Ringvers auf Latein - Meine Version

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Beitragvon tami » Sa 23. Jun 2007, 16:06

dann würd ich aber den engl. originaltext als vorlage benutzen....und keine deutsche übersetzung, bei der womöglich schon etwas vom original verloren gegangen ist und interpretation des originals vom übersetzer eingeflossen ist...
Benutzeravatar
tami
Propraetor
 
Beiträge: 184
Registriert: Fr 14. Jul 2006, 14:18
Wohnort: Duisburg

Beitragvon Sauron » Sa 23. Jun 2007, 23:20

Im Prinzip sehe ich das genauso wie du, allerdings habe ich die englische Version leider nicht vorliegen!

Hier mal die ersten Sätze aus dem "Kleinen Hobbit"

Societas non provisa
Eine unvorhergesehene Gesellschaft

In caverna sub terra homo parvus vivebat,
In einer Höhle unter der Erde lebte ein Hobbit,

sed non in foramine sordido madidoque
aber nicht in einem schmutzigen, naßen Loch

ubi vermes erant et ubi limo male olebat,
wo Würmer waren und wo es nach Schlamm stank,

neque in caverna ex silicibus sic nuda ut non
auch nicht in einer Höhle aus Kieseln, die so kahl war das man nicht

iuncunde prandere vel locare posset.
gemütlich frühstücken oder sich hinsetzen konnte.

Caverna hominis parvi erat itaque iucunda erat!
Es war die Höhle eines Hobbits, deshalb war sie gemütlich!

Haec caverna portae rontundae erat quae virebat et orbiculus flavus habebat.
Diese Höhle hatte eine Runde Tür, die grün war, und einen gelben Knopf.


Hmm, war es wenigstens ein Versuch wer?
Zuletzt geändert von Sauron am So 24. Jun 2007, 12:24, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Sauron
Quaestor
 
Beiträge: 63
Registriert: Fr 18. Mai 2007, 21:54

Beitragvon tami » So 24. Jun 2007, 10:16

dann sei dir verziehen ;)

das original lautet so:

In a hole in the ground there lived a hobbit.Not a nasty, dirty, wet hole, filled with the ends of worms and an oozy smell, nor yet a dry, bare, sandy hole with nothing in it to sit down on or to eat: it was a hobbit-hole, and that means comfort.
It had a perfectly round door, like a porthole, painted green, with a shiny yellow brass knob in the exact middle.The door opened on to a tube-shaped hall like a tunnel: a very comfortable tunnel without smoke, with panelled walls, and floors tiled and carpeted, provided wiht polished chairs, and lots and lots of pegs for hats and coats - the hobbit was fond of visitors.
Benutzeravatar
tami
Propraetor
 
Beiträge: 184
Registriert: Fr 14. Jul 2006, 14:18
Wohnort: Duisburg

Beitragvon Sauron » So 24. Jun 2007, 12:23

tami hat geschrieben:
In a hole in the ground there lived a hobbit.Not a nasty, dirty, wet hole, filled with the ends of worms and an oozy smell, nor yet a dry, bare, sandy hole with nothing in it to sit down on or to eat: it was a hobbit-hole, and that means comfort.
It had a perfectly round door, like a porthole, painted green, with a shiny yellow brass knob in the exact middle.


Und diesen Teil habe ich übersetzt. Die englische Version ist hier sehr nahe an der lateinischen, oder?
Benutzeravatar
Sauron
Quaestor
 
Beiträge: 63
Registriert: Fr 18. Mai 2007, 21:54

Beitragvon consus » So 24. Jun 2007, 13:10

Hier ein kleiner Hinweis, Sauron:

Gib einmal bei Google das Stichwort Tolkien Latine ein! Aber Vorsicht: Es ist nicht alles Gold, was da glänzt.

Feliciter.
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Beitragvon Sauron » So 24. Jun 2007, 13:33

Hallo Consus,

kannst mal die paar Säte von mir durchschauen?

