Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

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Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon cheeseboy » Mo 1. Jun 2015, 00:51

Salvete Forum-Mitglieder,


während wir momentan in der Schule Ciceros Rede für Sextus Roscius übersetzten, bin ich auf die verrückte Idee gekommen, eine eigene Rede auf Lateinisch zu verfassen. Nachdem ich mich nochmal in Cicero eingelesen hatte, saß ich dann 3 Stunden vor dem PC und meinem Wörterbuch und habe es nun endlich geschafft eine Anklagerede gegen Chrysogonus zu schreiben. Zwar ist das noch kein perfektes Cicero Latein und es sind bestimmt edliche Germanismen vorhanden, aber ich habe mir so viel Mühe wie möglich gegeben, um den Text so gut wie möglich zu gestalten. Deshalb würde ich mich sehr freuen, wenn jemand meinen Text (oder wenigstens meine Argumentatio) durchlesen und korrigieren bzw. ein paar Tipps geben könnte, was ich noch zu verbessern habe! :hail:

Das ist meine Rede auf Deutsch:

Prooemium/ Exordium:
Ich bin sehr gefreut auch willkommen zu heißen! Eure außerordentlich zahlreiche Anwesenheit, Richter, und die Größe eurer Versammlung, die alles übertrifft, erfüllt mich mit dem lebhaftesten Mut, diesen überaus komplexen Fall zu übernehmen. Doch warum ausgerechnet ich, wo ich doch ein kleiner, unerfahrener Mensch bin, der doch erst jetzt vor Gericht auftritt? Warum übernehmen die anderen nicht den Fall? Fürchten Sie sich etwa? Ich jedenfalls habe keine Angst. Obgleich, ob ich den Fall gewinnen oder verlieren sollte: Dann hat wenigstens einer etwas gegen eine solch überaus große Untat unternommen. Ich bitte euch Richter: Urteilt mit Verstand und nach Iustitia, denn fiat iustitia, et pereat ego!

Narratio:
Damit ihr nun umso leichter versteht, wie groß und empörend diese Schandtat sich ereignet hat, so will ich euch den Verlauf der Sache von Anfang darlegen, damit ihr den Notstand des Staates umso leichter erkennt.
Worum handelt es sich denn bei diesem Fall? Es geht um das überaus große Vermögen des hoch angesehenen Sextus Roscius hier, das einen Wert von sechs Millionen Sesterzen hat. Was ist mit ihm geschehen? Nunja, Sextus Roscius wurde eiskalt in der Nähe der pallacinischen Bäder umgebracht. Und danach? Als dieser ermordet war, überbringt als erster ein gewisser Mallius Glaucia die Nachricht nach Ameria. Vier Tage nach diesen Ereignissen wird die Sache dem Chrysogonus im Lager des überaus heiligen Lucius Sulla vor Volterrae übermittelt, sodass kurzerhand Sextus Roscius auf die Proskriptionsliste gesetzt wurde. Das ganze Vermögen fiel daraufhin Chyrsogonus, der dieses Vermögen nun mit Capito und Magnus Roscius teilt. Um möglichen Komplikationen zu entgehen, klagte das Triplett den jungen Sohn, Sextus Roscius jr., wegen Vatermord an, sodass dieser unschuldige Mann nun vor Gericht steht mit der Hoffnung, dass ich es schaffe diesen überaus unschuldigen Bauern freizusprechen. Oh Richter, oh unsterbliche Götter, was für eine schwere Aufgabe lastet auf mir! Ich werde aber trotzdem versuchen, das Beste herauszuholen, denn nihil tam difficile est, quin quaerendo investigari possit

