Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Sinatra » Di 30. Okt 2018, 18:49

Hallo!

Eine Nachhilfeschülerin, 3. Lehrjahr, bekam vom Ihrem Lehrer frei nach Suetons Augustus Biographie folgenden Satz, dessen Anfang mir etwas Kopfzerbrechen bereitet:

"Marco Antonio Augusti inimico curavit, ut ille epistulis quibusdam, quarum autor ipse fiut, Thurinus appellatur"

Die Übersetzung lautet wohl: Augustus` Feind Marcus Antonius sorgte dafür, daß jener (=Augustus) in einigen Briefen, deren Autor er ( =Antonius) selbst war Thurinus genannt wurde.

Frage:

Wiese steht Marcus Antonius im ABLATIV? Soll das ein Abl. Abs sein, also "Nachdem MA zum Feind von Augustus wurde...?" Dann fehlt aber das PPP.
Ist MA überhaupt das Subjekt von curavit?

Vielen Dank

Beste Grüße
Sinatra
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon marcus03 » Di 30. Okt 2018, 19:52

Als MA Feind des A. war/Während der Feindschaft zwischen MA und A

nominaler abl. abs. würde auch ich sagen. Kontext?

appelletur?
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Sinatra » Di 30. Okt 2018, 20:17

Danke,ja, Nominaler Abl.Abs ergibt Sinn, aber dass das Subjekt gleichzeitig auch im Nominalen Abl. Abs. erscheint ist doch eher selten oder? ist mir zumindest noch nie begegnet.

Das ist auch der erste Satz der Arbeit, der Rest ist kein Problem. Der Kontext ist die Begegnung Suetons mit Hadrian, der Kaiser bekommt dann die Statue geschenkt, die Augustus als Jungen darstellen soll, also inhaltlich auf 7,1 basierend.


Vielen Dank +Gruß
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon marcus03 » Di 30. Okt 2018, 21:26

Sinatra hat geschrieben:ist mir zumindest noch nie begegnet.

Es kommt nachklassisch vor, dass bei gleichem Subjekt statt PC ein abl. abs. steht. Bei Sueton ist mir das schon einmal begegnet. Leider weiß ich die Stelle nicht mehr.

"Prinzipiell mußt du i.d.R. davon ausgehen, dass im Ablativus absolutus ein anderes Subjekt als im übrigen Satz steht. Im klassischen Latein ist das z.B. fast immer so. Es gibt einzelne Ausnahmen (BS § 505)."

https://www.albertmartin.de/latein/forum/?view=33492#5
Zuletzt geändert von marcus03 am Di 30. Okt 2018, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Tiberis » Di 30. Okt 2018, 21:31

"Marco Antonio Augusti inimico curavit, ut ille epistulis quibusdam, quarum autor ipse fiut, Thurinus appellatur"

wenn das, wie du schreibst, der erste Satz der Arbeit war, dann hat dieser Lehrer einen geradezu unverzeihlichen Fehler gemacht. Denn es bliebe ja völlig unklar, wer Subjekt zu curavit ist.Aus Sueton geht aber hervor, dass nur M. Antonius in Frage kommt, also müsste dieser natürlich im Nominativ stehen, ebenso ist Konjunktiv appellaretur zu erwarten.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Sinatra » Di 30. Okt 2018, 21:40

Also appellaretur war richtig, ich hatte mich verschrieben, aber der Einwand, daß das Subjekt von curavit unklar ist, ist völlig richtig, hat mich auch verwirrt, und das bei einer achten Klasse...
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Sinatra » Mo 5. Nov 2018, 11:59

Meine Nachhilfeschülerin hat ihren Lehrer jetzt mal angesprochen, er meinte es handele sich um ein "verstecktes Subjekt". Ich kann mir zwar denken, was er damit meint, jedoch habe ich das noch nie gehört, fraglich ist überdies, ob eine Acht-Klässlerin das hinkriegt..
Im Lehrwerk der Klasse(Übungsbuch Pontes, 3, S.20) findet sich zudem folgender Satz:
Octavius ludos edidit, cum Caesar honore afficere vellet

Meine Schülerin wand ein, das Caesar doch im Akkusativ stehen müsste, womit sie doch richtig liegt, oder?
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon marcus03 » Mo 5. Nov 2018, 17:51

Sinatra hat geschrieben:Meine Schülerin wand ein,


wandte ein/ wendete ein? ;-)

Stomachatus hat geschrieben:mit didaktischen Zwecken


zu didaktischen ... ?
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Prudentius » Di 6. Nov 2018, 17:49

Stomachatus hat geschrieben:Die ganze Bude ist marode.


