Frage zu Klassenarbeit

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Frage zu Klassenarbeit

Beitragvon Simme » Di 13. Mär 2007, 20:11

Wir haben heute eine Lateinarbeit geschrieben, die ich wiedereinmal trotz guter Kenntnisse als pure Entäuschung empfinde. Wieder sind mir unverständliche geradezu grotesk erscheinende Fehler unterlaufen. Eine Frage zu folgendem Satz

Territus ipse fugit nactusque silentia ruris

Übersetzung: Nachdem er selbst (Lycaon) in Schrecken versetzt worden war und die Stlille des Landes erreicht worden war, floh er

So ich denke, dass ich einige Fehler haben müsste, da ich fugit als Perfekt übersetzt habe der nächste Satz aber mir Präsens beginnt. Die Partizipien wären somt von der Zeit auch falsch, wenn fugit Präsens ist. :cry:
Ich wollte fragen, ob man die Perfektübersetzung(grammatikalisch möglich da fugere, fugio, fugi) durchgehen lassen kann. Man könnte ja unterstellen, dass ein Zeitenwechsel stattfindet zum historischen Präsens ab dem Verb exululat. Naja es hilft alles nichts. Es sind immer solche Fehler :( wohlgemerkt: obwohl ich mich eig. für latein interessiere.
Valete
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Re: Frage zu Klassenarbeit

Beitragvon Stentor » Di 13. Mär 2007, 20:23

Simme hat geschrieben:Wir haben heute eine Lateinarbeit geschrieben, die ich wiedereinmal trotz guter Kenntnisse als pure Entäuschung empfinde. Wieder sind mir unverständliche geradezu grotesk erscheinende Fehler unterlaufen. Eine Frage zu folgendem Satz

Territus ipse fugit nactusque silentia ruris

Übersetzung: Nachdem er selbst (Lycaon) in Schrecken versetzt worden war und die Stlille des Landes erreicht worden war, floh er

So ich denke, dass ich einige Fehler haben müsste, da ich fugit als Perfekt übersetzt habe der nächste Satz aber mir Präsens beginnt. Die Partizipien wären somt von der Zeit auch falsch, wenn fugit Präsens ist. :cry:
Ich wollte fragen, ob man die Perfektübersetzung(grammatikalisch möglich da fugere, fugio, fugi) durchgehen lassen kann. Man könnte ja unterstellen, dass ein Zeitenwechsel stattfindet zum historischen Präsens ab dem Verb exululat. Naja es hilft alles nichts. Es sind immer solche Fehler :( wohlgemerkt: obwohl ich mich eig. für latein interessiere.
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Vom Metrum her kann "fugit" (fugere, fûgi) nur im Präsens stehen. Ich würde es auch präsentisch übersetzen, da Ovid m. E. die Zeit nicht grundlos gewechselt hat.
Zuletzt geändert von Stentor am Mi 14. Mär 2007, 00:54, insgesamt 1-mal geändert.
Nos patriam fugimus: tu, Tityre, lentus in umbra
formosam resonare doces Amaryllida silvas.
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Beitragvon romane » Di 13. Mär 2007, 20:33

war doch mein Tipp:

territus ipse fugit nactusque silentia ruris
exululat frustraque loqui conatur: ab ipso
colligit os rabiem solitaeque cupidine caedis
vertitur in pecudes et nunc quoque sanguine gaudet.
in villos abeunt vestes, in crura lacerti:
fit lupus et veteris servat vestigia formae;
canities eadem est, eadem violentia vultus,
idem oculi lucent, eadem feritatis imago est.

erschreckt flieht er selbst, erreicht die Stille des Landes un dheult auf und versucht vergeblich zu sprechen

also Präsens, weil siehe fett auch Präsens ist

nactus = Deponens, kann trotz Partizp Perfekt auch gleichzeitig gesehen werden
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Beitragvon Simme » Di 13. Mär 2007, 21:19

Naja damit dürfte die Note meiner Arbeit und die zahlreichen Bemühungen wohl wieder für die Katz gewesen sein :(
soviel Lernspaß und dann so ein Ergebniss.
Naja sag euch dann was es für eine note gewesen ist
Valete!
Trotzdem vielen Dank für die Hilfen bei der Vorbereitung. Vielleicht das fortunam ja nächste Mal endlich mecum, wie bei meinen Kameraden, die bei der Vorbereitung genau diesen Text übersetzt haben und nicht Vok im Stowasser suchen mussten
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Beitragvon romane » Di 13. Mär 2007, 21:26

hättest du vorbereitet und hier veröffentlicht............aber leider :cry:
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Beitragvon Simme » Di 13. Mär 2007, 21:42

