Tiberis hat geschrieben:9. Exploratores exposuerunt, in quas silvas hostes se recepissent.
Die Kundschafter haben dargelegt, in welche Wälder sich die Feinde zurückgezogen haben
der Konjunktiv (coni. obliquus) recepissent drückt die Meinung der Kundschafter aus, die nicht unbedingt mit der Realität übereinstimmen muss.
Tiberis, wir haben uns schon lange nicht unterhalten!
Von Meinungsäußerung sehe ich hier nichts, die Kundschafter machen ja klare Angaben; auch ist der Gegensatz nicht zur Realität, sondern zwischen dem, was der Autor und dem, was die Kundschafter sagen.
Ich möchte hier den Konj. obl. so erklären: Der Autor bringt dadurch zum Ausdruck, dass nicht er sich die Frage stellt: in welche Wälder haben sich ...?, sondern dass die Kundschafter vor dieser Frage standen; die Frage ist also für den Autor eine indirekte, sie ist ohne ein Fragezeichen; bildlich gesprochen: die direkte Frage ist wie ein Eingabefeld mit blinkendem Cursor, die indirekte wie ein deaktiviertes, mit grau unterlegtem Eingabefeld (wir haben darüber früher schon mal gelacht .
Oder noch anders: die direkte Frage ist wie eine geöffnete Datei, und die indirekte wie eine geschlossene, schreibgeschützte.
In den Grammatiken steht das immer so, die "Meinung" gegenüber der "Realität", das liegt daran, dass den alten Grammatikern die Unterscheidungen zwischen "gehaltener Rede" und "wiedergegebener Rede", gesprochener und besprochener Rede noch nicht geläufig waren.
Auch liegt ein naiver Gebrauch von "Realität" zugrunde, die philosophische Zerbröselung der Realität war noch nicht bei ihnen angekommen.