Spontispruch

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Spontispruch

Beitragvon sinemetu » Fr 22. Jul 2016, 06:33

Zeit existiert um zu verhindern, dass alles auf einmal passiert.


propono:

Tempus est, prohibitur ne omnes uno impetu fiat...
Quaestor sum, quaerere quaerique possum ...
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Re: Spontispruch

Beitragvon medicus » Fr 22. Jul 2016, 07:21

"Tempus est" kann ja auch bedeuten "es ist Zeit", deshalb mein Vorschlag:
Tempus existit,ut prohibeatur, ne omnia simul fiant.
Zuletzt geändert von medicus am Fr 22. Jul 2016, 19:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Spontispruch

Beitragvon sinemetu » Fr 22. Jul 2016, 07:31

ja, weiß auch nicht, wie das omnes reingerutscht ist, obwohl ich omnia im Sinn hatte ....

weiß jemand, woher der Sponti-Spruch?
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Re: Spontispruch

Beitragvon medicus » Fr 22. Jul 2016, 08:04

Für John A. Wheelers (1911) ist Zeit „was verhindert, dass alles auf einmal passiert"

https://de.wikipedia.org/wiki/John_Archibald_Wheeler
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Re: Spontispruch

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Jul 2016, 08:41

Misattributed

Time is nature's way to keep everything from happening all at once.
Wheeler quoted this saying in Complexity, Entropy, and the Physics of Information, p. 10, with a footnote attributing it to "graffiti in the men's room of the Pecan Street Cafe, Austin, Texas". Later publications, such as Paul Davies' 1995 book About Time (p. 236), credited Wheeler with variations of this saying, but the quip is actually much older. The earliest known source is Ray Cummings' 1922 science fiction novel The Girl in the Golden Atom, Ch. V: " 'Time,' he said, 'is what keeps everything from happening at once.' " It also appears in his 1929 novel The Man Who Mastered Time. The earliest known occurrence other than Cummings is from 1962 in Film Facts: Volume 5, p. 48.

Vorschlag:
Tempus res est, qua prohibetur, ne omnia uno et eodem tempore eveniant.
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Re: Spontispruch

Beitragvon medicus » Fr 22. Jul 2016, 09:10

marcus03 noster omnibus aquis lautus :klatsch:
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Re: Spontispruch

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Jul 2016, 09:39

gelöscht
Zuletzt geändert von marcus03 am Fr 22. Jul 2016, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Einspruch

Beitragvon Prudentius » Fr 22. Jul 2016, 09:47

Im Namen der Logik muss ich Einspruch erheben :prof2: Der Satz enthält ja einen bekannten Definitionsfehler, nämlich "Idem per idem", das definiendum ist in dem definiens enthalten: "auf einmal" und "passieren" sind ja Zeitbegriffe, das ist so wie wenn man das Pferd definiert als "vierbeiniges Pferd".

Der Satz gehört in die feuilletonistische Ecke, dorrt ist er gut aufgehoben.
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Re: Spontispruch

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Jul 2016, 10:54

Wie sollen wir Menschen über die Zeit reden, wenn nicht mit zeitlichen Begriffen. Unser ganzes Denken ist räumlich und zeitlich. Aus dieser Haut kommen wir nicht raus.
Wo Raum und Zeit zusammenbrechen (etwa in einem schwarzen Loch), brechen Mathematik und Physik zusammnen, sodass wir "alt aussehen".
Zeitlosigkeit kann sich niemand vorstellen. Ohne big bang gäbe es weder Raum noch Zeit und auch diesen Herrn nicht , der sich einst über die Zeit den Kopf zerbrochen hat:

“Quid est ergo tempus? si nemo ex me quaerat, scio; si quaerenti explicare velim, nescio. fidenter tamen dico scire me quod, si nihil praeteriret, non esset praeteritum tempus, et si nihil adveniret, non esset futurum tempus, et si nihil esset, non esset praesens tempus. duo ergo illa tempora, praeteritum et futurum, quomodo sunt, quando et praeteritum iam non est et futurum nondum est?” Confessiones XI, 14

Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand darnach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht; mit Zuversicht jedoch kann ich wenigstens sagen, daß ich weiß, daß, wenn nichts verginge, es keine vergangene Zeit gäbe, und wem nichts vorüberginge, es keine zukünftige Zeit gäbe. jene beiden Zeiten also, Vergangenheit und Zukunft, wie kann man sagen, daß sie sind, wenn die Vergangenheit schon nicht mehr ist und die Zukunft noch nicht ist?

Höchste Zeit,Schluss zu machen. :)
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Re: Spontispruch

Beitragvon Prudentius » Fr 22. Jul 2016, 17:46

Da kommst du ja wieder aus der feuilletonistischen Ecke :-D , Kommentar überflüssig, es bricht überhaupt nichts zusammen.

Man legt sich die Schwierigkeiten mit dem Zeitbegriff so zurecht: es gibt zwei Sorten Begriffe, Normalbegriffe, die definiert werden können, und Metabegriffe oder Kategorien, die Werkzeuge, mit deren Hilfe Normalbegriffe definiert werden; die Metabegriffe selbst können nicht definiert werden.

Zeit ist eine Kategorie, ein Ordnungsschema, mit dessen Hilfe wir die Erfahrungswelt beschreiben können.

Das Nachdenken über die Zeit datiert ja von Anfang der Philosophie an; meine persönliche Meinung: "Zeit" ist ein Sprungbrett in Metaphysik, wenn man ein Organ dafür hat, eine Einladung, vom Begrenzten auf das Unbegrenzte zu schauen ...

