"Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit".
"Temporibus ars propria,
arti libertas propria (danda est)".
Oder lieber sing. "tempori"? Oder "ars sua", "libertas sua"? Oder "postulanda est" oder "concedenda est"?
Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team
"Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit".
"Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit" ist ein berühmtes Motto der Wiener Secession, einer Künstlervereinigung, die 1897 gegründet wurde. Der Satz drückt das Anliegen der Gruppe aus, sich von traditionellen Kunststilen zu lösen und neue Ausdrucksformen zu finden, die mit den kulturellen und sozialen Gegebenheiten ihrer Zeit in Einklang stehen.
Er bedeutet in etwa, dass jede Epoche ihre eigene Kunstform haben sollte, und dass die Kunst frei sein sollte, sich ohne Einschränkungen zu entfalten.
Tiberis hat geschrieben:(propria ist m.E. überflüssig)
Es handelt sich hier offensichtlich um eine Forderung bzw. einen Wunsch, daher sollte sit stehen.
ille ego qui hat geschrieben:Willst du damit sagen, dass du keine Ellipse machen würdest?
Sapientius hat geschrieben:und als solches muss es kurz und doch vielsagend sein.
Wenn im alten Rom die Spannung, welche wirtschaftliche Gegensätze stets hervorrufen, einen gewissen Höhepunkt erreicht hatte, dann geschah es wiederholt, dass der eine Theil des Volkes hinauszog auf den Mons sacer, auf den Aventin oder das Janiculum, mit der Drohung, er werde dort im Angesichte der alten Mutterstadt und den ehrwürdigen Stadtvätern gerade vor der Nase ein zweites Rom gründen, falls man seine Wünsche nicht erfülle. Das nannte man Secessio plebis. Die ehrwürdigen Stadtväter waren gescheite Leute, sie schickten dann einen biederen Vermittler zu den Secessionisten, versprachen viel und hielten wenig – und die Secessio plebis war beendet.
Wenn aber eine grosse Gefahr dem Vaterlande drohte, dann weihte das gesammte Volk alles Lebende, das der nächste Frühling brachte, den Göttern als heilige Frühlingsspende – VER SACRUM, und wenn die im heiligen Frühling Geborenen herangewachsen waren, dann zog die jugendliche Schar, selbst ein heiliger Frühling, hinaus aus der alten Heimatstätte in die Fremde, ein neues Gemeinwesen zu gründen aus eigener Kraft, mit eigenen Zielen.
Und weil die Künstlerschar, welche sich freiwillig losgelöst hat aus alten Beziehungen, eine neue selbständige Künstlervereinigung in Wien zu gründen, nicht darum aus dem alten Verbande geschieden ist, weil sie irgendwelche wirtschaftliche Begünstigungen anzustreben hätte, nicht zu dem Zwecke, um mit Concurrenz zu drohen, um Zugeständnisse zu erhalten oder um sich durch einen modernen Menenius Agrippa hinterdrein wieder beschwatzen zu lassen, hat sie auch nicht durch den Namen „Secession“ an die Ursachen, Ziele und den – Ausgang der alten Secessiones plebis erinnern wollen.
Weil sie vielmehr nicht ihre persönlichen Interessen, sondern die heilige Sache der Kunst selbst für gefährdet erachtet hat und in weihevoller Begeisterung für diese jedes Opfer auf sich zu nehmen bereit war und bereit ist, und nichts will, als aus eigener Kraft ihre eigenen Ziele erreichen, darum hat sie sich unter das Zeichen des VER SACRUM gestellt. Der Geist der Jugend, der den Frühling durchweht, er hat sie zusammengeführt, der Geist der Jugend, durch welchen die Gegenwart immer zur „Moderne“ wird, der die treibende Kraft ist für künstlerisches Schaffen, er soll auch diesen Blättern den Namen geben im Sinnbilde des VER SACRUM.
VER SACRUM
heiliger Weihefrühling, es ist ein gutes Wahrzeichen, unter dem der neue Künstlerverband ins Leben tritt: die Entstehung des ewigen Rom, der Stadt der Künste und der Kunst, wird ja auch zurückgeführt auf ein VER SACRUM.
Mitglieder in diesem Forum: Google [Bot] und 14 Gäste