marco aurelio

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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marco aurelio

Beitragvon sinemetu » Mi 9. Sep 2015, 08:16

Hallo, ich fand hier
http://www.sprachfuchs.de/index.php?menuid=1&reporeid=2
die Sentenz:

"Das Leben des Menschen ist, was seine Gedanken draus machen"


als Autor wurde Marc Aurel angegeben:

kann das jemand bestätigen und den Fundort angeben?
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Markus Aurelius

Beitragvon consus » Mi 9. Sep 2015, 12:22

Nichts gegen die italienische Form des Namens (im Gegenteil!), aber hier im Lateinforum wohl etwas fehl am Platz.

Die hier präsentierte Gestalt des Zitats ist eine breit ausformulierte Interpretation des Originals, das in der unnachahmlichen Kürze, derer sich Mark Aurel (4, 3) bedient, so lautet:

Ὁ βίος ὑπόληψις

d. h. Vita opinio = svw. Das Leben ist Meinung (also nur mutmaßliche, subjektive Vorstellung, die man davon hat).
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Re: marco aurelio

Beitragvon marcus03 » Mi 9. Sep 2015, 12:57

sinemetu hat geschrieben:"Das Leben des Menschen ist, was seine Gedanken draus machen"


consus hat geschrieben:Das Leben ist Meinung (also nur mutmaßliche, subjektive Vorstellung, die man davon hat).


Sind diese beiden Aussagen wirklich inhaltsgleich ? :?
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Marcus Aurelius 4, 3

Beitragvon consus » Mi 9. Sep 2015, 14:41

marcus03 hat geschrieben:
sinemetu hat geschrieben:"Das Leben des Menschen ist, was seine Gedanken draus machen"

consus hat geschrieben:Das Leben ist Meinung (also nur mutmaßliche, subjektive Vorstellung, die man davon hat).

Sind diese beiden Aussagen wirklich inhaltsgleich ? ...

Salve, Marce!
Rainer Nickel (Marc Aurel, Wege zu sich selbst, 2. Aufl. Düsseldorf/Zürich 2001, S. 67) bietet die Übersetzung "Das Leben ist subjektive Einstellung und Einbildung." Im angelsächsischen Raum findet man die Formulierung “Our life is what our thoughts make it.” Daran schließt sich wohl jene deutsche Wiedergabe an. Auf der sicheren Seite bei Übersetzungen ist man aber i. d. R., wenn man sich wie Nickel eng am Originaltext orientiert. Wie auch immer, ärgerlich ist die im Netz schon durchweg übliche Praxis, auf die Angabe der Quellen zu verzichten.
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Re: Marcus Aurelius 4, 3

Beitragvon sinemetu » Mi 9. Sep 2015, 16:04

consus hat geschrieben: Wie auch immer, ärgerlich ist die im Netz schon durchweg übliche Praxis, auf die Angabe der Quellen zu verzichten.


Danke Consus, ja, so ist es, genau wie mit dem Antikenhandel ohne Fundort. Gott sei Dank lässt sich eine lit. Quelle etwas leichter finden, als den Fundort eines Artefactes zu rekonstruieren....
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Re: marco aurelio

Beitragvon Prudentius » Mi 9. Sep 2015, 19:29

Das Zitat ist der Schlusspunkt eines langen Abschnitts, im Hintergrund steht ein pantheistisches oder buddhistisches Daseinsgefühl, die Seele ist fest verankert in dem ewigen, logosdurchwalteten Kosmos, sie ist eins mit der allumfassenden Natur, da zählt das individuelle Leben nicht viel.
Es ist die Haltung der aequanimitas, wie Horaz es ausdrückt: "Aequam memento rebus in arduis servare mentem...", Metaphysik im echten Sinne.
Man kann sagen, den Engländern liegt diese ganze Linie nicht, da geben sie dem Spruch einen anderen Dreh.

:) .
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Re: marco aurelio

Beitragvon sinemetu » Mi 9. Sep 2015, 20:47

Prudentius hat geschrieben:Man kann sagen, den Engländern liegt diese ganze Linie nicht, da geben sie dem Spruch einen anderen Dreh.


Haben nicht die Engländer Sanskrit nach Europa gebracht? Wohl schon, aber eher unter dem Gesichtspunkt - mal sehen - vllt kann man es verkaufen.
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