Vllt. kann man das noch erwähnen: bis zu Kant galt die Zeit als der Welt angehörig, seit Kant versteht man die Zeit als subjektiv, als ein Werkzeug unseres denkenden Verstandes, die Wahrnehmungen zu ordnen.
Es leuchtet ja ein: der Hauptbegriff ist das Jetzt, die Gegenwart, und das Jetzt ist ganz subjektiv, jeder hat sein eigenes Jetzt.
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Re: Spontispruch

Beitragvon marcus03 » Fr 22. Jul 2016, 18:59

Prudentius hat geschrieben: es bricht überhaupt nichts zusammen.


Ich meinte, dass der Begriff von Raum und Zeit bei schwarzen Löchern"zusammenbricht",d.h. sinnlos wird.
Man auch mit Mathematik nicht mehr beschreiben, was in einer Singularität "abgeht", der man nicht einmal mit Lichtgeschwindigkeit entkommen kann.
Dasselbe gilt für den Übergang von reiner Energie zur Materie beim Urknall.
Was da warum und wie genau "los war", sind Fragen, die auch und gerade die Physik wohl nie vollständig beantworten wird.

PS:
Besonders seltsam mutet eine theologische Vorstellung an, nach der bei Gott alles gleichzeitig sei, also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nicht getrennt sind.
In principio rerum erat tempus et tempus erat apud Deum.Tempore omnia facta sunt, quae facta sunt. Sine tempore nihil esset, quod est.Omnia in tempore posita. O tempus, te amemus an oderimus?
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Re: Spontispruch

Beitragvon medicus » Fr 22. Jul 2016, 20:31

Jetzt blickt der Furchtlose und ich in`s schwarze Loch :x
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Re: Spontispruch

Beitragvon marcus03 » Sa 23. Jul 2016, 08:00

medicus hat geschrieben:blickt der Furchtlose und ich in`s schwarze Loch


Ihr müsst aufpassen, dass ihr den Ereignishorizont nicht überschreitet. Sonst werdet ihr schnell zum gefundenen Fressen dieses unersättlichen Monsters. Ihr würdet ihm sicher schwer im Magen liegen. ;-)
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Re: Spontispruch

Beitragvon Prudentius » Sa 23. Jul 2016, 17:00

Interessant ist es noch zu betrachten, wie unteschiedlich die Zeitproblematik in den Wissenschaften wahrgenommen wird. Die Zeit als schwer fassbaren, problematischen Begriff gibt es nur bei uns und den Philosophen, bei den Naturwissenschaftlern hingegen überhaupt nicht; Zeit bedeutet Zeitmessung, eine ganz klare, einfache Sache: im Koordinatensystem ist das eben die eine Achse, beginnend mit dem Nullpunkt und mit irgendeiner Einheit nach rechts weiterlaufend.
Die Naturwissenschaft hat eine funktionale Auffassung von diesen Begriffen, nicht nur von der Zeit, auch vom Raum und v.a. von der Kraft; die Physik fragt nicht, was Kraft ist, sondern wie Kraft wirkt, und sie ist erfolgreich.
Es wird hier eine tiefe Diskrepanz zwischen uns und ihnen deutlich; wir fragen nach dem Grund und dem Wesen; seit Aristoteles unterscheiden wir techne und episteme, Handwerkskunst und Wissenschaft, und in dieser Hinsicht sind die Naturwissenschaftler sozusagen Handwerker, also unterhalb des wissenschaftlichen Niveaus. Diese Negativeinordnung bleibt nicht ohne Rückantwort, uns wird von den Naturwissenschaftlern Spekulation uind Phantasterei vorgehalten, sie sehen das Gespenst der platonischen Idee der "Zeit" noch in unseren Hirnen geistern. Zitat Newton, bis heute gültig: "Hypotheses non fingo", sie überlassen es uns, die Empirie hinter uns zu lassen.

Was wir beachten sollten: Im kosmischen Maßstab ist die Lichtgeschwindigkeit maßgeblich, und wir müssen uns bewusst sein, dass unsere gesamte Lebenssphäre sich in einem Bereich abspielt, der unendlich weit unterhalb dieser Lichtgeschwindigkeit liegt; wir sind also in einer extremen Ausnahme- oder Nischensituation; und da kommt jetzt der Zeitbegriff: in unserem Größenbereich funktioniert der Begriff der "Gleichzeitigkeit" fast lückenlos, aber im kosmischen Bereich nicht; wenn zwei Ereignisse für den einen Beobachter gleichzeitig sind, dann sind sie für andere Beobachter eben nicht gleichzeitig. Auf dem Begriff der Gleichzeitigkeit basieren so wichtige Begriffe wie "Ereignis" oder "Situation": diese gibt es nur in unserer Nischenlage, aber nicht im kosmischen Bereich. Bei unsren Spekulationen tun wir aber so, als seien unsere Rahmenbedingungen allgemeingültig.
Wir müssten also, wenn wir von solchen kosmischen Vorstellungen wie "Wesen der Zeit" oder "Anfang der Zeit" reden, erst einen Verständigungsrahmen finden, der wirklich aus unserer Nischenlage herausführt; aber einen solchen Rahmen gibt es gar nicht, und so bleibt uns nicht viel mehr als die Sprache der Mystiker, wie "Im Anfang war das Wort", und das kann so stehenbleiben, wenn wir im Kopf behalten, wie unsere Bedingung ist.
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