Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzung

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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon iurisconsultus » Mo 2. Aug 2021, 10:56

Die Frage ist ja schon, ob es nicht "reserato" heißen muss:

https://books.google.at/books?id=ZKiva0 ... is&f=false

https://books.google.at/books?id=sssx-l ... it&f=false
(Ars amatoria 595)
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
aequum licet statuerit, haud aequus fuit.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon marcus03 » Mo 2. Aug 2021, 11:52

Metrisch würde das ebenfalls passen.

Loebclassics und Perseus Digital Library haben sacro de carcere
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 2. Aug 2021, 20:00

Die Startboxen hatten ein gewisses Merkmal, waren einzigartig. Ovid bezeichnet m.E. eine gewisse Ehrfurcht vor ihnen. Darin widerspiegelt sich auch der vorherige religiöse Aufwand.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon iurisconsultus » Mo 2. Aug 2021, 20:41

Wenn wir „sacro“ belassen, könnte ich mir eine Enallage auf die Hermen vorstellen, die nach manchen auf den „carceres“ standen.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 2. Aug 2021, 20:48

Die Veranstaltungen im Circus waren emotional und religiös enorm aufgeladen. Mein Buchtipp zeigt hier einiges, wen es interessiert. Das habe ich hier schon früher erwähnt.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon marcus03 » Di 3. Aug 2021, 07:05

iurisconsultus hat geschrieben:Wenn wir „sacro“ belassen, könnte ich mir eine Enallage auf die Hermen vorstellen, die nach manchen auf den „carceres“ standen.


Was meinst du mit Enallage? Dann wäre es m.E. eher eine Metonymie, wenn mit carceres
die Hermen bei den carceres gemeint wären.

Die Hermen stand wohl nicht direkt auf den Schranken, sondern auf deren Befestigungen/Pfosten
, die diese hielten.
Allerdings steht hier nichts davon:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herme

Wo hast du deine Info her?
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon Sapientius » Di 3. Aug 2021, 08:13

"Die heilige Schranke"

Medicus domesticus hat geschrieben:Die Startboxen hatten ein gewisses Merkmal, waren einzigartig. Ovid bezeichnet m.E. eine gewisse Ehrfurcht vor ihnen ....


Ich denke, wir sollten hier nicht resignieren, wir sollen uns klarmachen, dass heilig für uns etwas ganz anderes bedeutet als für die Römmer; für uns ist Religion Privatsache, für die Römer aber Staatsangelgenheit; Religion ist für uns eine Freizeitangelegenheit (Hobby), für die Römer aber hochpolitisch; für religiöse Ämter brauchen wir "Berufung", die Römer aber Staatsbeamte; der Römer baute Tempel an den zentralen Plätzen, Kirchen aber stehen auf Privatgrund. Vor dem Heiligen hatten die Römer Ehrfurcht (also Furcht), weil sie sich den Schicksalsmächten ausgeliefert wussten; der moderne Mensch aber, mit 500 Jahren empirischer Naturforschung im Rücken, kann mit dem Begriff des Heiligen nicht mehr viel anfangen.

Kurz und gut: ich will sagen, das Heilige an der Schranke besteht darin, dass sie unantastbar ist, respektiert, geachtet werden muss, dass man fürchten muss, disqualifiziert zu werden, wenn man die Schranke vorzeitig hebt.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon marcus03 » Di 3. Aug 2021, 08:18

Sapientius hat geschrieben:der moderne Mensch aber, mit 500 Jahren empirischer Naturforschung im Rücken, kann mit dem Begriff des Heiligen nicht mehr viel anfangen.

Dazu ein berühmtes Buch von Rudolf Otto:

https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Ot ... lige_(1917)

https://www.deutschlandfunk.de/theologe ... _id=457886
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon iurisconsultus » Di 3. Aug 2021, 13:40

marcus03 hat geschrieben:Die Hermen stand wohl nicht direkt auf den Schranken, sondern auf deren Befestigungen/Pfosten
, die diese hielten.
Allerdings steht hier nichts davon:
https://de.wikipedia.org/wiki/Herme

Wo hast du deine Info her?

