Online Vorlesung Horaz von Prof. J.P. Schwindt

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Online Vorlesung Horaz von Prof. J.P. Schwindt

Beitragvon mystica » Mo 9. Nov 2020, 13:53

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Re: Online Vorlesung Horaz von Prof. J.P. Schwindt

Beitragvon Laptop » So 15. Nov 2020, 01:32

Es kommt mir ein wenig aus der Zeit gefallen vor. Zum einen ist das bild- und tontechnisch, mit Verlaub, unprofessionell. 99% aller YouTube-Videos sind da besser und die kommen von Amateuren. Wenn ich beruflich Vorträge halte, dann stelle ich nicht mein iPhone 5 hin, sondern kaufe mir zumindest ein iPhone 10, mal von andrem Equipment ganz zu schweigen, und frage zur Not auch mal den Sohnemann, der mir zum Beispiel sagen könnte, daß Querformat sinnvoller ist als Hochformat. Die hölzerne Steifigkeit übergehe ich mal, ich mag kein "ad personam", schließlich ist nicht jeder zum Entertainer geboren, auch ich nicht. Dann aber stellt sich mir vor allem die Frage "Worum geht es überhaupt? Was ist die Zielsetzung?" Da erwarte ich von einem wissenschaftlichen Vortrag auch eine wissenschaftlich relevante Zielsetzung, wenn möglich eine Aussicht auf Erkenntnisgewinn, die am besten gleich zu Beginn dem Zuseher mitgeteilt wird. Ich höre "Horaz ... anschauen ... Erkundungsreise ... entdecken". Es geht also vielmehr um ein endloses Abschweifen und Umherschweifen mit keinem anderen Zweck, als der Begutachtung, des Kennenlernens. Das hat seine Berechtigung aber mit Wissenschaft nicht viel zu tun. Dieses unproduktive Umherirren ist leider symptomatisch für die Geisteswissenschaften, in denen sich diese Schulkrankheit weiter fortsetzt. "Geistiges Durchdringen" gut und schön, aber der Gärtner der nur seinen Garten betrachtet wird kein guter Gärtner.

Inhaltlich verspüre ich auch mehr Staub denn Sonne. Schwindt sagt an einer Stelle: "Das Eigentümliche an der lateinischen Sprache ist eben ihre Schwere, ihre klotzartige Fügung, sie ist nicht elegant. Sie kennt nicht den weiten Ausschwung des Partikelwaldes eines Plato. Oder der deutschen Sprache, wo man ..." Hm, ob das so ist? Vielleicht kann zu diesem Standpunkt gelangen, wer sich allzeit nur mit lat. Literatur beschäftigt hat und es nie interaktiv gesprochen oder lebendig gehört hat. Literatur ist nicht gleich Sprache; sie ist nur eine, und nicht einmal sonderlich relevante, sprachliche Erscheinungsform! Und so ist auch dieser Standpunkt "Latein ist wie ein erhabner Stein" ein wenig von gestern. Schade eigentlich, denn so wird wieder das Klischee bekräftigt das in vielen Köpfen über die Altphilologie herumgeistert. Und wollen wir Geistern Nahrung geben?
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