DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » So 18. Aug 2019, 17:20

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon cometes » So 18. Aug 2019, 17:40

Sic distinguuntur et uniuntur corpus et anima, caput et cor, sanguis et lympha; ita etiam Ecclesia et Status


So werden Körper und Seele unterschieden und vereint, Kopf und Herz, Blut und Wasser, so auch die Kirche und ihr Stand, in gleicher Weise der verschiedenen Klassen der Gesellschaft, gewiss auch in der Familie, die Eltern und Kinder.

Wie man Körper und Seele unterscheidet und vereint, Kopf und Herz, Blut und Wasser, so unterscheidet man auch die Kirche und ihren Stand/Verfassung??


Tja, da zucken die Übersetzer kurz und weichen aus, gilt doch der Artikel 140 GG noch. Die Rede ist natürlich vom Verhältnis von Kirche und Staat. Dass dem Autor ein Regime behagt hat, dessen Anführer der Bischof von Marseille mit den Worten Dieu, par votre intercession, Monsieur le Maréchal, travaille à sauver la France empfing, und welches eine insbesondere gemessen an der Dritten Republik ausgesprochen kirchenfreundliche Politik betrieb, verwundert also wenig.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » So 18. Aug 2019, 17:46

cometes hat geschrieben:Die Rede ist natürlich vom Verhältnis von Kirche und Staat.

Danke, Schweifstern! So macht es Sinn. Die Bedeutung STAAT findet sich im Georges indes nicht.
Auch hier drückt sich der Autor wieder schwammig aus.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » So 18. Aug 2019, 18:06

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon cometes » So 18. Aug 2019, 18:51

marcus03 hat geschrieben:
cometes hat geschrieben:Die Bedeutung STAAT findet sich im Georges indes nicht.
Auch hier drückt sich der Autor wieder schwammig aus.



Der ist auch aufgrund seiner starken Ausrichtung an den Klassikern ein für solche Elaborate nur bedingt geeignetes Vademecum. Der großgeschriebene Status bezeichnet in derartigen Texten fast ausschließlich den Staat (welcher Ausdruck sich ja davon ableitet), insbesondere wenn von der modernen rechtlich-institutionellen Verfassung eines Gemeinwesens die Rede ist, und wird auch in zeitgenössischen lateinischen Rundschreiben aus dem Status Civitatis Vaticanae nicht anders genannt: Cum mercatus ratio simul cum Status ratione convenit, ... 1945/46 war der Autor, der insinuiert, dass es ein natürlich-organisches Band zwischen Staat und Kirche gebe, welches zu durchtrennen den Tod bedeute, vermutlich mehr aus Vor-, denn aus Einsicht so "schwammig".
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Mo 19. Aug 2019, 11:17

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Mo 19. Aug 2019, 14:38

II. De supernaturali et infallibili certitudine fidei infusae per respectum ad vitam interiorem.

2. Über die übernatürliche und unfehlbare Gewissheit des eingegossenen Glaubens im Hinblick auf das innere Leben

Status quaestionis: Quamvis omnes theologi admittant fidem christianam, non obstante sua obscuritate, esse firmissime certam, non omnes tamen hanc certitudinem eodem modo explicant. Sunt praesertim duae sententiae a pluribus secutis propositae. Prima non tenet quod fidelis cognoscat infallibiliter per ipsam fidem infusam motivum formale fidei; altera hoc affirmat et defendit tanquam pupulam oculi.

Stand des Problems: Obwohl alle Theologen zugeben, dass der christlichen Glauben, ohne dass seine
Dunkelheit im Wege steht, höchst gewiss/zuverlässig sei; dennoch erklären nicht alle diese Gewissheit auf die selbe Art und Weise. Es gibt vor allem zwei Lehrsätze , die von ziemlich vielen Anhängern vorgelegt wurden. Der erste Lehrsatz besagt nicht, dass der Gläubige durch den eingegossenen Glauben selbst den formalen Beweggrund des Glaubens unfehlbar erkenne; ein zweiter Lehrsatz bestätigt dies und verteidigt es wie seinen Augapfel.