Hallo marcus,

ich habe diese Information von einem Tour-Guide in Rom. :D Ich weiß natürlich nicht, ob es stimmt. Ich habe die Sache kurz gegoogelt, dabei aber nichts Brauchbares zutage gefördert, außer dieses schmale Fact-Sheet von Prof. Janka (LMU):
Startboxen an der kurzen, geraden Seite, davor zw. 2 Hermesstatuen gespannte Schnur

https://www.fachdidaktik.klassphil.uni- ... ircmax.pdf

Jedenfalls gefällt es mir besser, "sacer" auf diese Hermen zu beziehen als auf den gesamten Circus oder die Veranstaltung als solche, wenn auch nicht qua Enallage. :D
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon Sapientius » Mi 4. Aug 2021, 09:24

Wir machen uns schwer eine Vorstellung, wie weit in der Antike die Sphäre des Religiösen in das weltliche und Politische hineinragte. Das Gründerpaar Romulus und Remus waren Halbgötter, Mars löste mit illegitmer Vaterschaft alles aus. Der Gründer Roms wurde durch Vogelflug (auspicium) ermittelt, d.h. es wurde der Götterwille ermittelt; usw. ...
Für uns dagegen ist die religiöse Sphäre sehr eng abgegrenzt, und dadurch entstehen Verständinis-schwierigkeiten, wie hier bei sacer; es gibt auch noch andere Begriffe, bei denen es ähnlich aussieht: fides, pietas, auctoritas, potestas, res publica, ...
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon marcus03 » Mi 4. Aug 2021, 09:50

Sapientius hat geschrieben:Das Gründerpaar Romulus und Remus waren Halbgötter, Mars löste mit illegitmer Vaterschaft alles aus.

Wer steckt hinter solchen Mythen? Wozu hat man sich sie ausgedacht?
Nil fit sine causa! Es geht um Macht und Priviligien auch der Erfinder.
vgl:
Ernst Topitsch, Erkenntnis und Illusion : Grundstrukturen unserer Weltauffassung.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon Sapientius » Do 5. Aug 2021, 19:17

Marce, so kann man heutzutage nicht mehr argumentieren, das ist ja reiner Marxismus, "Ideologiekritik", (Religion ist Opium für das Volk), diese Sonne ist längst untergegangen.
Du musst über Topitsch hinauswachsen, ihm fehlt die metaphysische Dimension.

"Wer steckt hinter solchen Mythen? Wozu hat man sich sie ausgedacht?" Die römischen Patrioten stecken dahinter. Und zur Stärkung einer patriotischen Gesinnung haben sie sich das ausgedacht. Aber es kommt nicht auf das Ausdenken an, sondern darauf, ob diese Erzählungen ein offenes Ohr gefunden haben, ob sie "angekommen" sind.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon ClaudiaK » Do 5. Aug 2021, 20:24

Sapientissime,
ich bin verwirrt und bitte um Aufklärung:
Du selbst sagtest noch in deinen beiden letzten Threads:

Sapientius hat geschrieben :
Der moderne Mensch aber, mit 500 Jahren empirischer Naturforschung im Rücken, kann mit dem Begriff des Heiligen nicht mehr viel anfangen.


Sapientius hat geschrieben: Wir machen uns schwer eine Vorstellung, wie weit in der Antike die Sphäre des Religiösen in das weltliche und Politische hineinragte.


Damit sprachest du jedem, der heute an der Lebenswelt der Römer interessiert ist, die Fähigkeit ab, zu verstehen, dass bei den Römer bis in die praktische Lebenswelt hinein Ereignisse und Gegenstände als heilig betrachtet wurden. Du gingst an dieser Stelle selber und deinerseits von einem Mangel an metaphysischem Gefühl beim heutigen Menschen aus und unterstelltes Denken auf der materiell-naturwissenschaftlichen bzw. strukturellen o.ä. Ebene.

marcus03 dagegen hat zuvor in seinen Links belegt, dass der moderne Mensch sehr wohl noch etwas mit dem Begriff sacer anzufangen weiß. (Das betreffende Buch ist Kassenschlager und theologisch wenig umstritten.) Das Heilige scheint also etwas zu sein, das über alle Zeiten hinweg vom Menschen empfunden werden kann.

