"in quaerendo"

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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nd und kein Ende

Beitragvon Willimox » Fr 25. Nov 2005, 17:23

nd und kein Ende

    Denn sie hat zunächst eine futurische Bedeutung; sie drückt eine zu vollziehende Tätigkeit, eine zu verwirklichende Handlung aus. Daraus hat sich dann die gewöhnliche Bedeeutung der objektiven Notwendigkeit, des Müssens entwickelt.


Ja eben, care Romane:

(a)

Und wegen dieser doppelten Valenz haben ja moderne Didaktiker recht gern die doppelwertige deutsche Formulierung mit "zu+Verb" ins Spiel gebracht und nützen dabei deren Potential:

Die zu bearbeiten de Aufgabe ....

a)eine Aufgabe, die bearbeitet wird,
b) eine Aufgabe, die bearbeitet werden wird
c) eine Aufgabe, die bearbeitet werden kann und insofern die Kräfte nicht unbedingt überfordert
d) eine Aufgabe, die bearbeitet werden muss

(b)

Die letzte Lesart (d) scheint im Lateinischen - man vegleiche die Gerund-Gerundiv-Transformation - die schwächste im Lesartenspielraum zu sein.
Aus irgendeinem Grund wird sie aber in der Verbindug mit "esse" besonders stark markiert.

discipuli docendi sunt:

Die Schüler sind zu belehren(de)

Die necessitäre Bedeutung scheint dabei im Lateinischen sehr viel dominanter als beim deutschen Gerundiv, man vergleiche:

Die Aufgabe ist zu bearbeiten.

Die Aufgabe ist zu bearbeiten, kann bearbeitet werden, ist lösbar.
Die Aufgabe muss bearbeitet werden.
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Beitragvon Tiberis » Fr 25. Nov 2005, 19:58

Das Gerundivum ist im Verhältnis zum Gerundium wahrscheinlich die ältere und zugleich auch weit häufigere Form. Nach der übereinstimmenden Überlieferung der alten Grammatiker wird es als Participium Futurti Passivi bezeichnet; und dieser Name trifft, trotzdem er von neueren Grammatikern meist verworfen wird und ziemlich allgemein durch die Bezeichnung Gerundivum verdrängt ist, Sinn und Bedeutung der Form am besten. Denn sie hat zunächst eine futurische Bedeutung; sie drückt eine zu vollziehende Tätigkeit, eine zu verwirklichende Handlung aus. Daraus hat sich dann die gewöhnliche Bedeeutung der objektiven Notwendigkeit, des Müssens entwickelt.

mir war diese beschreibung des gerundivs bei Kühner-Stegmann nicht bekannt, aber ich finde durch sie jedenfalls meine ausführungen von vorhin vollinhaltlich bestätigt. ich glaube übrigens auch, daß es sich beim gerundium um eine jüngere erscheinung handelt, wobei vermutlich die flexionsformen einfach vom gerundiv übernommen worden sind, ohne aber dessen bedeutung zu haben.
wenn das so ist, ist die "austauschbarkeit" in den angesprochenen fällen
aber nur eine scheinbare, die durch das gleiche -nd- suffix suggeriert wird. libris legendis und libros legendo wurden zwar vermutlich als annähernd gleichbedeutend empfunden, aber die gedanklichen wege, die zum scheinbar gleichen ziel führen, sind höchst unterschiedlich.
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Beitragvon Willimox » Fr 25. Nov 2005, 20:10

Das wäre nur dann ein sehr starkes Argument,

wenn "Gerundformen plus logisches Objekt"
in Dativ- oder Präpositionskonstruktionen
neben entsprechenden Gerundivkonstruktionen
koexistierten.

Der Lateiner vemeidet aber eben so etwas wie

in creando consulem curam adhibeamus.
in libros legendo ...
ad libros legendum


Er setzt

in creando consule ....
in libris legendis ...
ad libros legendos..


Nuja, Schalerl Kaffee muss halt mal her

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