Pauschalurteile sind immer falsch (das ist auch ein Pauschalurteil :-D ), aber der Lehrer sollte doch einen Wissensvorsprung gegenüber dem Schüler haben. :)
Man muss aber berücksichtigen, wenn einer L. als 3. Fach studiert neben D und G, da bleibt nicht viel Zeit für extensives Lernen. Man weiß aber auch nicht, was für einen Stress der Kollege gerade hatte.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Medicus domesticus » Di 6. Nov 2018, 21:31

Ich weiß ja nicht, welche Qualifikation für die Sprache Latein du hast, Stomachate, aber ich bin ja auch nicht unerfahren. Meine Frage ist eine andere: Was machen wir aus der Sprache Latein in Zukunft? Latein hätte doch eine große Zukunft, da sie unabhängig in der Schule agieren könnte. Eine Sprachkompetenz könnte etabliert werden, müsste aber auch nicht, weil es eine "tote Sprache" ist. Die antike Geschichte könnte gefördert werden, und, und, und. Gegenüber den modernen Sprachen gäbe es viel mehr Freiheiten, denn keiner hat heute den "Zwang" mehr Latein sprechen oder schreiben zu müssen. Ein freier Lehrplan wäre die Folge.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Tiberis » Mi 7. Nov 2018, 00:59

Prudentius hat geschrieben: aber der Lehrer sollte doch einen Wissensvorsprung gegenüber dem Schüler haben.

Weit ist es gekommen mit dem Fach Latein, wenn man sich mittlerweile damit begnügt, einen "Wissensvorsprung gegenüber dem Schüler" als ausreichendes Qualitätskriterium anzusehen. :shock:
Um einen solchen Wissensvorsprung zu haben, muss man wahrlich nicht erst Klassische Philologie studieren. Aber von einem studierten Latinisten ist, wie ich meine, doch zu erwarten, dass er die lateinische Sprache im Großen und Ganzen beherrscht. Er genießt ja ohnehin gegenüber den Absolventen der modernen Fremdsprachen den Vorteil, seine sprachlichen Fähigkeiten nicht im direkten kontakt mit Native Speakers beweisen zu müssen. Aber sich schriftlich fehlerfrei und in gutem Stil ausdrücken zu können, erscheint mir doch unverzichtbar. Natürlich gehen die Anforderungen an einen Lateinlehrer weit über die bloße sprachliche Qualifikation hinaus, wie Medicus domesticus zu Recht immer wieder betont. Die Sprachbeherrschung ist nicht alles, aber ohne die Sprachbeherrschung ist alles nichts.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Medicus domesticus » Mi 7. Nov 2018, 21:05

Tiberis hat geschrieben:Aber von einem studierten Latinisten ist, wie ich meine, doch zu erwarten, dass er die lateinische Sprache im Großen und Ganzen beherrscht. Er genießt ja ohnehin gegenüber den Absolventen der modernen Fremdsprachen den Vorteil, seine sprachlichen Fähigkeiten nicht im direkten kontakt mit Native Speakers beweisen zu müssen. Aber sich schriftlich fehlerfrei und in gutem Stil ausdrücken zu können, erscheint mir doch unverzichtbar.

Natürlicherweise ist das das Ziel. Ich - und auch gerade Du im Besonderen - bin aus einer ganz anderen Zeit. Unsere Stundenzahl pro Woche in der Schule war eine ganz andere. Im LK Latein waren es bei mir 6 (!!) Stunden pro Woche bei einem Lehrer, der damals schon 55 Jahre alt war (Latein, Griechisch , Geschichte war sein Spektrum), ein extrem guter Lehrer. Unabhängig davon war allein die Beschäftigung mit Latein eine ganz andere. Man sollte natürlich eins beachten: Heute kommen die zukünftigen Lateinlehrer aus einer ganz anderen Zeit. Reduzierte, knappe Lateinstunden, wenn überhaupt, wenig Erfahrung ... und dann sollen sie plötzlich im Lateinstudium powern und Deutsch - Latein übersetzen und, und, und.. Danach werden sie wieder einem "downgrading" ausgeliefert mit reduzierten Stundenzahlen usw. Daraus resultiert sogar bei den besseren Studenten eine Reduktion ihrer Fähigkeiten. In die Latinistik, mit entsprechender latinistischer Forderung an der Uni, gehen doch die wenigsten. Es entwickelt sich doch dann eine gewisse Todesspirale. Deswegen ist eine Diskussion über die Zukunft des Lateinischen mit einem modernem, angepassten Spektrum sicher erforderlich.

