marcus03 hat geschrieben:ille ego qui hat geschrieben:ein Satz, der keinen Sinn ergibt, kann jederzeit den Eindruck eines gewollten Paradoxons erwecken
So kann man fast jeden Unsinn rechtfertigen.
ille ego qui hat geschrieben: das man sich in sehr vielen fällen dann auch mit einiger geistiger Anstrengung zurecht-rationalisieren kann
Hast du ein Beispiel für genau diesen Fall. Hier muss sogar ich passen.
Hoc in casu tu errare videris. Tamen me contrario vinci libenter sino.
in diesem fall will ich ja keinen Unsinn rechtfertigen. es geht letztlich nur darum, dass das lateinische wort die gewünschte bedeutungsmöglichkeit in der Zielsprache auch haben muss, um für eine Übersetzung taugen zu können (und möglichst nicht als sekundär- oder tertiärbedeutung ^^).
bei "via recta" - so behaupte ich - liegt es zunächst einmal nahe, an einen "geraden/direkten Weg zu denken", denn in diese wortkombination ist (mit der genannten Bedeutung von "rectus") besonders frequent bzw. "eingebürgert". wenn ein Leser nun einen satz mit einer solchen in einer bestimmten Bedeutung eingebürgerte Wendung liest und der Satz aber auf diese Weise auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt, hat er zwei Möglichkeiten: entweder er findet eine andere bedeutungsmöglichkeit, die freilich für diese wortkombination etwas weniger häufig ist (was eben voraussetzt, dass diese bedeutungsmöglichkeit für das wort überhaupt besteht!) - oder aber er versucht den satz im sinne eines ("tiefsinnigen") Paradoxons zu verstehen (etwa indem er sich zusammenreimt, dass eine gerade (scheinende) Straße oft mit vielerlei ungeahnten Hindernissen aufwartet*). letzteres ist der natürliche geistige Prozess, der das verstehen jedes beabsichtigten Paradoxons voraussetzt, der aber auch dann in gang kommt oder kommen kann, wenn ein satz aus welchen gründen auch immer vorderhand keinen sinn ergibt (zu ergeben scheint).
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* auf dem direkten weg zum ziel ist meistens irgendwo eine Baustelle