Betonung #2

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Betonung #2

Beitragvon séba » Do 3. Dez 2015, 18:36

Hi!

Ich wäre wieder mal froh um Hilfe bei der richtigen Aussprache:

Wo liegt die Betonung bei "propterea"? Eher "propteerea" oder "proptereea"? Thx!
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Re: Betonung #2

Beitragvon Prudentius » Do 3. Dez 2015, 19:43

Bei proptérea; außer du trennst: própter éa.
Interessant wäre die Frage, ob bei propter-ea in der ehemaligen Wortfuge ein Stimmabsatz liegt.
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Re: Betonung #2

Beitragvon Zythophilus » Fr 4. Dez 2015, 00:20

Wörter wie propterea erscheinen auf den ersten Blick als Kombination der Präposition propter mit dem Akk. ea. Tatsächlich handelt es sich aber um als propter Adverb in Kombination mit dem als Adv. verwendeten Abl.f.Sg. von is, und das wird gemeinhin als ein Wort, das den normalen Betonungsregeln folgt, aufgefasst.
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Re: Betonung #2

Beitragvon ille ego qui » Fr 4. Dez 2015, 09:10

weder noch! denn das die vokale dieses wortes sind alle kurz. betont wird: proptérea

Prudentius hat geschrieben:Bei proptérea; außer du trennst: própter éa.
Interessant wäre die Frage, ob bei propter-ea in der ehemaligen Wortfuge ein Stimmabsatz liegt.


m.W. wird für das lateinische ohnehin kein Glottisverschluss angesetzt.
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Re: Betonung #2

Beitragvon séba » Fr 4. Dez 2015, 18:52

Gratias tibi ago :)
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Re: Betonung #2

Beitragvon Laptop » Sa 5. Dez 2015, 03:51

Die Frage begrüße ich, mehr davon! Aussprache und Betonung sind m.M.n die meistunterschätzte Grundlage für Beherrschung der Sprache. Ich hab’ dir mal auf die Schnelle ein paar weitere Komposita zusammengestellt:
númquid númquis númqui támdiu quámdiu alíquando néquando síquando síquis síqua síquidem quandóquidem nescióquidem benévolens malévolens étenim tamenétsi étsi etiámsi etiámnum etiámnunc etiámtum etiámtunc etiámdum nihíldum nihilóminus intérdum intérea tantúmmodo ádmodum propémodum quemádmodum quómodo verúmtamen verumenimvéro enimvéro véluti tamétsi nónnisi nónnihil nonnúmquam nonnúsquam nonnúllus nonnémo quamprímum inprímis inúsque iamdúdum ádhæc pósthac pósthæc pósthinc pósthoc póstibi índies ínvicem útputa ábhinc
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Re: Betonung #2

Beitragvon ille ego qui » Sa 5. Dez 2015, 14:00

es kommt darauf an, was man mit der sprache will. man kann auch mit falsch ausgesprochenem latein dahin kommen, texte fließend aufnehmen zu können - und selbst die exakteste aussprache wird dem echt lateinischen klang wohl nur sehr, sehr begrenzt nahekommen. ich beschäftige mich dennoch gerne damit, im sinne einer leicht versponnenen liebhaberei ;-)
übrigens ist die betonung bei komposita nicht unumstritten. so gibt es die theorie, man habe cónficit zu sprechen (s. binnensilbenschwächung a>i), aber expergefácit. ich bleibe allerdings vorerst bei expergéfacit u.dgl., wie ich es mir angewöhnt habe ;-)

valete.
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Re: Betonung #2

Beitragvon Laptop » Sa 5. Dez 2015, 20:51

ille ego qui hat geschrieben:es kommt darauf an, was man mit der sprache will. man kann auch mit falsch ausgesprochenem latein dahin kommen, texte fließend aufnehmen zu können - und selbst die exakteste aussprache wird dem echt lateinischen klang wohl nur sehr, sehr begrenzt nahekommen. ich beschäftige mich dennoch gerne damit, im sinne einer leicht versponnenen liebhaberei ;-)
übrigens ist die betonung bei komposita nicht unumstritten. so gibt es die theorie, man habe cónficit zu sprechen (s. binnensilbenschwächung a>i), aber expergefácit. ich bleibe allerdings vorerst bei expergéfacit u.dgl., wie ich es mir angewöhnt habe ;-)valete.