Zum Vergleich:
In der Medizin findet als "downgroading" eher eine zunehmende Spezialisierung statt, die auch nicht immer zum Positiven führt, obwohl die Anforderungen enorm sind. Ich versuche deshalb auch in der Basisausbildung der "frischen" Mediziner nach dem Studium und bei den Studenten in unserer Notaufnahme ein möglichst breites Spektrum zu vermitteln.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Sinatra » Mi 7. Nov 2018, 21:43

Freut mich ja, daß ich eine schöne Grundsatzdiskussion losgetreten habe, der Lehrer hat inzwischen den Fehler eingesehen und nach dem Einwand der Schülerin die Note hochgesetzt....

Zu Drittfach kann ich sagen, daß die Bez.-Regierung Köln nach Abschaffung von der Drittfach Regelung an der Kölner Uni künftig einen Lehrermangel in eingen Fächern befüchtet.

Ich selber habe Geschichte und Englisch mit 1.+2. Staatsexamen abgeschlossen, Latein war bzw. ist mein Drittfach und ich habe auch ein paar Leistungsnachweise erworben, aber wegen den beiden anderen Fächern und anschliessendem Ref. Latein nicht zu Ende bringen können.


Nach Abschaffung der Ergänzungsfach Regelung zum 30.9., mit der man in Köln ein drittes Fach mit wesentlich weniger Leistungsnachweisen abschließen konnte, wobei die Staatsexamensprüfung am Ende identisch war, muß ich jetzt ganz normal 2 Fächer auf Bachelor und Master studieren, ich kann mir zwar die im Zuge der LPO 2003 erworbenen Leistungen in Latein anrechnen lassen und alles mit Pädagogik und Praktikum fällt für mich weg (immerhin!), ich weiß aber nicht wie gleich noch ein viertes Fach studieren soll.

Mit der alten Regelung könnte ich jetzt in 3-4 Semestern fertig sein und es neben meiner Arbeit in der Schule machen.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon Medicus domesticus » Do 8. Nov 2018, 20:18

Stomachatus hat geschrieben:@Medicus Domesticus: ich weiß nicht, ob dein Beispiel mit den Medizinern zutreffend ist. Bei Dir, wenn ich Dich richtig verstehe, geht es um das Verhältnis zwischen Breite und Tiefe und wo der Schwerpunkt liegt und wo er liegen sollte. Bei den Lateinern geht es darum, dass Grundlegendes vom Fach selbst fehlt. Im Studium werden die Studenten immer mehr mit Verwaltungsinhalten konfrontiert und immer weniger mit dem Fach selbst.


Ich verstehe dich natürlich auch. Mir ging es darum, dass es in der Medizin oft ein Problem gibt: Eine gewisse Breite wird zwar in der Medizin gelehrt, nur wenn der Absolvent dann sein Spezialfach macht, entfernt er sich immer weiter von dieser Breite. In den Spezialambulanzen wird dann einiges verlangt, aber nicht mehr beachtet. Dafür bin ich und andere eine Korrektur.
Da ich Latein auch als "Zweitfach" studiert habe, kenne ich mich etwas aus. Das ist zwar schon etwas her, aber der Uni-Betrieb ist mir bekannt. Wie es heute konkret ist, weiß ich jetzt auch nicht mehr, da ich weniger Zeit dafür habe.
Umgekehrt wäre es ja auch fatal: Ein Lateinstudent wird optimal ausgebildet und landet dann als Lateinlehrer (da er ja kaum im Unibetrieb beschäftigt ist) in einem System, das immer mehr abgewirtschaftet wird: 3 Lateinstunden pro Woche, Qualität immer weniger usw. Die Folge ist auch , dass er nach Jahren selbst qualitätsmäßig immer mehr abbaut.
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Re: Sueton 7,1/ Klassenarbeit

Beitragvon marcus03 » Do 8. Nov 2018, 21:36

Stomachatus hat geschrieben:Wie lange kann man noch so weitermachen, bevor das ganze System zusammenbricht?

Was heißt hier "bevor"? Das System ist mitten im Zusammenbruch dank Politik und den Experten von jenen grünen Tischen, die von der Schulrealität, dem gesellschaftl. Wandel etc. offenbar wenig bis keine Ahnung haben oder haben wollen und von Statistiken ausgehen, deren Ergebnis sie vermutlich den Erhebern derselben
unter Androhung unangenehmer Folgen vorgegeben haben.
Anders kann man u.a. die neulich von Krankenkassen auf weit über eine Million geschätzte Zahl von Teenagern mir psychischen Problemen im Kontext von Schule kaum deuten.
Es ist was megafaul im Staate BRD und anderswo wohl auch.
Quo vaditis, schola, magistri magistraeque et discipuli discipulaeque? :(

http://www.maz-online.de/Nachrichten/Wi ... isch-krank

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... ter-Stress

https://www.youtube.com/watch?v=-q0Sm8Kldn0
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