Prudentius hat geschrieben:Etymologie heißt: Einen Begriff in einer Sprache aus einem Begriff in einer anderen Sprache ableiten.
Ursprünglich heißt es, die wahre, echte Bedeutung in derselben Sprache, dem Gr., ableiten; z.B. der Göttername "Hera" hat die wahre Bedeutung "Luft", "HPA" = "AHP", mit Buchstabenumstellung, scherzhaft, aber lehrreich. "Etymos" heißt wahr, echt.
Es ist nicht ganz lauter, hier damit zu kommen, Prudentius. Wir, die hier lesen, wissen, daß die klassische Etymologie, beispielhaft im Kratylos Platonis niedergelegt, eine
philosophische Lehre ist, wir hier aber einer
philologischen Disziplin fröhnen, die sich nicht zur Aufgabe gestellt hat, das "wahre Wesen" eines Dinges zu erkunden, sondern erkennen möchte, wie sich die Bedeutungen der einzelnen Worte entwickelt haben.
Wir verkünden nun nicht irgendwelche in Psephismen und Calkulationen versteckte "Wahrheiten", sondern wollen anhand von Lautentwicklungsregeln und Bedeutungsentwicklungen nachprüfbare Wortgeschichten erstellen.
Da es dabei oft um Wurzeln geht, halte ich das Wort Rhizologie für viel angemessener, als das Wort Etymologie, welche P. oben zitiert, und welches die Philologie des 19. Jahrhunderts infortunabler Weise einfach umgedeutet hat.
Wir wissen z. B. daß die Worte kto, tko, okt und tok, zwar alle c.g.s. dieselben Laute, jedoch in anderer Anordnung erhalten. Von tko und kto wissen wir, daß sie der kroatischen und der russischen Sprache angehören, dieselbe Bedeutung haben (wer), und mithin von uns als verwandt bezeichnet werden. okt dagegen ist lat. acht. tok (Behältnis) dagegen ist ein ungarisches Wort, welches sich zu tök (Kürbisart) gesellt, ganz andere Bedeutung hat, und nicht neben die slawischen Worte gestellt werden darf. Dies zu ordnen ist genau unser philologisches Interesse. Darüber hinaus wollen wir nichts zum Ding an sich feststellen. Bei uns sind die Begriffe nicht mit dem Ding durch irgendeine mysteriöse Beziehung verbunden, als allein durch die Abfolge der Laute und Beziehung, die man Bedeutung nennt. Unser Augenmerk gilt dabei der Arbeitsweise des Gehirns, welches bei der Produktion des Sprache ein lautliches und ein bildliches Assoziationssystem parallel nutzt.
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...