haːbeːmus paːpam

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Re: haːbeːmus paːpam

Beitragvon Zythophilus » So 24. Mai 2020, 09:46

Als Pole hatte Johannes Paul II. genug, Möglichkeit die Segnungen des Marxismus persönlich kennenzulernen. In Moskau setzte man die Ideen des Trierers um. Dass das Paradies sich dabei nicht einstellte, war natürlich nur der unvollkommenen Umsetzung geschuldet, was aber diverse Kommunisten und Marxisten auch im Westen erst nach dem Ende der SU herausfanden. :pillepalle: Die gewaltsame Umsetzung ist nicht eine Erfindung Lenins, die wurde schon von Marx propagiert.
Johannes Paul II. gelang es zusammen mit Ronald Reagan, dem menschenverachtenden Regime ein Ende zu bereiten. Diktaturen funktionieren relativ gut, wenn es den Menschen dort auch wirtschaftlich halbwegs gut geht; die Kombination des Gefühls, dass man ohnedies nichts tun dürfe, mit Obrigkeitshörigkeit und einem vollen Magen verhindert i.d.R. Revolutionen. Das laut eigener Definition überlegene kommunistische System schaffte es aber letztlich nicht, das Wettrüsten mit den USA so locker wegzustecken, dass dabei die Versorgung der Bevölkerung nicht auf der Strecke blieb. Die Einschätzung des Marxismus also einer umgesetzten Idee, die in Polen z.B. 1970 Tote unter den Gegnern forderte, ist eben nur schwer mit der Vorstellung saturierter Bürgersöhnchen, die einfach gegen etwas protestieren wollten und den Kommunismus mit Marx und Ho Tschi-Minh als sehr theoretisches Vorbild erkoren, ohne sich selber in ihrem Konsumverhalten einschränken zu müssen, vereinbar.
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Re: haːbeːmus paːpam

Beitragvon Sapientius » Mo 25. Mai 2020, 15:32

... die Segnungen des Marxismus ...


Man kann einige anführen (Zytophile, du bist zu sehr noch im kalten Krieg befangen!), es fängt schon unter Bismarck an, die Einführung der Krankenversicherung, das war ein Versuch, den aufkommenden Marxismus zu bremsen; ich würde überhaupt die Zeit des kalten Krieges als eine relativ glückliche bezeichnen, in dem Sinne, dass damals Absprachen unter den Alliierten bestanden, Abgrenzungen der Einflußsphären: man wusste, wer wo was durfte; deshalb kam es bei den Krisen in Ungarn, Prag, Polen zu keinen übergreifenden Verwicklungen, wie wir es heute in der Ukraine sehen; denn jetzt gibt es eine Konfrontation wegen der Verlegung der Bruchlinie zwischen Russland und der Nato, und ungeklärt ist, wie weit russisches Sicherheitsinteresse und ukr. Unabhängigkeitsstreben gehen dürfen.
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