"quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere ne

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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"quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere ne

Beitragvon mythe » Mo 24. Okt 2005, 03:05

Hallo :)

Ich bin über diese Formulierung in einem Text gestolpert und mein Schullatein ist schon so lange her, dass ich die Übersetzung beim besten Willen nicht mehr zusammen bekomme.

Ich hoffe, Ihr könnt mir helfen und mir sagen, was der Ausspruch "quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit" auf deutsch heisst.

Im voraus vielen Dank. :)

mythe
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Re: "quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescer

Beitragvon Plebeius » Mo 24. Okt 2005, 08:51

mythe hat geschrieben:Hallo :)

Ich bin über diese Formulierung in einem Text gestolpert und mein Schullatein ist schon so lange her, dass ich die Übersetzung beim besten Willen nicht mehr zusammen bekomme.

Ich hoffe, Ihr könnt mir helfen und mir sagen, was der Ausspruch "quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit" auf deutsch heisst.

Im voraus vielen Dank. :)

mythe

:)
Was von Anfang an fehlerhaft/mangelhaft ist,
kann nicht im Laufe der Zeit erstarken/ gedeihen, genesen

http://www.kocher.pro.br/dicionario/q10.htm
Anm.:
nequeo, Inf.: nequire, wird wie i r e (gehen) konjugiert.


:)
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Beitragvon Gast » Mo 24. Okt 2005, 23:04

Danke für die schnelle Antwort, hat mir sehr geholfen. :)

Vielen Dank nochmal.
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Beitragvon Martialis » Di 25. Okt 2005, 18:23

Hmmm, das steht scheinbar im Widerspruch zu "sero medicina paratur, cum mala per longas convaluere moras", oder?
Martialis
 

Beitragvon Plebeius » Di 25. Okt 2005, 19:05

Martialis hat geschrieben:Hmmm, das steht scheinbar im Widerspruch zu "sero medicina paratur, cum mala per longas convaluere moras", oder?


Ich sehe hier keinen Widerspruch,
denn „cum mala per longas convaluere moras" bedeutet doch, dass das Übel/die Krankheit stärker/schlimmer geworden ist.

„quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit“ will m.E. sagen,
dass etwas, was zu Anfang schon fehlerhaft/ krank ist, im Laufe der Zeit nicht gesund/heil werden kann.

:)
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Beitragvon Tiberis » Di 25. Okt 2005, 21:38

quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit

eine von den sog. regeln des römischen rechts.
z.b. wenn die voraussetzungen für die "iusta causa" als erwerbsgrund nicht gegeben sind (z.b. erwerb einer gestohlenen sache) , kann ich nicht durch bloßes ersitzen eigentümer werden.
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Beitragvon Martialis » Di 25. Okt 2005, 23:37

@ Plebeius

leicht sophistisch:

Wenn man vitiosum und malum gleichsetzt, dann gibt es einen Widerspruch: einmal kann es nicht convalescere, im anderen Fall kann es. Oder?
Martialis
 

Beitragvon Plebeius » Mi 26. Okt 2005, 08:47

Martialis hat geschrieben:@ Plebeius

leicht sophistisch:

Wenn man vitiosum und malum gleichsetzt, dann gibt es einen Widerspruch: einmal kann es nicht convalescere, im anderen Fall kann es. Oder?


convalesco, convalescere, convalui
1. kräftig werden, heranwachsen
2. erstarken, an Kraft gewinnen, gedeihen, sich steigern(fides)
3. an Macht gewinnen (Personen, Staaten)
4. genesen, sich erholen (ex morbo)
PONS

1. erstarken, hell auflodern
2. a)an Macht od. Geltung zunehmen
b) genesen
Langenscheidt

Im ersten Fall "quod ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit" hat convalescere die Bedeutung von besser werden, erstarken,
nach Tiberis Eigenschaften dazugewinnen, Voraussetzungen schaffen,
die zu Beginnen nicht da waren, vitiosum(fehlerhaft/mangelhaft).

Im zweiten Fall"cum mala per longas convaluere moras" ist die Kranheit durch ärztliches Zögern oder durch andere Aufschübe "erstarkt", d.h.schlimmer geworden und "sero medicina paratur "die Medizin wird spät/zu spät bereitet.

