Hebri

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Hebri

Beitragvon Latein-Fan » So 1. Apr 2007, 10:33

Salvete, amici

Wer oder was könnte hier mit "Hebri" gemeint sein?

Hebrique tenuit impetus dulci mora?

Der Satz ist etwas verwirrend!

Einen Kommentar habe ich leider nicht zur Hand :sad:

Vielen Dank für eure Vorschläge!
Multo maxumum bonum patriae, civibus, tibi, liberis, postremo humanae genti pepereris, si studium pecuniae aut sustuleris aut, quoad res feret, minueris. (Sallust in seinem 2. Brief)
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Beitragvon consus » So 1. Apr 2007, 10:44

Der Hebrus (-i m.), amice, ist der Fluss in Thrakien, an dessen Ufern der arme Orpheus von den wilden Bacchantinnen zerfetzt wurde... :sad:
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Beitragvon Latein-Fan » So 1. Apr 2007, 12:32

ah, fein, danke, das hieße dann in etwa folgendes:


mit süßer Verzögerung den Angriff des Hebrus (Fluss) abwehrte?

:D
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Beitragvon Apollodorus » Mo 2. Apr 2007, 02:18

(Trotz meiner Ablehnung des Forums bzw. mancher 'Teilnehmer' wieder einmal eine kleine Bemerkung:)
Ein den Lyrikern*(1) lieber Fluss, ich erlaube mir auf Horaz carm. 3,12 hinzuweisen [Text und Gliederung des ionischen Dekametrons*(2) nach Shackleton-Bailey, 4. Aufl. München-Leipzig 2001; vv. 4-9; Markierungen von mir]:

"tibi qualum Cythereae puer ales, tibi telas
operosaeque Minervae studium aufert, Neobule,
Liparaei nitor Hebri,

simul unctos Tiberinis umeros lavit in undis,
eques ipso melior Bellerophonte, neque pugno
neque segni pede victus"

Hebrus, hier Eigenname für einen jungen Mann, wird gleichsam zum Flussgott: Ähnlich wie in carm. 3,7,22ff., wo ein Schwimmer den Namen des Enipeus trägt. Den Fluss, bulg. Maritza, wegen seiner Klarheit (=> Liparaei ~ liparós = glänzend, Liddell-Scott-Jones s.v.: "oily, shiny with oil" ~ nitor, vgl. Pasquali, G., Orazio lirico, Florenz 1920, 97; unctos führt das Bild des durch Salben Glänzenden fort; man denkt in weiterer Folge vielleicht an einen Apoxyomenos), aber v.a. wegen seiner Kälte berühmt (Verg. ecl. 10,65; Aen. 12,331; Val. Fl. 2,515; die beiden Attribute vereint Horaz in epist. 1,16,12f.: "[...] ut nec / frigidior Thraecam nec purior ambiat Hebrus"), hat bereits Alkaios besungen (fr. 45 Lobel-Page, Übers. M. Treu vv. 5-8):

"Viele Mädchen suchen dich auf, mit weichen
Armen schöpfen sie von dem klaren Wasser,
das wie Salböl rinnt, ihrer weichen Hüften
Haut zu benetzen."

Die Reminiszenzen liegen auf der Hand (vgl. Seel, O., Lyrische Variationen, Gymnasium 68 (1961), 500). Neobule hat Horaz von Archilochos, Hebrus von Alkaios.
Die Kombination oder Verschmelzung des thrakischen Flusses mit der Insel Lipara bei Sizilien und dem Bad im Tiber ist einzigartig (und) horazisch (so treffend Pöschl, Horazische Lyrik [s.u.] 328).

Literaturempfehlungen bei näherem Interesse (nach gründlicher, mehrfacher Lektüre der Ode):
Kissel, W., Horaz und c. 3,12 – Form und Gedanke, Wiener Studien N.F. 14 (1980), 125-132.
Cairns, F., Horace on Other People’s Love Affairs (Odes I 27; II 4; I 8; III 12), Quaderni Urbinati di Cultura Classica 24 (1977), 121-147.
Pöschl, V., Bemerkungen zu Horaz, carm. III 12: miserarum est. Acta antiqua Academiae scientiarum Hungaricae 15 (1977), 411-416 – leicht zugänglich und in erweiterter Fassung in dem Sammelband "Horazische Lyrik", Heidelberg ²1991 (Carl Winter Universitätsverlag).
*(1) Außer bei Alkaios bei Horaz noch carm. 3,25,8; epist. 1,3,3; ibid. 1,16,12f.; und vielleicht carm. 1,25,20, wobei hier das in einer Aldina 1501 gedruckte "Euro" Anlass zu entsprechender Änderung bot. Evtl. Besprechung der Problematik bei Interesse. Catull hat Hebrus nicht.
*(2) Zum Versmaß: Bohnenkamp, K. E., Die horazische Strophe: Studien zur Lex Meinekiana, Hildesheim/New York 1972 (Spudasmata 30)


Zur Übersetzung, für die ich mich nicht zuständig fühle, nur der Hinweis auf mögliche Ansätze für die Bedeutung von impetus bei Flüssen: hierzu könnte man Pomponius Melas Chorographia 1,27 (v. Meer), Caesars commentarii de bello Gallico 4,17,5 oder in den Historiae Alexandri Magni des Curtius Rufus 5,1,28 nachlesen. Ein Blick in Pieter Burmanns Phaedrusausgabe zur Stelle lohnt trotz ihres Alters.
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