@Ille Das sehe ich ein wenig anders. Die innere Stimme macht viel aus. Einen Text schnell aufnehmen kann ich nur wenn meine innere Stimme mitliest. Ist sich die Stimme über die Aussprache unsicher, dann zögert sie und ich kann einen Text nicht mit optimaler Geschwindigkeit aufnehmen. Allerdings hast du recht: wenn die Stimme sich sicher ist, dann spielt es keine Rolle ob die Aussprache korrekt ist oder nicht, denn dann unterstützt sie den Lesefluß so oder so. Gesprochene Sprache ist allerdings kein "nice to have", sondern "the real deal", denn was wir geschrieben sehen ist wie der Schatten an der Höhlenwand im Höhlengleichnis.

Zu expergefacit. Ja, so sagen es auch die Renaissancegrammatiken, z. B. bei Manutius (*). Ich glaube an die Regel, solange ich nicht etwas gegenteiliges beweisen kann. Die Regel lautet: Komposita mit -facis, -facit, -fit, -fis werden so betont als seien es keine Komposita (benefácit, calefís). Es sei denn es sind Komposita mit Präpositionen (réficit, défis). Jedenfalls sieht man auch, daß es durchaus Wörter im Lateinischen gibt, die auf der syllaba ultima den Ton haben.
_______________________________________________________________________________
(*) Manutius, Institutiones grammaticae, Lib. IIII, De Accentibus: Excipiuntur à facio composita, quæ in secunda, & tertia persona singulari præsentis indicatiui modi accentum habent in penultima, licet sit breuis, vt benefácis, benefácit, calefácis, calefácit, & huiusmodi. benefít etiam, & satisfít, & calefít, & calefís, & alia composita à fís, & fít, accuunt vltimam, vt sua simplicia.
Zuletzt geändert von Laptop am Sa 5. Dez 2015, 21:54, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Betonung #2

Beitragvon Zythophilus » Sa 5. Dez 2015, 21:39

Gibt es Wörter wie bene(-)facere in Inschriften, sodass man sehen könnte, ob die Römer sie selber getrennt oder zusammen schrieben?
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Re: Betonung #2

Beitragvon Laptop » Sa 5. Dez 2015, 22:08

@Biertrinker Ich habe mal in den Vindolanda Tabletten gesucht, und dort wird "beneficio" geschrieben. Daraus kann man nun einiges interpretieren. Zum Beispiel könnte man den Verdacht hegen, daß benefacere mit ‘a’ eine bloße Kunstform ist und man sprach schon klass. beneficere?
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Re: Betonung #2

Beitragvon Zythophilus » Sa 5. Dez 2015, 22:18

Es scheint, dass ein "unechtes" Kompositum in Analogie zu den echten sich ändert.
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Re: Betonung #2

Beitragvon Laptop » So 6. Dez 2015, 00:48

Inwiefern sich ändert?
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Re: Betonung #2

Beitragvon Zythophilus » So 6. Dez 2015, 11:55

Wenn ein Verb beneficio statt benefacio verwendet wird, dann scheint es mir doch gegenüber der Normalform verändert. Ist es in den Inschriften aber nicht eher eine Form des Substantivs beneficium?
Bei Zusammensetzungen mit bene und male kann man sich insofern auch gut als getrennt gesprochen vorstellen, als die beiden Adverbien ja problemlos auch so verwendet werden. Bei calefacio, manchmal auch calfacio u.ä. ist diese Trennung nicht möglich
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Re: Betonung #2

Beitragvon Laptop » So 6. Dez 2015, 15:22

Zythophilus hat geschrieben: Ist es in den Inschriften aber nicht eher eine Form des Substantivs beneficium?
Oh, jetzt sehe ich du hast recht. Es handelt sich in den Vindolanda-Tabletten um eine Form des Substantivs, nicht des Verbs.
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Re: Betonung #2

Beitragvon ille ego qui » So 6. Dez 2015, 16:34

Laptop hat geschrieben:Das sehe ich ein wenig anders


Eigentlich sehen wir es offenbar genau gleich! ;-)


[/quote]Es sei denn es sind Komposita mit Präpositionen (réficit, défis). Jedenfalls sieht man auch, daß es durchaus Wörter im Lateinischen gibt, die auf der syllaba ultima den Ton haben.[/quote]

... sofern es sich dann überhaupt um ein Wort handelt (wofür teilweise durchaus etwas spricht!) - und nicht vielmehr in einem gewissen Sinne um zwei mit jeweils einem Akzent ;-)
aber wie du weißt, haben wir mit adhúc und ähnlichem ohnehin wörter, für welche die grammatiker endbetonung bezeugen (abermals nicht unumstritten).

nur nebenbei ein hinweis: Formen wie "defieri" finden sich zwar, aber manch ein Autor wie Cicero beschränkt "fieri" in Komposita auf die Fälle, wo "facere" im aktiv nicht zu "-ficere" abgeschwächt wird. nebenbei: "defieri" heißt ja dasselbe wie das aktiv "deficere".

vale(te)
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