Danke schonmal! :)
Benutzeravatar
Sauron
Quaestor
 
Beiträge: 63
Registriert: Fr 18. Mai 2007, 21:54

Beitragvon consus » So 24. Jun 2007, 15:27

Salve, Sauron!
Dein Interesse am Lateinischen ist so groß, dass du mit freudiger Energie versuchst, aus dem Deutschen ins Lateinische zu übersetzen. Das verdient nicht geringe Anerkennung. Zugleich muss aber doch einiges dazu gesagt werden, nicht um dich zu entmutigen, sondern um auf die damit verbundenen Schwierigkeiten aufmerksam zu machen.
Die deutsch-lateinische Übersetzungsarbeit ist heute im Wesentlichen Bestandteil des akademischen Studiums der lateinischen Philologie. Um hier sprachlich-stilistisch akzeptable Leistungen zu Stande zu bringen, ist über das bloße Vertrautsein mit Wortschatz und Grammatik hinaus ein gehöriges Maß an Kenntnissen der Besonderheiten der lateinischen Ausdrucksweise erforderlich. Sie werden u. a. durch intensives Lesen vornehmlich der Autoren der klassischen Zeit der lateinischen Literatur (z. B. Caesar, Cicero) und durch die Teilnahme an den Stilübungen in der Universität erworben. Es ist also keinesfalls so, dass es ausreicht, für die Übersetzungsarbeit ein deutsch-lateinisches Wörterbuch und dazu vielleicht noch eine Phraseologie zur Hand zu nehmen; die Angaben, die man dort findet, sind kontextbezogen zu deuten, besonders dann, wenn sich z. B. für einen deutschen Begriff mehrere lateinische Vokabeln finden; um die passende auszuwählen, ist schon eine Menge Erfahrung nötig. Entsprechendes gilt im Hinblick auf den Satzbau. Hat man das nicht gründlich gelernt, so entstehen Texte, die wegen der in ihnen enthaltenen fehlerhaften Formulierungen nicht das Prädikat „lateinisch“ verdienen. Dies alles kann ich hier nur in Kürze andeuten.
Was folgt daraus? Statt der deutsch-lateinischen Übersetzungsversuche rate ich zur Lektüre lateinischer Autoren, beginnend z. B. mit Caesar oder einem anderen Schriftsteller, den man wegen seiner Thematik schätzt (vielleicht bietet es sich an, zusätzlich das zu lesen, was im Unterricht ausgelassen wurde). Das ist am Anfang sehr mühsam. Es kommt aber nicht auf die Bewältigung großer Textmengen an. Wenn man jedoch Schritt für Schritt vorgeht, wird es allmählich leichter, und die Freude nimmt mit dem Fortschritt zu.
Feliciter.
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Beitragvon barbara » So 24. Jun 2007, 18:14

servus!

vorweg noch eine kleine anm. zum ringvers:
sauron, hast du da nicht eine zeile vergessen bzw. eine andere vermischt?
und zwar:
one ring to rule them all, one ring to find them...
one ring to bring them all and in the darkness bind them.
(kursives hast du, der rest fehlt...)
ich mein, ich will nicht pingelig erscheinen, nur "wenn schon, denn schon".
:)

so, nun kurz zur übersetzung:
im deutschen schreibst du:
den menschen, an der dauer der zeit zugrunde gegangen, neun...
das ist doch sinngemäß nicht ganz korrekt.
im original heißt es:
nine for the mortal men, doomed to die
zu deutsch:
den sterblichen, ewig dem tode verfallen, neun
das heißt aber doch nicht, das sie schon "zugrunde gegangen" sind.
lediglich, dass sie sterblich sind (im gegensatz zu elben etc.).

an consus:
das mit den distributivzahlen verstehe ich auch nicht (zugegebenermaßen habe ich mir da vorher keine gedanken darüber gemacht....), zumal es hier einfach ganz falsch ist.
drei ringe werden den elbenkönigen insgesamt gegeben, je einer einem elbenkönig...

was die nd-konstruktionen betrifft:
das sind doch zum schluss alles final-sätze, warum ist das gerundium hier stilistisch nicht so schön. würde man eher einen ut-satz bilden?
ich würde es z.b. mit genitiv + causa recht treffend finden, da der ring ja erschaffen wurde, allein aus dem grund, sie zu knechten, sie zu finden,....
aber über stilistische erläuterungen deinerseits freu ich mich natürlich immer.
:)

servus!
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

Beitragvon barbara » So 24. Jun 2007, 18:17

ach ja - ps:
verantwortlich für die lat. fassung des ringverses im übrigen ein gewisser klaus scholl (email-adresse vorraussichtigerweise nicht angegeben^^).
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

Beitragvon consus » So 24. Jun 2007, 19:18

Servus, Barbara!

Singulus annulus ad mittendum sub iugum omnes alteros,
singulus annulus ad vestigandum alteros,
singulus annulus ad congerendum omnes alteros et ad attinendum eos in tenebris


Hmm, diese Gerundialkonstruktionen und noch andere Dinge sind stilistisch, wenn das klassische Latein Maßstab ist, sehr anfechtbar.
Begründung:
Nach einer Präposition wie ad muss hier das Gerundivum stehen (vgl. Menge § 516, Zif. 1), wobei vor das ad ein aptum („geeignet zu...“) zu setzen ist:

Code: Alles auswählen
unum anulum
aptum
ad reliquos subigendos investigandos cogendos retinendosque in tenebris


Code: Alles auswählen
einen Ring,
(der) geeignet (ist)
die Übrigen zu unterjochen, aufzuspüren, zusammenzutreiben und festzuhalten in Finsternis

Ob das inhaltlich so stimmt, mögen die Tolkienisten beurteilen. Ich kenne mich da nicht aus.

