Apuleius

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Apuleius

Beitragvon iurisconsultus » So 7. Aug 2022, 21:54

per umeros volatilis dei pinnae roscidae micanti flore candicant et, quamvis alis quiescentibus, extimae plumulae tenellae ac delicatae tremule resultantes inquieta lasciviunt

Liebe sodales,

ich weiß (mittlerweile), dass inquieta ein adverbialer Akkusativ ist. Gibt es irgendeinen Grund dafür, warum A. nicht inquietae (Prädikatsnomen zu plumulae) oder einfach inquiete (Adverbial) geschrieben hat? - Letzteres nicht, weil schon tremule auf resultantes bezogen ist?

Danke sehr! :)
Zuletzt geändert von iurisconsultus am Mo 8. Aug 2022, 11:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 06:59

iurisconsultus hat geschrieben:ich weiß (mittlerweile), dass inquieta ein adverbialer Akkusativ zu resultantes iSv „unruhig hin- und herspringen“ ist

Adverbialer Akk. im Plural? Das ist mir unbekannt.
Er kommt mW nur bei Substantiven vor:
http://www.latein-imperium.de/include.p ... tid=31#adv

Ich finde auch inquiete:
https://www.google.de/search?q=resultan ... 5vwBw&ved=
Es könnte ein lectio difficilior sein.

Mal sehen, was die anderen dazu zu sagen haben.
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Re: Apuleius

Beitragvon iurisconsultus » Mo 8. Aug 2022, 08:01

Hallo Markus,

mir ist/war das auch völlig unbekannt. Ich habe die Information aus diesem open-access-Buch: http://www.faenumpublishing.com/apuleiu ... syche.html.

Ich danke dir jedenfalls für deine rasche Antwort und warte auf weitere Stimmen. :)

LG
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 09:35

PS:
MBS §360:
Adverbialer Akk. bei einigen Pronomina, Zahlwörtern und Quantitätsadjektiven.
Dazu zählt inquieta definitiv nicht. Noch ein Grund mehr auf unsere Profis zu warten.
Für einen Juristen steigst du tief in die philolog. Materie ein.
Latein scheint dir valde cordi esse. :D
Hoffentlich verzeiht dir die Juristerei dieses "Fremdgehen"/"diese Geliebte". ;-)

cf:
https://books.google.de/books?id=XHiJA6 ... nt&source=
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Re: Apuleius

Beitragvon iurisconsultus » Mo 8. Aug 2022, 10:21

Da mich 2006 (Studienbeginn) die Rechtswissenschaft selbst in die Arme der lateinischen Sprache gezwungen hat, ehe ich jene überhaupt berühren durfte, sehe ich mich exkulpiert. :lol: Seither lässt mich Latein jedenfalls nicht mehr los - je besser ich werde, umso besser will ich werden (ein endloser [Teufels-]Kreis :-D )

Auch Harrington/Scott, Selections from Latin Prose and Poetry S 458 (1933) sagen:
used adverbially with lasciviunt

https://archive.org/details/prosepoetry ... q=Inquieta

Auch bei anderen Kommentatoren wird dasselbe gesagt und samt Belegen betont, dass A. eine Schwäche für diese Konstruktion hat.
Dateianhänge
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 12:40

iurisconsultus hat geschrieben:Auch bei anderen Kommentatoren wird dasselbe gesagt und samt Belegen betont, dass A. eine Schwäche für diese Konstruktion hat.

Dann ist alles klar.
Apuleius schreibt ja kein klassisches Latein.
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Re: Apuleius

Beitragvon iurisconsultus » Mo 8. Aug 2022, 13:01

Genau! Ich danke dir für deine Hilfe! :)
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 13:46

Auch für dich immer gerne, o iudex vere humane et eruditissime! :D
Vlt. kannst du die mir drohende Höllenstrafe um ein paar Jährchen runtersetzen helfen,
indem du deine höllisch guten Rechtkenntnisse am Tag des Weltgerichts anwendest
oder mögliches Vitamin B spielen lässt.
Ich bin für jeden Tag Bruzzelerlass sehr dankbar. ;-)
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Re: Apuleius

Beitragvon iurisconsultus » Mo 8. Aug 2022, 14:46

Ich denke, ich kann dich beruhigen, Markus. Ich bin fast sicher, dass nach unserem Tod niemand über uns zu Gericht sitzen wird. :lol: Sollte ich mich irren, werde ich - facta mihi defendendi facultate - in der defensio sogleich eine exceptionem de incompetentia absoluta vorbringen, denn ich bin keiner Religion zugehörig. :lol:
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 15:22

iurisconsultus hat geschrieben:denn ich bin keiner Religion zugehörig.