Argumentatio:
O tempora, oh mores! Oh Richter, oh Zuhörer, oh unsterbliche Götter! Benutzt doch euren sensus communis! Die nuda veritas liegt doch auf der Hand! Wer soll es denn sonst gewesen sein? Wie kann denn Sextus Roscius jr. den Vater umgebracht haben, wenn er nicht mal zum Zeitpunkt des Mordes in Rom gewesen war? Als ob dieses Landei auch noch einen Auftragskiller beordert hätte! Nein! Das ist völlig unmöglich! Daher ist hiermit die Theorie eines Vatermordes widerlegt!
Doch wer hat nun den Mord begangen? Übrig bleiben doch nur noch drei: Ist es etwa Magnus? Der profitierte doch nur indirekt von dem Tod des Opfers. Oder ist es doch noch Capito, derjenige der gleich 3 Eigentümer von Chrysogonus bekommen hatte? Auch das ist unwahrscheinlich! Wir finden doch Capito unter den Mitgliedern jener amerischen Gesellschaft wieder, die bei Sulla für die Wiedereinsetzung des jüngeren Roscius in sein väterliches Erbe eintreten wollte! Warum sollte gerade einer der Stadtväter Amerias den Mord begangen haben, derjenige, der mit der Teilnahme in der Gesandschaft betraut wurde? Der eigentliche Übeltäter wird klar, wenn wir uns fragen, warum heute Capito bei den Anklägern sitzt. Capito reagierte zunächst mit tiefer Empörung auf die Untat, doch Chrysogonus hat ihn bestochen und somit sein Schwiegen erkauft. Da haben wir ihn nun, den Unmensch: Chrysogonus, dem schurkischen Sklaven und Freigelassenen Sullas. L. Cassius sagte einst, bei Rechtsfällen stets „cui bono“ zu fragen. Und es liegt doch auf der Hand, dass Chrysogonus das Meiste aus dem Tode des älteren Roscius profitierte, was sicherlich auch die Mitglieder der amerischen Gesandtschaft bezuegen würden. Er hat die ganzen Güter für einen Schnappspreis ergattert, er war derjenige, der den Verhör der Sklaven, den Augenzeugen des Mordes, verhinderte. Er zog Magnus und Capito mit in den Dreck und will, dass nun auch der letzte mögliche Erbe aus dem Weg geräumt wird. Unser großartige Diktator Sulla hat natürlich nichts mit der ganzen Sache zu tun und ich denke, du musst mir in dieser Sache auch zustimmen, Erucius! Wegen solchen Menschen wird eines Tages Rom noch zugrunde gehen!


Und das ist mein Vorvorvorstadium meiner lateinischen Rede:


Cheeseboy In Chrysogonem
Proemium:
Maxime felix vos salutare sum! Frequentia vestrum incredibilis, iudices, contioque tanta, alacritatem mihi summam adferet complexem causam adire. Ast cur ispe sum, tamen parvus imperitsque sum, tamen primo ante iudicium insisto? Cur ceteri causam non inent? Num ille timent? Ego utique non timeo. Quamquam aut causam obtineam aut proelio vincam: Deinde saltem unus contra maximum malificium pugnavit. Orom iudices: Iudica ratione, quod fiat iustitia, et pereat ego!

Narratio:
Atque ut facilius intellegre possitis, quatus et indignandus hunc maleficium evenit, ab initio res, quem ad modum gesta sit, vobis exponemus quo facilis et huius hominis innocentissimi miserias et illorum audacias cognoscere possitis et rei publicae calamitatem.
De qua re haec causam est? bona patris huiusce Sex. Rosci, quae sunt sexagiens agitur. Quid accidet? Sex. Roscius ad balneas Pallacinas rediens gelide necatur. Et deinde? Hoc interfectum primum Ameriam nuntiat Mallius Galucia. Quadriduo res ad Chrysogonum in castra L.Sullae Volterras defertur ut ille paulo post Sex. Roscium proscribit. Summae divitiae Chrysogono sunt quo haec dicitiae cum inter se dividet. difficultam vitatum triplettus iuvenum filium parricidii accusant ut Sex Roscius filius in iudicium plenus spei stat me hunc innocentissimum agricolam absolvere. O iudices, o immortale dei quis difficlis officium oneri est me. Tamen non desperabo nam nihil tam difficile est, quin querendo investigari posit.