Dieses metaphysische Gefühl als Grundausstattung im Menschen von marcus03 bereits grundsätzlich zugestanden und er damit freigesprochen von dem Vorwurf, er würde die religiöse Dimension unterschlagen, bitte ich dich nun, zu erklären, was daran überaltet ist, nach der Funktionsweise von Macht und der Verteilung von Privilegien zu fragen?

Vielleicht sollte ich nicht soweit gehen zu argumentieren, dass es völlig unbedeutend ist, an welches Gefühl appelliert wird, schließlich ist Cicero ein Meister darin, an die Würde, das Pflichtgefühl oder auch die Berücksichtigung der Götterwelt zu appellieren um "anzukommen", aber wird bei aller Überlegung zur Hörerwirkung die Frage nach den sozialen Verhältnissen, die in der Folge stabilisiert werden, obsolet?
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon mystica » Fr 6. Aug 2021, 10:31

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Zuletzt geändert von mystica am Do 14. Jul 2022, 12:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ovid - Amores - 3, 02, Vers 01-14 - Kontrolle Übersetzun

Beitragvon marcus03 » Fr 6. Aug 2021, 15:36

mystica hat geschrieben:Natürlich hat der Mensch als denkendes Wesen immer noch eine "metaphysische Sehnsucht" und fragt nach dem Sinn des Ganzen, d. h. nach dem Sinn seines Lebens.

Seit wann tut er das? Er dürfte mit seiner zufälligen, (dem Fleischgenuss geschuldeten??) Gehirnentwicklung zusammenhängen und damit evolutionstheoretisch erklärbar sein. Er wird damit gewisse Überlebensvorteile gehabt haben,sondern wäre dieses Gefühl ausgestorben.
So lässt sich letztlich auch der Altruismus erklären oder "die Liebe" an sich (Oxytocin).
Die Natur tut nichts, was nicht für irgendetwas oder jemanden "gut" ist d.h. dessen
zufällligem Überleben dient.
Aus der Psychoanalyse, v.a. den Erkenntnissen über das Unbewusste und die frühkindlichen
Prägungen wissen wir, wie Emotionen entstehen, zu denen auch Sehnsüchte gehören. (Spiegelneuronen)

Zudem haben keineswegs alle Menschen metaphysische Ambitionen oder religiöse Interessen.
Viele leben sogar glücklicher ohne sie als von Angst und Zweifeln erfüllte fideles (der Mönch Luther), denen von ihren Kirchen die Freude am Leben genommen, oftmals völlig zerstört wurde.
Ein Blick in die Kirchengeschichte genügt, um zu sehen, was macht- und von Eigeninteressengesteuerte
Institutionen anrichten können, die heucherlisch mit dem Anspruch auftreten, das Heil aller
Menschen zu wollen ohne konkret sagen zu können, worin denn dieses Heil bestehe.
Man macht sich verbal wichtig, ignoriert den wahren status mundi, streitet über theologische Spitzfindigkeiten,die für das Leben der Menschen keine Rolle spielen und verweist, wenn alle Stricke reißen, auf das "unfassbare Geheimnis Gottes" (Rahner) statt schlichtweg zuzugeben, dass
der Zufall alles viel einfacher und plausibler, wenn auch ernüchternd, zu erklären vermag.
Lieber viel Tamtam um Kaisers Bart als das Eingeständnis, dass man man mit seinen teils
abstrusen, wahrheits- und wirklichkeitsfremden Spekulationen und Irrtümern gescheitert ist
und der Menschheit nicht helfen kann, weil sie halt so ist, wie sie ist:
egoistisch, rücksichtslos,... kurz: jenseits eines Edens, das es nie gab, um ferner denn je
einem Himmel, den es nie geben wird, zumindest nicht auf Erden, dm Mond, Mars oder sonstwo,
wohin der Mensch auswandern will, um der von ihm zugrunde gerichteten Erde zu entfliehen.
Denn seinen Charakter wird er mit exportieren, egal wieweit er ins All vordringt, es sei denn,
er macht das natura sua omnino mutata, wofür es heute schon schauerliche Konzepte gibt.
(Kombination des Gehirns mit Computerchips)
"Und Gott sah, dass alles gut war." Ob er auf einem oculus omniprovidens blind war oder
die rosarote Brille aufhatte? ;-)
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