Omnia tibi precor bona.
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Beitragvon Sauron » So 24. Jun 2007, 19:56

@ Barbara:

Ja, du hast Recht, ich habe das was vertauscht. Hab das wie gesagt aus dem Kopf gemacht ;-)

@Consus

Inhaltlich ist das so annehmbar, auch wenn es wörtlich nicht ganz übereinstimmt.
Zur Lektüre: Dein Vorschlag sagt mir eigentlich zu. Ich habe jetzt erstmal was aus der Reihe "DTV zweisprachig" bestellt, weil Cäsar vielleicht noch etwas schwierig ist.
Benutzeravatar
Sauron
Quaestor
 
Beiträge: 63
Registriert: Fr 18. Mai 2007, 21:54

Beitragvon consus » So 24. Jun 2007, 20:02

Salve, Barbara! Salve, Sauron!

nine for the mortal men, doomed to die


Aha! Lateinisch ganz kurz und bündig: novem anulos hominibus morti obnoxiis (= "neun Ringe für die dem Tod verfallenen Menschen").

Viel Freude, Sauron, bei der Lektüre. Sie wird erfolgreich sein...
Benutzeravatar
consus
Pater patriae
 
Beiträge: 14234
Registriert: Do 27. Jul 2006, 18:56
Wohnort: municipium cisrhenanum prope Geldubam situm

Beitragvon barbara » Mo 25. Jun 2007, 15:36

salve, conse!

Nach einer Präposition wie ad muss hier das Gerundivum stehen

das versteh ich nicht ganz, oder besser gesagt, gar nicht. erfüllt das gerundivum nicht eher die funktionen eines adjektivs?
mal ganz banal ausgedrückt:
wenn ich dieses deutsche "(um) zu" habe, handelt es sich doch um ein gerundium. gerade wenn das auch noch mit einem adjektiv steht.
zumindest waren wendungen wie paratus ad pugnandum bei uns immer als gerundiumkonstruktion deklariert; genauso wie die verkürzung von finalsätzen.
:?

dass diese sätze stilistisch anfechtbar sind, verstehe ich insofern, da es im lateinischen vermutlich nicht möglich ist, einen finalsatz derart zu verkürzen.
das hinzugefügte aptum kann ich also nachvollziehen. (inhaltlich wäre im übrigen statt dem aptum ein factum wohl treffender...)

Lateinisch ganz kurz und bündig: novem anulos hominibus morti obnoxiis

trifft's perfekt!

optime vale!
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

Beitragvon Plebeius » Mo 25. Jun 2007, 16:33

Das Gerundium steht ohne Objekt
im Akkusativ nur neben ad:

paratus ad dimicandum


Rubenbauer §174

:)
Gratus animus est una virtus, non solum maxima sed etiam mater virtutum omnium reliquarum.
M. Tullius Cicero, Pro Plancio
Plebeius
Dictator
 
Beiträge: 1783
Registriert: Mo 20. Jun 2005, 17:35

Beitragvon barbara » Mo 25. Jun 2007, 17:55

ave!

vorweg: besitze weder rubenbauer noch menge und habe daher gerade in meinen vergleichsweise läppischen lateinunterlagen nachgeschlagen (die ja allerdings auch nicht komplett falsch sein können...).
dort steht:
ein gerundium kann näher bestimmt werden durch ein objekt in dem fall den das verb verlangt.
bsp: ars librum scribendi.
so, logisch soweit.
dann gibt es das sogenannte attributive gerundiv, das als ersatz für gerundium + objekt steht.
der unterschied ist meines erachtens lediglich die anpassung des substantivs an das gerundiv
--> ars libri scribendi.
(?)

aber das ist für unser problem ja eigentlich irrelevant, da wir erstens kein offensichtliches objekt (sie/die bewohner von mittelerde) haben und es zweitens, selbst wenn wir ein substantiv hätten, ja auch egal sein müsste, ob wir gerundium oder attributives gerundiv verwenden. sinngemäß wäre es das gleiche.
es wäre dann lediglich
aptum ad mittendos (angepasst auf ein ergänztes eos zb.)
warum so und nicht anders, ist nur die frage...

lg
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

VorherigeNächste

Zurück zu Übersetzungsforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 28 Gäste