Wortbildung bei Herkunft

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Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon marcus03 » Sa 14. Apr 2018, 10:33

Wenn eine Frau aus der Stadt Stella kommt, wie würde man das im Lat. ausdrücken?

Maria Stellensis/Stellana/ Stellia? :nixweiss:
Oder wäre sogar Stellas möglich? (in Analogie zu Arpinas)

Gratias praemitto.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon consus » Sa 14. Apr 2018, 15:32

Mihi quidem placet „Stellensis“, idque hac de causa:
Est abbas quidam ordinis Cisterciensis, Marce, cui nomen erat Isaac Stellensis. Stella abbatia prope oppidum Pictavium sita erat.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon marcus03 » Sa 14. Apr 2018, 15:42

Gratias tibi ago summas, mi conse perlitteratissime. :D
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Prudentius » Sa 14. Apr 2018, 16:55

So wie Atheniensis, Carthaginiensis, Senensis.
Wenn keine eingebürgerte Form da ist, geht man nach Analogie vor; hier: Roma Romana, Stella Stellana.

-as scheint mir maskulin zu sein, wie Aquinas, Maecenas.

Wo Pictavium liegt, solltest du uns erst erklären, schein eine Malerstadt zu sein.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon marcus03 » Sa 14. Apr 2018, 17:05

"Unter römischer Herrschaft hieß Poitiers Pictavium." :)

https://de.wikipedia.org/wiki/Poitiers
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Zythophilus » Sa 14. Apr 2018, 17:07

Das Adjektiv zu stella ist stellaris. Ansonsten gibt es bei Städtenamen der A-Dekl. entweder -anus oder -ensis als Möglichkeit für die Adjektivbildung, seltener -as,-atis.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Prudentius » So 15. Apr 2018, 15:40

Ich möchte davon abraten, im Forum das L. als Verkehrssprache zu benutzen, das wirkt nämlich ungewollt abschreckend auf mögliche Interessenten, das sieht so aus als sollte die Latte hochgesetzt werden, als wollten wir uns als die Elite hervortun, als müsste man seine Beiträge in Form einer ovidischen Elegie abfassen. Motto: "Odi profanum vulgus et aceo"! Es führt dazu, dass wir paar Leute, die sich schon allzu gut kennen, meist unter uns sind.
Es wäre wünschenswert, dass auch einmal Anfängerfragen diskutiert werden, wie: warum deklinieren die Lateiner? Wie findet man sich in einer Satzperiode zurecht?
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Tiberis » Mo 16. Apr 2018, 00:38

Prudentius hat geschrieben:abraten, im Forum das L. als Verkehrssprache zu benutzen


ich hoffe doch, du meinst nicht das "Latine loquendi"- Forum. :D
und dass im Forum "lateinische Philologie", das ja per definitionem ein Forum für "professionelle Latinisten" ist, mitunter Latein "als Verkehrssprache" verwendet wird, ist auch nicht weiter verwunderlich, das hat mit elitärem Gehabe überhaupt nichts zu tun. Für "Anfängerfragen" gibt es ohnehin das Lateinforum sowie das Übersetzungsforum.
Prudentius hat geschrieben: Motto: "Odi profanum vulgus et aceo"!

noli Horatium mutilare! ;-)

p.s.
soweit ich mich erinnere, hast du hier noch nie einen Beitrag in lateinischer Sprache geschrieben. Warum wohl? um nicht "elitär" zu erscheinen? 8)
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Zythophilus » Mo 16. Apr 2018, 06:33

Es passt hier nicht ins Versmaß, aber sonst wäre aceo hier eine nette Variante.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon ille ego qui » Mo 16. Apr 2018, 19:53

Zu überlegen wäre auch gewesen "Stelliensis" - mit i (vgl. Atheniensis, Carthaginiensis uvm.)
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Nec videar dum sim

Beitragvon consus » Mo 16. Apr 2018, 20:54

Liebe Kollegen!
Als ich in Sterzing/Vipiteno (Südtirol), war, lernte ich dort das Motto des ebenda stationierten 5. Alpini-Regiments kennen. Es lautet:
Nec videar dum sim“.
Gabriele d’Annunzios Übersetzung lautet: “Tutto per essere, nulla per apparire“.
Meine Deutung:
Nec videar] „nec“ wird gebraucht, wenn auf einen affirmativen volitiven Konjunktiv (fehlt hier) ein negativer Konjunktiv des Willens zum Ausdruck eines Vorsatzes folgt: „und ich möchte nicht den Anschein erwecken“,
dum sim] Zielangabe: „so lange bis dass ich wirklich Sein habe“.
Sinn: Der Anschein, den ich mir gebe, ist nur dann berechtigt, wenn er wirkliches Sein zur Grundlage hat.
Selbst bei einem Glas Südtiroler Rotwein gab’s keine völlige Klarheit...
Meine Frage also lautet: Kann man die grammatische Struktur des Wahlspruchs so deuten?
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Zythophilus » Mo 16. Apr 2018, 21:52

Das nec scheint auf einen Zusammenhang zu hinzudeuten, möglich wäre die Wortfolge als erste Hälfte eines Hexameters. Man findet diesen Wahlspruch bei den meisten Treffern in Google nur in Verbindung mit dem Alpini-Regiment, allerdings verwendete es auch der 2009 verstorbene Bischof von Parma (Bischof von San Severo 1991 - 1996), Silvio Cesare Bonicelli. Das Motto ist anders als andere Motti von Alpini-Regimentern nicht spezifisch militärisch oder gar auf die Einsatzgebiete dieser Einheiten bezogen.
Eine Übersetzung müsste etwa "Und ich will nicht scheinen, solange ich bin." lauten.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Zythophilus » Mo 16. Apr 2018, 21:55

Auch Bonicelli scheint bewusst das Motto einer militärischen Einheit gewählt zu haben http://it.cathopedia.org/wiki/Silvio_Cesare_Bonicelli
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon cometes » Di 17. Apr 2018, 14:26

Das Motto ist anders als andere Motti von Alpini-Regimentern nicht spezifisch militärisch oder gar auf die Einsatzgebiete dieser Einheiten bezogen.


Das macht es doch recht merkwürdig in den vorgeschlagenen Übersetzungen, überhaupt wirkt ein Wahlspruch vom Schlag "Mehr Sein als Schein" in meinen Augen viel zu zahm für solche stolzen Gebirgsjäger. Er muss sich schließlich mit denen der Kollegen, die Tod und Abstieg trotzen, zum Höchsten streben und sich La terribile, La fulmine oder I lupi nennen, messen lassen: http://www.smalp155.org/curiosita/stori ... alpini.php

Bedenkt man, dass beim Krieg im schwierigen Gelände der Alpen der taktischen Operation, Tarnung und Täuschung bzw. dem Überraschungsangriff besondere Bedeutung zukommt, könnte "Und bemerkt will ich nicht werden, (solange) bis ich (vor Ort/da) bin" (dann ist es nämlich zu spät für den Feind) oder "Und bemerkt will ich nicht werden, solange ich (am Leben) bin" intendiert gewesen sein.
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Re: Wortbildung bei Herkunft

Beitragvon Prudentius » Di 17. Apr 2018, 19:08

Tiberis hat geschrieben: ... hast du hier noch nie einen Beitrag in lateinischer Sprache geschrieben. Warum wohl?


Ich würde nur sehr ausgeprägte Hinkjamben zusammenbringen, und mir kam, seit ich die Stilübungen überstanden hatte, der Gedanke, dass ich damit an aktiver Lateinproduktion genug getan hatte. :)
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