Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

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Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

Beitragvon sinemetu » Do 22. Sep 2016, 07:37

Man kann sich ja nur wundern, wie schnell sich Dinge bewahrheiten ....
Dies einer der Spontisprüche aus der Zeit der "Friedensbewegung"

Wollen wir ihn mal ins Lateinische werfen:

propono: concipe animo, bellum est nemoque gerit...

ich finde gerit nicht so adaequat, da es Krieg führen heiß. Vll ist vadis besser, aber ich weiss nicht, ob das lat. möglich ist.

"Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin - dann kommt der Krieg zu Euch! Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt, und läßt andere kämpfen für seine Sache, der muß sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird teilen die Niederlage. Nicht einmal Kampf vermeidet, wer den Kampf vermeiden will, denn er wird kämpfen für die Sache des Feindes, wer für seine eigene Sache nicht gekämpft hat."

Bertolt Brecht (1898 - 1956), eigentlich Eugen Berthold Friedrich Brecht, deutscher Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Regisseur

Aber auch dieses Zitat stammt - laut einem Artikel in der Zeit - gar nicht von Brecht, sondern wurde sinnentstellend vor ein Brechtgedicht montiert:
-----------------------zitat------------------------------
"Sometime they'll give a war and nobody will come - diesen von den Friedensfreunden aufgegriffenen Satz schrieb der Dichter Carl Sandburg 1936 in seinem Gedichtband The People, Yes. Um die Aussage in ihr Gegenteil zu verkehren, dichtete ein anonymer Autor die Zeile "... dann kommt der Krieg zu euch" dazu und montierte das Ganze vor eine Passage aus Brechts Koloman Wallisch Kantate. In der geht es aber überhaupt nicht um einen Krieg - sie ist dem österreichischen Revolutionär Koloman Wallisch gewidmet, der 1934 bei den Arbeiteraufständen ums Leben kam. Erst ab der Zeile "Wer zu Hause bleibt ..." handelt es sich also um ein Brecht-Zitat."
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Re: Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

Beitragvon marcus03 » Do 22. Sep 2016, 08:17

Hoc animo concipe: Bellum indictum est, sed nemo ei interesse/arma capere vult.

PS:
Die dt. Vorlage ist unlogisch: Wo niemand hingeht, kann auch kein Krieg sein. Krieg setzt Kriegführende voraus. Es kann sich folglich nur um eine Kriegserklärung handeln, auf die niemand reagiert.
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Re: Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin

Beitragvon sinemetu » Do 22. Sep 2016, 09:58

Bellum indictum est setzt vorraus, daß der Krieg vorher erklärt wird. Das ist ein kulturelles Relikt Alteuropas, daß man glaubt, Krieg sei nur das, was vorher erklärt wird. 168 Jahre begreifen die Europäer nicht, daß Amerika gegen diesen Kontinent Krieg führt, weil sie denken, es müsse von der Post irgendwann eine Erklärung vorbei gebracht werden, und solange die nicht existiert, kann kein Krieg sein. Der Krieg ist ein Zustand, der ist, und der Frieden ein schöner Schein. Hat jemand schon die Kriegserklärung der Amerikaner gegen Syrien gesehen, oder glaubt jemand, die Könige aus dem Hause Ibn Saud hätten bei Assad irgendein Billet eingereicht? Ich sage: Mitnichten ist dem so!
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