von Sokrates » Sa 26. Aug 2023, 19:01
Im Schülerkommentar von Freyer wird quaeque (mit korrespondierendem quaeque) nur auf volucres bezogen, darauf auch positae.
Im Kommentar von Pearse heißt es S. 437, dass man sich gedanklich ein tacent statt tacet denken kann, wenn der Vers 528 getilgt wird, was sich dann sowohl auf pecudes wie auch volucres bezieht. Weiter heißt es auf S. 438 zu quaeque: " That the division (as Lucr. 2, 344.46) is into water birds (cf. 7,32-34) and those of field and thicket is clear from positae in the next line; otherwise quaeque...quaeque might be construed as neuter and applied to indefinite animals", eine Möglichkeit, die ich abwegig finde.
Als Quasidublette wird 9, 224f angegeben: cetera per terras omnis animalia somno / laxabant curas et corda oblita pecorum. Dieses erneute Auftreten und die Tatsache, dass ein "first-rate manuscript support" fehlt, spricht für manche gegen den Vers, andere halten ihn als vorbereitend für das folgende Konstrastiv und aufgrund der Tempusgleichheit zu carpebant für harmonisch und rundend. Stat. Theb. I, 339-341 und Sen. Dial. 4,33,6 werden als ähnliche Formulierungen geboten. Die Interpunktion werde dann aber angepasst, etwa, indem mit pecudes ein neuer Satz beginnt, nach 527 ein Komma und nach 528 ein Kolon steht.
Pearse fährt fort, dass, entgegen der Meinung anderer, die Form lenibant sei zu außergewöhnlich für einen Interpolator, Vergil sehr wohl solche Formen gebraucht (mehrere Belegstellen), auch in 6, 468 gerade lenibat.
Kühner-Holzweissig S. 724f führen auch diese Stelle auf, Leumann hilft nicht. Michael Weiss, Outline of Historical and Comparative Grammar of Latin, 1st Ed. 2009, S. 414 Fußnote 15 führt auch Vergil 6, 468 als Beispiel an. Meiser, Historische Laut-und Formenlehre der lateinsichen Sprache, gibt an, dass diese Formen im Altlatein häufiger seien, aber die regulären schon dominierten, wohingegen Andrew Sihler, A New Comparative Grammar of Latin and Greek, S. 555 angibt: "in early Latin veni- is commoner than venie-. Lenibant ließe sich also problemlos rechtfertigen, auch passt bei entsprechender Interpunktion der Vers gut in den Kontext, aber ein nachklapperndes positae mit Punkt danach wäre auch denkbar, ohne dass Lenibant fehlen würde.
Was sagt der Kommentar von Binder 2019?
LG
Sokrates