Argumentatio:
O tempora, o mores! O iudices, o immortale dei! Utinam vos sensum communem utar! Nuda veritas in promptu est! Quis alias id faceret? [Wer sonst würde es machen?] Quomodo Sextus Roscius filius patrem potest necavisse, si tunc ne in Romam quidem sit? Tamquam hic nequissimus etiam sicarium mandatum esset?! Numquam! Fierei non potest ut is parricidum fecerit! Tamen quis caedem fecit? Modo tres reliquum est! An Magnus fuit? Magnus tantum paulum lucrum fecit ex morte victimae. An Capito fuit, qui tres peculia ex Chrosogono acceperat? Non verisimilis! Tamen Capitones inter socia illius amerini societatis recognoscimus quae ad Sulla restitutio filii in suum hereditatem volebant. Cur ipse [ausgerechnet] procer in ameriam caedem fecerit, is, qui cum societate in legationi praeficiebatur? Verus homo maleficius defervescam si quaeramus, cur Capito hodie ad improba sedet: Chrysogonus eum corrupit. Hoc tamen in prompt est Chrysogonem maximum lucrem fecit ex morte. Is summa bona pro paulum pecuniae arripuit, is iterrogationem servorum, solum arbitrem, prohibuit, is Magnum et Capitem in hoc re implicavit et nunc vult filium de medio tollere. Scilicet noster dictator L. Sulla in ad causam non involvit et puto te contradicere velle, Erucius! Hic homo pecuniosus! Propter hunc quodam vita peribit.



Es wäre wirklich echt toll, wenn jemand meinen Text (oder zumindest meinen Argumentatio) korrigieren bzw. mir ein Feedback mit ein paar Tipps geben könnte! :help:



LG
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Re: Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon medicus » Mo 1. Jun 2015, 17:30

Damit du nicht denkst, deine lobenswerte Fleißarbeit wird hier nicht gewürdigt, will ich dir kurz antworten.
Du hast einen entscheidenden Fehler gemacht, nämlich einen viel zu langen Text gepostet, der auch die bereitwilligsten Forumsmitglieder abschreckt. Sinnvoll ist es, immer einen deutschen Satz zu schreiben und den lateinischen darunter, dann tut man sich mit der Zuordnung leichter. ;-)
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Re: Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon cheeseboy » Mo 1. Jun 2015, 19:44

Na dann, halt erstmal nur das Argumentatio:


So lautet meine Argumentatio auf Deutsch:

O Zeiten, o Sitten! Oh Richter, oh Zuhörer, oh unsterbliche Götter! Benutzt doch euren sensus communis! Die nuda veritas liegt doch auf der Hand! Wer soll es denn sonst gewesen sein? Wie kann denn Sextus Roscius jr. den Vater umgebracht haben, wenn er nicht mal zum Zeitpunkt des Mordes in Rom gewesen war? Als ob dieses Landei auch noch einen Auftragskiller beordert hätte! Nein! Das ist völlig unmöglich! Daher ist hiermit die Theorie eines Vatermordes widerlegt!
Doch wer hat nun den Mord begangen? Übrig bleiben doch nur noch drei: Ist es etwa Magnus? Der profitierte doch nur indirekt von dem Tod des Opfers. Oder ist es doch noch Capito, derjenige der gleich 3 Eigentümer von Chrysogonus bekommen hatte? Auch das ist unwahrscheinlich! Wir finden doch Capito unter den Mitgliedern jener amerischen Gesellschaft wieder, die bei Sulla für die Wiedereinsetzung des jüngeren Roscius in sein väterliches Erbe eintreten wollte! Warum sollte gerade einer der Stadtväter Amerias den Mord begangen haben, derjenige, der mit der Teilnahme in der Gesandschaft betraut wurde? Der eigentliche Übeltäter wird klar, wenn wir uns fragen, warum heute Capito bei den Anklägern sitzt. Capito reagierte zunächst mit tiefer Empörung auf die Untat, doch Chrysogonus hat ihn bestochen und somit sein Schwiegen erkauft. Da haben wir ihn nun, den Unmensch: Chrysogonus, dem schurkischen Sklaven und Freigelassenen Sullas. Es liegt doch auf der Hand, dass Chrysogonus das Meiste aus dem Tode des älteren Roscius profitierte, was sicherlich auch die Mitglieder der amerischen Gesandtschaft bezuegen würden. Er hat die ganzen Güter für einen Schnappspreis ergattert, er war derjenige, der den Verhör der Sklaven, den Augenzeugen des Mordes, verhinderte. Er zog Magnus und Capito mit in den Dreck und will, dass nun auch der letzte mögliche Erbe aus dem Weg geräumt wird. Unser großartige Diktator Sulla hat natürlich nichts mit der ganzen Sache zu tun und ich denke, du musst mir in dieser Sache auch zustimmen, Erucius! Wegen solchen Menschen wird eines Tages Rom noch zugrunde gehen!