M.M.n. kann man hier v i t i o s u m und m a l u m nicht gleichsetzen,
und da es sich um zwei ganz verschiedene Fälle handelt, ist auch, so
meine ich, kein Widerspruch festzustellen.
:)

"Principiis obsta; sero medicina paratur
Cum mala per longas convaluere moras."
(Widersteh' im Beginn. Zu spät bereitet man Mittel, Wann das Übel erst stark wurde durch langen Verzug.) Ovid
http://www.europarl.eu.int/meetdocs/200 ... 5870de.pdf

:)
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Beitragvon Martialis » Do 27. Okt 2005, 02:19

Hallo Plebeius,

du schlägst beide Male die Übersetzung "erstarken" vor. Wie aber kann eine Krankheit (mala) erstarken, aber "partes vitiosae" (Georges: kranke Glieder) nicht?

:wink:
Martialis
 

Beitragvon Plebeius » Do 27. Okt 2005, 09:34

Martialis hat geschrieben:Hallo Plebeius,

du schlägst beide Male die Übersetzung "erstarken" vor. Wie aber kann eine Krankheit (mala) erstarken, aber "partes vitiosae" (Georges: kranke Glieder) nicht?
:wink:


Hallo Martialis,
gut, ich streiche im 1.Fall „erstarken“, aber ich sehe hier im Gebrauch des Wortes
c o n v a l e s c e r e grundsätzlich zwei unterschiedliche Bedeutungen:
Einmal steht es in der Bedeutung „ gesund werden“, „genesen“, „den schon anfänglich vorhandenen Mangel beseitigen“ bzw laut Tiberis und römischem Recht „die fehlenden Voraussetzungen für eine bestimmte Handlung erwerben“ . Dieser Mangel wird nicht einfach durch den Ablauf der Zeit behoben und so werden auch die notwendigen Voraussetzungen für die Handlung/ den Erwerb nicht einfach durch den Verlauf der Zeit („Kommt Zeit, kommt Rat“) geschaffen.
Ergo: c o n v a l e s c e r e ist hierauf diese Weise(„abwarten und Tee trinken“) nicht möglich.

Im 2.Fall sehe ich c o n v a l e s c e r e in der Bedeutung “an Kraft gewinnen“, „sich steigern“,
bezogen auf bestehende Zustände, hier die Krankheit, die „an Kraft gewinnt“, „sich steigert“,
schlimmer wird, wenn nichts unternommen wird. „sero medicina paratur“.

So sehe ich es.

:)
Plebeius
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Beitragvon Tiberis » Do 27. Okt 2005, 14:56

So sehe ich es

ich auch. :)
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Beitragvon Martialis » Do 27. Okt 2005, 23:08

Georges macht die gleiche Unterscheidung.

Brauchts aber gar nicht, wenn man als einzige Grundbedeutung "stärker werden" annimmt. Dann kommt es nur mehr auf das Subjekt an. Dann kann alles und jedes stärker werden, eine Krankheit, ein Virus, ein Körper, ein Mensch, ein Staat, ein Fehler etc.
Dass ein Körper schwächer wird, wenn die Krankheit stärker wird, liegt in der Natur der Sache. Umgekehrt gehts auch.

ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit

Das hier Gemeinte kann grundsätzlich auch "stärker werden", in diesem Fall aber nicht, weil es "ab initio" "vitiosum" ist. Vitiosum ist ja nicht das Subjekt, sondern nur ein Attribut desselben.

Zitat:
So sehe ich es

ich auch. Smile


Ich auch. :)
Martialis
 

Beitragvon Plebeius » Sa 29. Okt 2005, 09:31

Martialis hat geschrieben:
ab initio vitiosum lapsu temporis convalescere nequit

Das hier Gemeinte kann grundsätzlich auch "stärker werden", in diesem Fall aber nicht, weil es "ab initio" "vitiosum" ist. Vitiosum ist ja nicht das Subjekt, sondern nur ein Attribut desselben.

Zitat:
So sehe ich es

ich auch. Smile


Ich auch. :)


Ich kann mich nur wiederholen:

Es geht um einen Mangel, um falsche Voraussetzungen.
Dabei ist gar nicht an ein Stärkerwerden gedacht.
Natürlich kann ein Mangel, wenn es sich z.B. um ein fehlendes Vertrauen handelt, stärker werden.
Aber darum geht es hier nicht.

Es wird lediglich gesagt, dass dieser Mangel/das Fehlerhafte/ das Misstrauen z.B - vitiosum - nicht einfach so im Laufe der Zeit verschwindet und das damit Behaftete davon befreit wird, und so eine „Heilung“ eintritt im Sinne "Die Zeit heilt alle Wunden".
dass die notwendigen Voraussetzungen einfach so entstehen.....

:)
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Beitragvon Martialis » So 30. Okt 2005, 02:52

Sag ich doch. :)
Martialis
 


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