1ª sententia defenditur a nominalistis, a Durando, Gabriel Biel, a Scoto, a Molina, Ripalda, Lugo, Franzelin, Billot, Bainvel, van Noort, Harent ; tenet quod fidelis naturaliter cognoscit motivum formale fidei, scil. auctoritatem Dei revelantis et ipsum factum revelationis, ex hoc quod naturaliter cognoscimus Deum neque falli neque fallere posse, et pariter naturaliter cognosci potest factum revelationis ex signis ejus, speciatim ex miraculis.

1a. Der Lehrsatz wird verteidigt von den Nominalisten, von Durando, Gabriel Biel, von Scotus, von Molina, Ripalda, Lugo, Franzelin, Billo, Bainvel, van Norrt, Harent; er besagt, dass der Gläubige das formale Motiv (Beweggrund) auf natürliche Weise erkennt, nämlich die Autorität des offenbarenden Gottes und die Tatsache der Offenbarung selbst, aus diesem, dass wir auf natürliche Weise erkennen, dass Gott weder sich täuscht noch getäuscht werden konne, und ebenso kann auf natürlche Weise die Tatsache der Offenbarung aus deren Zeichen erkannt werden, besonders aus den Wundern.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Mo 19. Aug 2019, 15:08

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Di 20. Aug 2019, 10:30

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Di 20. Aug 2019, 11:39

Critica: Statim apparet difficultas contra hanc sententiam. Verum quidem est quod certitudo fidei infusas resolvitur materialiter et extrinsece in cognitione rationali signorum revelationis, sed resolvitur formaliter et intrinsecus in aliquid altius, alioquin certitudo superior reduceretur ad inferiorem. Insuper rari sunt fideles qui viderunt propriis oculis miracula et qui potuerunt ea satis diligenter examinare ad certe judicandum de eorum origine supernaturali. Ideoque generaliter fideles non habent naturaliter de signis Revelationis christianae nisi certitudinem moralem, mediantibus testimoniis humanis saepe modo non critico cognitis.

Kritik: Sofort zeigt sich eine Schwierigkeit (Problem) gegen diesen Lehrsatz. Freilich ist es wahr, dass die Gewissheit des eingegossenen Glaubens inhaltlich und äußerlich in der vernünftigen Erkenntnis der Zeichen der Offenbarung gelöst wird, aber sie wird förmlich und innerlich in etwas Höheres aufgelöst, sonst würde die höhere Gewissheit auf eine schwächere zurückgeführt. Darüber hinaus gibt es wenige Gläubige, die mit eigenen Augen Wunder gesehen haben und die diese sorgfältig genug prüfen konnten, um deren übernatürlichen Ursprung sicher zu beurteilen. Und daher im Allgemeinen haben die Gläubigen über die Zeichen der christlichen Offenbarung naturgemäß nur eine moralische Gewissheit, da die durch Menschen hinzukommenden Zeugnisse oft auf eine unkritische Weise zur Kenntnis genommen wurden.

Ideo, ut aiunt multi alii theologi, si certitudo fidei christianae ultimatim fundaretur in hac certitudine morali de facto revelationis diversis signis confirmato, haec certitudo fidei non esset firmissima et infallibilis nisi hypothetice, scil. supposito quod aliunde certum sit ipsum Deum revelasse Trinitatem, Incarnationem redemptivam, et infallibilitatem Ecclesiae ad haec mysteria proponenda; supposito nempe quod praedicatio horum mysteriorum non proveniat ex naturali evolutione sensus religiosi in subconscientia prophetarum et Christi, ut digerunt modernistae, iuxta quos fides resolvitur in congerie probabilitatum.

Daher, viele andere Theologen sagen, wenn die Gewissheit des christlichen Glaubens letztlich auf dieser moralischen Gewissheit über die Tatsache der Offenbarung, die durch verschiedene Zeichen bestätigt wurde, basieren würde, wäre diese Gewissheit des Glaubens nur hypothetisch sehr stark und unfehlbar, nämlich durch die Annahme, dass es von anderswoher gewiss sei, dass Gott selbst die Dreifaltigkeit, die erlösende Inkarnation (Menschwerdung Gottes), und die Unfehlbarkeit der Kirche offenbart habe, um diese Geheimnisse darzulegen; durch die Annahme nämlich, dass die Verkündigung dieser Mysterien nicht aus der natürlichen Entwicklung des religiösen Sinnes im Unterbewusstsein der Propheten und des Christus stamme, wie das die Modernisten deuten, bei denen sich der Glaube in eine Häufung von Wahrscheinlichkeiten auflöst.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Di 20. Aug 2019, 13:50

