fastus = unklassisches Latein??

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fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon mystica » So 9. Feb 2020, 10:47

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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon mystica » So 9. Feb 2020, 14:37

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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon Laptop » Di 11. Feb 2020, 02:58

Verstehe auch nicht ganz was Menge sich da vorstellt. Georges verweist ja schon auf Plinius und Curtius, der ThLL auch auf Seneca, und Tacitus, alle ziemlich prosaisch.
Sen. nat. 3.18.3.
Ad hunc fastum pervenit venter delicatorum ut gustare non possint, nisi quem in ipso convivio natantem palpitantemque viderunt.

Tac. ann. 2.2.13.
quotiens per urbes incederet, lecticae gestamine fastuque erga patrias epulas

Tac. ann. 4.74.17.
ibi campo aut litore iacentes nullo discrimine noctem ac diem iuxta gratiam aut fastus ianitorum perpetiebantur donec id quoque vetitum

Curt. 9.8.23.
Idem corporis custos promptissimusque bellator et pacis artibus quam militiae maior et clarior, modico civilique cultu, liberalis imprimis adituque facili nihil ex fastu regiae adsumpserat.

Insofern ist wohl Hermann Menge ein Fehler unterlaufen? Von unklassisch kann ja nicht die Rede sein.
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon mystica » Di 11. Feb 2020, 09:39

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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 10:14

https://de.wikipedia.org/wiki/Klassisches_Latein
https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Latinit%C3%A4t
https://de.wikipedia.org/wiki/Latein#Sprachgeschichte

Der Stil des Tacitus unterscheidet sich wegen seiner Kompaktheit stark von anderen Autoren.
Er ist sehr gewöhnungsbedürftig und wohl einer der schwierigsten Autoren.

Sua latinitas cuique. :)
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 14:10

Stomachatus hat geschrieben:Zu Menges Zeiten ist Livius der wichtigste Schulautor

Warum? Historismus?
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 14:26

Danke, das ist nachvollziehbar.
Offenbar konnten die Schüler damals besser Latein als heute bzw. waren besser "dressiert". Livius ist kein einfacher Autor (für Schüler).
Als Anfangslektüre heute m.E. undenkbar.
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 17:29

Longipes hat geschrieben:ich kenne auch manchen Kollegen, der ihn lesen lässt.

Illi collegae mihi inter "exoticos" numerandi esse videntur. :wink:
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 18:09

Longipes hat geschrieben: es gibt gute Schülerausgaben, die das möglich machen.

Wobei der Kommentar und die sprachl. Hinweise vermutlich die Textlänge um ein Vielfaches
überschreiten. :)
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon Medicus domesticus » Di 11. Feb 2020, 18:38

Es geht schon was, auch Livius. Man sollte jetzt Latein auch nicht unter einen Scheffel stellen. Keiner liest heute mehr den gesamten Livius in der Schule, aber aufgearbeitete Texte sind gut möglich!
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon Medicus domesticus » Di 11. Feb 2020, 18:50

Longipes hat geschrieben:Na ja, hätte man damals 50% der Schüler auf's Gymnasium geschickt, wäre da auch nicht viel Livius gewesen

Zur Reflexion: Bei meinem Vater sind von 45 in der Grundschule 2 aufs Gymnasium gegangen... :wink:
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon marcus03 » Di 11. Feb 2020, 19:34

Medicus domesticus hat geschrieben:Keiner liest heute mehr den gesamten Livius in der Schule

Heute? :?
Wann wurde der ganze Livius jemals in der Schule gelesen? :?
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon sinemetu » Di 3. Mär 2020, 23:21

Medicus domesticus hat geschrieben:Zur Reflexion: Bei meinem Vater sind von 45 in der Grundschule 2 aufs Gymnasium gegangen... :wink:

Damals ging es noch nicht darum, die Leute zu beschäftigen. Da ging es noch um effektives Lernen. Heute machen die Arbeit die Maschinen.
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Re: fastus = unklassisches Latein??

Beitragvon Laptop » Do 28. Mai 2020, 05:13

Möchte mich da Medicus domesticus anschließen; in der Schule werden nur minimale Auszüge im Scheckentempo diskutiert, ob man das "lesen" nennen will, lasse ich mal dahingestellt. 10 bis 20 Sätze die Stunde, eher noch weniger. Als außenstehender Beobachter hab ich mal die Zeit gestoppt, und ein Satz wird im Schnitt 3-6 Minuten diskutiert. In dem Tempo kann man sich vorstellen wie weit man kommt. Das ist Realität, auch heute noch. Wenn man in dem Takt den Stoff durchnimmt dann ist der Schwierigkeitsgrad kein Kriterium mehr. Wenn Du 10 Minuten auf einem Stück Holz (Xylivius) herumkaust, dann wird auch das gut weich und verdaulich. Die Vorkenntnisse sind so gering, daß man als Lehrer auch gleich Sanskrit durchnehmen könnte. Ganz im Ernst. Alles wird haarklein auseinandergenommen und erläutert, aber ein Lesefluß stellt sich so nicht ein. Deshalb weigere ich mich von "lesen" zu sprechen. Auf dem Kenntnis-Niveau müßte man das Skript einer Sendung "Teletubbies" ausdrucken, damit ein Flowgefühl aufkommt. :cry:
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