Nunja, und das ist mein erster Versuch:

O tempora, o mores! O iudices, o immortale dei! Utinam vos sensum communem utar! Nuda veritas in promptu est! Quis alias id faceret? [Wer sonst würde es machen?] Quomodo Sextus Roscius filius patrem potest necavisse, si tunc ne in Romam quidem sit? Tamquam hic nequissimus etiam sicarium mandatum esset?! Numquam! Fierei non potest ut is parricidum fecerit! Tamen quis caedem fecit? Modo tres reliquum est! An Magnus fuit? Magnus tantum paulum lucrum fecit ex morte victimae. An Capito fuit, qui tres peculia ex Chrosogono acceperat? Non verisimilis! Tamen Capitones inter socia illius amerini societatis recognoscimus quae ad Sulla restitutio filii in suum hereditatem volebant. Cur ipse [ausgerechnet] procer in ameriam caedem fecerit, is, qui cum societate in legationi praeficiebatur? Verus homo maleficius defervescam si quaeramus, cur Capito hodie ad improba sedet: Chrysogonus eum corrupit. Hoc tamen in prompt est Chrysogonem maximum lucrem fecit ex morte. Is summa bona pro paulum pecuniae arripuit, is iterrogationem servorum, solum arbitrem, prohibuit, is Magnum et Capitem in hoc re implicavit et nunc vult filium de medio tollere. Scilicet noster dictator L. Sulla in ad causam non involvit et puto te contradicere velle, Erucius! Hic homo pecuniosus! Propter hunc quodam vita peribit.
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Re: Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon iurisconsultus » Di 2. Jun 2015, 09:49

medicus hat geschrieben:Sinnvoll ist es, immer einen deutschen Satz zu schreiben und den lateinischen darunter, dann tut man sich mit der Zuordnung leichter. ;-)

v.s. cheeseboy :wink:
Qui statuit aliquid parte inaudita altera,
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Re: Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon RM » Di 2. Jun 2015, 18:31

Ich habe in der Schule mal eine - natürlich lateinische - Verteidigungsrede für Verres gehalten (jeder hat das Recht auf einen Verteidiger vor Gericht ...). War lustig, vor allem die Reaktion der Zuhörer.
Was man eigentlich nie tun sollte, ist, erst was Deutsches zu schreiben, um es dann ins Lateinische zu übersetzen. Man sollte eine Rede gleich auf Lateinisch schreiben und vielleicht später ins Deutsche übersetzen.
Ich würde dennoch zur gelegentlichen Benutzung eines Wörterbuchs raten, damit man nicht parricidum statt parricidium etc. schreibt.

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Re: Besser als Cicero! Eine eigene Rede ;-)

Beitragvon Zythophilus » Mi 3. Jun 2015, 15:54

Für den Anfang: O iudices, o immortales dei! Utinam vos sensu communi utamini!
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