naja so schlecht wird es schon nicht sein. Zwar wahrscheinlich nur eine 3 oder so, aber ist ja zu verkraften. Nur der aufwand war zu groß. Vielleicht lohnt er sich ja nächstes mal. Ich hoffe ja darauf, dass mein Magister angesichts des allgemein nicht so guten Niveaus der Klasse mit dem einen oder anderen kleinen Fehler nachsichtig umgeht. Das wäre dann wohl mein salus :D
naja gute nacht!
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Beitragvon Tiberis » Di 13. Mär 2007, 22:11

hallo Simme,

ich wäre da nicht so pessimistisch, was deine übersetzung angeht:
Übersetzung: Nachdem er selbst (Lycaon) in Schrecken versetzt worden war und die Stlille des Landes erreicht worden war, floh er

zumindest wäre für mich die übersetzung von fugit (> er floh) absolut kein fehler. es ist zwar präsens, ABER man beachte die reihenfolge:
1) territus 2) fugit 3) nactus
also zuerst floh er und dann erreichte er..
in diesem kontext ist das präteritum "floh" meiner ansicht nach durchaus vertretbar, wenngleich so mancher pedant natürlich meckern würde.. :sad:
problematischer finde ich die passive übersetzung des part.perf. nactus (erreicht worden war statt erreicht hatte) und die falsche zuordnung des ipse (zu fugit, nicht zu territus).
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Beitragvon romane » Di 13. Mär 2007, 22:50

also - Korrektur - selbst erschrocken flieht er...
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Beitragvon Simme » Di 13. Mär 2007, 23:51

Noch eine Frage an Romane zu der Bewertung bei Arbeiten

Wenn beispielsweise eine Konstruktion wie der Ablativus Abs. vorliegt und man das übergeordnete Prädikat im falschen Tempus übersetzt. Werden dann auch die Fehler beim Abl.Abs bewertet? Mal ein Beispiel

BSP: hac oratione ab diviciaco habita omnes coeperunt auxilium petere a caesare

So. Gesetzt dem Falle man denkt, dass coeperunt Präsens ist. Dann hat man ein Tempus Fehler gemacht. Man würde den Abl.Abs mit Partizip der Vorzeitigkeit(habita9 so auflösen:
Sie beginnen bei Caesar Hilfe zu erstreben, nachdem diese Rede von Diviciacus gehalten wurde. Wird der Tempusfehler im Abl Abs noch einmal extra angestrichen? Ich fände dies eig. unlogisch, weil man, wenn man davon ausgeht coeperat sei Präsens, die Vorzeitigkeit zu Präsens gewählt( gehalten wurde). Insofern würde es mir nicht einleuten, wenn man einen Fehler macht, aber dann bei Konstruktionen noch mehr Fehler angestrichen bekommt. Dann summieren sich die Fehler nämlich umso schneller. Naja valete!
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Beitragvon Tiberis » Mi 14. Mär 2007, 00:08

also - Korrektur - selbst erschrocken flieht er...

wieso diese korrektur, Romane?
deine ursprüngliche übersetzung war ja richtig!
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Beitragvon romane » Mi 14. Mär 2007, 08:11

@Tiberis
Vom Sinn her:

er flieht 'selbst' <> er erschrickt selbst/direkt/unmittelbat < der aha/oje-Effekt wird größer.

Oder liege ich da falsch?
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Beitragvon Simme » Mo 19. Mär 2007, 20:36

Ich wünschte mein Lehrer wäre so nachsichtig wie du Tiberis.
Ich hatte ihn bezüglich der fugit Form gefragt, worauf er mir zum Ausdruck brachte, dass dies ein klarer Tempusfehler sei. Naja die Arbeit kiregen wir wahrscheinlich morgen wieder und die Hoffnung stirbt zuletzt.
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Beitragvon Picus » Mo 19. Mär 2007, 23:35

Hmm... wenn es ein Ovid-Text ist (zumal aus den Metamorphosen) so kann fugit (und folgende Wörter) als `historischer Präsens´ durchaus als vergangen übersetzt werden. Allerdings sollte dies dann konsequent durch den ganzen Text passieren und nicht wechseln.
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Beitragvon Simme » Di 20. Mär 2007, 18:44

ja das habe ich eben nicht gemacht, sondern habe im Präsens weiterübersetzt. Auf solche Feinheiten kann man im Stress der Arbeit eben nicht immer achten.
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Beitragvon romane » Di 20. Mär 2007, 19:07

Simme hat geschrieben:ja das habe ich eben nicht gemacht, sondern habe im Präsens weiterübersetzt. Auf solche Feinheiten kann man im Stress der Arbeit eben nicht immer achten.


das ist doch dann okay

auch du hast wegen der Dramaturgie den Szenenwechsel durch einen Tempuswechsel deutlich untermauert
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