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Mi 21. Aug 2019, 10:35

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Do 22. Aug 2019, 11:55

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Beitragvon consus » Do 22. Aug 2019, 13:47

mystica hat geschrieben:
1° Ratione absolutae infallibilitatis fidei...
Nemo nostrum est, ut opinor, amici, quin clarissima illa noverit verba „sapere aude“; qua admonitione Immanuel Kant id quod cogitat ingeniosissime complexus docet nos ratione usos in nostra ipsorum esse potestate.
Quid mirum, si sunt qui verba istius sodalis ordinis praedicatorum perpendentes se quasi in tormenta dari putent?
:shock:
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Do 22. Aug 2019, 13:47

1° Ratione absolutae infallibilitatis fidei. Factum enim revelationis non solum proponitur cum certitudine morali ab historia praedicationem et miracula Christi referente, sed etiam proponitur infallibititer ab Ecclesia, quae definit hanc revelationem fuisse proprie supernaturalem, nec processisse naturaliter ex subconscientia prophetarum. Atqui id quod sic traditur infallibiliter ab Ecclesia est ab omnibus credendum supernaturaliter. Ergo fideles debent supernaturaliter credere Revelationi, simul cum mysteriis revelatis; ut dicit S. Thomas II II, q. 2, a. 2 « uno et eodem actu credimus Deo (revelanti) et Deum (revelatum) ». Et virtus infusa fidei ita perficit intellectum, dicit S. Thomas, « ut infallibiliter intellectus tendat in suum objectum » (II II, q. I, a. 5; cf. ibid., q. 4, a. 8 ).

1. Durch Begründung mir der absoluten Unfehlbarkeit des Glaubens.
Die Tatsache der Offenbarung nämlich wird nicht nur mit der moralischen Gewissheit von der Geschichte dargelegt, die die Verkündigung und Wunder Christi berichtet, sondern wird auch von der Kirche unfehlbar dargelegt, die bestimmt, dass diese Offenbarung eine in ihrer Art übernatürliche gewesen sei, nicht auf natürliche Weise aus dem Unterbewusstsein der Propheten hervorgegangen sei.. Nun aber muss das, was so unfehlbar von der Kirche überliefert wird, von allen auf übernatürliche Weise geglaubt werden. Also die Gläubigen müssen auf übernatürliche Weise an die Offenbarung glauben,zusammen mit den offenbarten Geheimnissen; wie der Heilige Thomas sagt II-II, q. 2, a. 2 "in ein und dem denselben (Glaubens-) Akt glauben wir Gott (als Offenbarer) und an Gott (als Offenbarten)". Und so vervollkommnet die eingegossene Tugend des Glaubens den Verstand, sagt der Heilige Thomas: "damit/ sodass sich der Verstand auf sein Objekt unfehlbar richtet.

Alioquin, si motivum formale fidei solum naturaliter cognosceretur, mediante testimonio humano, certitudo fidei esset solum hypothetice infallibilis, non absolute. Et tunc non infallibiliter verificarentur verba S. Pauli: « Cum accepissetis a nobis verbum auditus (auditum??) Dei, accepistis illud, non ut verbum hominum, sed sicut est vere, verbum Dei, qui operatur in vobis, qui credidistis » (I Thess. II, 13).
Andernfalls, wenn das formale Motiv des Glaubens nur natürlich erkannt werden würde, durch ein vermittelndes menschliches Zeugnis, wäre die Gewissheit des Glaubens nur hypothetisch unfehlbar, nicht absolut. Und dann würden die Worte des Heiligen Paulus nicht unfehlbar verifiziert werden: "Wenn ihr von uns das gehörte Wort Gottes empfangen habt, habt ihr jenes empfangen, nicht als das Wort von Menschen, sondern wie es wahr ist/ in Wirklichkeit, als das Wort Gottes, welches wirkt in euch, die ihr geglaubt habt." ( I. Thess. II, 13)
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