasie!
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Re: Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon publiovidius » Di 12. Jul 2016, 15:23

Hallo Consus,

vielen Dank für deine Antwort. Sehr schön, dass der Vers jetzt als trochäischer Septenar aufgeht! Ich möchte aber nur ganz bescheiden darauf hinweisen, dass mir das Wortspiel mit mālum und mălum auch von den Quantitäten her klar war. (Habe mir nach dem Abitur die Mühe gemacht, nahezu alle Vokabeln neu mit richtigen Quantitäten zu lernen, was sich in der Dichtung logischerweise bezahlt macht). Ich wusste nur nicht, wo ich mālum und mălum ansetzten sollte. Zumal da ich ja bei "enim" meine Probleme hatte.

:klatsch:
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Beitragvon consus » Di 12. Jul 2016, 15:38

publiovidius hat geschrieben:... Ich möchte aber nur ganz bescheiden darauf hinweisen, dass mir das Wortspiel mit mālum und mălum auch von den Quantitäten her klar war. ...
Das war mir bewusst, publiovidius, :-D , meinte es aber noch einmal schreiben zu müssen, da auch viele andere hier vorbeischauen.
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Re: Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon publiovidius » Di 12. Jul 2016, 16:01

Soweit habe ich nicht gedacht :prof2: :D
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Re: Plautus, Metrik, tr7

Beitragvon publiovidius » Sa 16. Jul 2016, 02:12

Was ich mich diesbezüglich schon länger frage: Allem Anschein scheinen ja die wenigsten Grammatiken/Grammatiker den Unterschied zwischen offener und geschlossener Silbe zu erklären. Die Regel: "nach Doppelkonsonant ist die Silbe positionslang" beruht ja eigentlich nur darauf, dass die Silbe geschlossen ist (also mit einem Konsonanten endet, wobei nach Möglichkeit der Konsonant zur nächsten Silbe gezogen wird). Also:
ar-ma-vi-rum-que-ca-no-tro-iae-qui-pri-mu-sa-bo-ris

Vereinfacht gesagt: Die Silbe wird deshalb lang, weil "noch ein Konsonant kommt" und es deshalb "einfach ein bisschen länger dauert" die Silbe zu sprechen. (Naturlängen hier einmal ausgeklammert.) Deshalb ja auch "ăr-ma" und nicht "ār-ma". Die Silbe ist lang, obwohl sie einen kurzen Vokal enthält. Besonders bei liquida ist das deutlich zu hören. Wie in "ciao, belllllllla" (ok, etwas übetrieben :lol:). Deswegen finde ich es auch wichtig, die Länge über der gesamten Silbe zu kennzeichnen.

Was ich mich frage: Da ja "u/V" ein Halbvokal war, darf man sich in unserem Falle das Ganze vielleicht so vorstellen:

e-ni-mue-ro (...) ("mue" wie "sanguis") ?

Ich hoffe, ich konnte zum Ausdruck bringen, was ich sagen wollte. Hab schon ein paar Bier "getrunkt" :lol:
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