Etiam Horatius poeta vitam modestam iucundiorem putavit quam luxuriam , sed alia ratione atque Augustus.
Auch der Dichter Horaz hielt das bescheidene Leben für angenehmer als den Luxus (wörtl. Überfluss), aber aus einem anderen Grund als Augustus.
Clarum enim est illud Horatii: Beatus ille, qui procul negotiis...
Berühmt ist nämlich jener Ausspruch von Horaz: Glücklich ist, wer fern (ist) von Geschäften...
Saepe dixit sibi urbem et officia molesta esse, villam et rus carissimum.
Oft hat er gesagt, dass ihm die Stadt und die Verpflichtungen lästig sind, die Villa und das Land am liebsten.
In sermone illustrissimo narrat de Sabino quod a Maecenate accepit: Hoc erat in votis : Modus agri non ita magnus...
Im einem (sehr) berühmten gespräch erzählt er über das Sabinum, welches er von Maecenas erhielt: Dies war in (=unter) meinen wünschen: Ein Stück Land, nicht so groß...
Scribit se vitam urbanam moleste ferre. Iam prima luce , ut dicit, in forum ire necesse est, ubi centum aliena negotia poetam vexant.
Er schreibt, dass er das Stadtleben unangenehm findet. Schon bei Tagesanbruch, wie er sagt, ist es nötig auf das Forum zu gehen, wo100 Aufgaben den Dichter quälen.
Invidia autem hominum poetae etiam molestior est quam negotia.
Aber der Neid der Menschen ist dem Dichter noch lästiger als Aufgaben.
Se ipsum nemini invidere poeta affirmerat . Horatius: Nec mala me ambitio perdit...
Der Dichter bekräftigt, dass er selbst niemanden beneidet (haben wir nicht verstanden). Horaz: Auch der schlechte Ehrgeiz richtet mich nicht zugrunde...
Desiderat rus , desiderat habere sermones cum horminibus apertis et honestis, velut cum Cervio , vicino seni.
Er sehnt sich nach dem Land , er sehnt sich danach, Gespräche mit offenen und anständigen Menschen zu führen, wie z.B. mit Cervius, dem benachbarten alten Mann.
Quem Horatius hanc fabulam narrantem facit.
Horaz lässt diesen folgende Geschichte erzählen:
Olim mus rusticus murem urbanum ad se invitavit.
Einst hat die Landmaus die Stadtmaus zu sich eingeladen.
Quamquam pauperior hospite fuit, varios cibos apportavit: Avenam, cicer, partem lardi.
Obwohl sie ärmer war als der gast, trug sie verschiedene Speisen herbei: Hafer, Kichererbsen, ein Stück Speck.
Mus autem urbanus hos cibos tenuiores putans tandem " Quid te iuvat", inquit, "amice, in silvis vivere? In urbe vita pulchrior et beatior est. Num rus asperum commodis vitae urbanae praeponis?"
Die stadtmaus jedoch, weil sie diese Speisen ziemlich dürftig fand, sagte schließlich: "Warum, mein Freund, macht es dir Freude im Wald zu Leben? in der Stadt ist das Leben schöner und glücklicher. Ziehst du denn das rauhe Land den Vorteilen des Stadtlebens vor?"
Mus rusticus his verbis inductus cum hospite in urbem properat.
Die Landmaus , von diesen Worten verleitet, eilt mit dem Gast in die Stadt.
Noctu mures in dormu hominis divitis cibis dulcissimis delectantur, cum subito ingenti strepitu terrentur.
Nachts werden die Mäuse im hause eines reichen Menschen mit angenehmsten Speisen erfreut, als sie plötzlich von ungeheuerem Lärm erschrocken werden.
Timore capti quam celerrime per domum currunt, nam voces canum ferocium audiuntur.
Von Angst erfasst, rennen sie möglichst schnell durchs Haus, denn stimmen/laute wilder hunde werden gehört (= man hört...)
Tum mus rusticus : " Haec vita", inquit, " miserrima est. Me quidem non iuvat semper insidias timere. In silva et campo vitam modestiorem, sed tutiorem ago."
Dann sagt die Landmaus:" Dieses Leben ist sehr elend. Freilich erfreut es mich nicht, dass ich immer eine Falle fürchten muss. Ich führe im Wald und auf dem feld ein bescheideneres Leben, aber ein sichereres (ein sichereres).