O te felicem!
So ersparst du dir viel Ärger, Frust, anerzogenes, verkrüppeletes, Zwänge erzeugendes,
von ekklesiogen Neurosen bedrohtes, usw. Gewissen!
Ohne die pervertierten Religionen sähe die Welt in vielem besser aus.
Lebe nach dem Biophilie-Prinzip und der Goldenen Regel, was eh schwer genug ist.
Wem das bestmöglich gelingt, braucht mMn nichts zu fürchten, si vita futura cuiuslibet
speciei nos maneat.
Homo vere humanus homo vere Christianus.

„Der Mensch kommt nur wirklich in echtem Selbstvollzug zu sich, wenn er
sich radikal an den anderen wegwagt. Tut er dies, ergreift er (unthematisch
oder explizit) das, was mit Gott als Horizont, Garant und Radikalität solcher
Liebe gemeint ist, der sich in Selbstmitteilung (existenziell und geschicht-
lich) zum Raum der Möglichkeit solcher Liebe macht.
...
Diese Selbstmitteilung Gottes
an den Menschen, die dessen Nächstenliebe trägt, hat ihren eschatologisch
siegreichen, geschichtlichen Höhepunkt in Jesus Christus, der darum in je-
dem anderen Menschen
mindestens anonym geliebt wird.
(Karl Rahner)


Dort, wo der Mensch sich selber loslässt und seinen Nächsten in Selbstlosigkeit
liebt, ist wirklich schon an das unsagbare Geheimnis Gottes geraten (derselbe)


Wer das verstanden hat und zu leben versucht, braucht weder Religion noch Kirche.
Denn er ist ein homo bonae voluntatis et humanissimus, so wie ihn ein potentieller Gott haben will.
Alles andere ergäbe sich von selbst, wenn das Leben nicht so verflucht kompliziert wäre. :)

https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/b ... sequence=1
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Re: Apuleius

Beitragvon Sapientius » Mo 8. Aug 2022, 15:52

Könnte es sein, dass Apuleius Satzklauseln verwendet hat, metrische Satzschlüsse, hier: —◡— —◡—, "Doppelkretikus": "-eta lasciviunt", dann hätte er bei inquieta eine kurze Silbe gebraucht, -ta; und deshalb vermied er "inquite"?
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Re: Apuleius

Beitragvon ille ego qui » Mo 8. Aug 2022, 17:34

Der Inhaltsakk. im Plural ist nicht sehr häufig, begegnet aber - speziell in der Poesie - immer wieder, und durchaus auch “klassisch”.

https://books.google.de/books?id=1RKPZS ... 22&f=false

(Die Google-Books-Suche hilft oft, ausgehend von Textzitaten (in Anführungszeichen gesetzt) direkt passende Grammatikparagraphen zu finden.)

:-)
Ille ego, qui quondam gracili modulatus avena
carmen et egressus silvis vicina coegi,
ut quamvis avido parerent arva colono,
gratum opus agricolis, at nunc horrentia Martis
arma virumque cano ...
ille ego qui
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Mo 8. Aug 2022, 17:58

ille ego qui hat geschrieben: speziell in der Poesie - immer wieder, und durchaus auch “klassisch

Metrisch bedingt?
MBS erwähnt das mW nicht.
Hast du klassische Prosabeispiele?
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Re: Apuleius

Beitragvon Zythophilus » Di 9. Aug 2022, 08:42

Für die Dichtung gibt es einen sehr klassischen Beleg:
Vergil, 3. EKl. 8 hat geschrieben:... transuersa tuentibus hircis
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Re: Apuleius

Beitragvon marcus03 » Di 9. Aug 2022, 10:07

Sehr oft trifft man das aber wohl nicht an bei solchen Adjektiven.
Im MBS ist das sehr beschränkt auf bestimmte Adjektive. (s.o.)
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