DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Do 22. Aug 2019, 17:11

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Fr 23. Aug 2019, 09:30

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Fr 23. Aug 2019, 11:26

2º argumentum sumitur ex essentiali supernaturalitate motiva fidei. Etenim id quod est essentialiter supernaturale, formaliter qua tale, non potest naturaliter cognosci, quia verum et ens convertuntur, verum enim est ens intelligibiliter cognitum. Atqui motivum formale fidei infusae est essentialiter supernaturale, est enim auctoritas Dei auctoris gratiae et gloriae, seu auctoritas Dei revelantis mysteria essentialiter supernaturalia. Supernaturalitas huius motiva formatas transcendit supernaturalitatem miraculi naturaliter cognoscibilis. Ille qui revelat est Deus non ut auctor et dominator naturae, sed ut auctor gratiae et Pater noster in caelis; unde Christus dicit: "Confiteor tibi, Pater, quia abscondisti haec a sapientibus et prudentibus et revelasti ea parvulis" (Matth. XI, 25). Dicit etiam: « Beatus es, Simon Bar Jona, quia caro et sanguis non revelavit tibi, sed Pater meus qui in caelis est» (Matth. XVI, 17).

Das zweite Argument wird aus der wesentlichen Übernatürlichkeit des Motivs (motivi??) des Glaubens abgeleitet. Denn das, was wesentlich übernatürlich ist, kann formal nicht wegen seiner Beschaffenheit auf natürliche Weise erkannt werden, weil das Wahre und das Seiende austauschbar sind; das Wahre nämlich ist ein Seiendes, welches intellektuell/geistig erkannt worden ist. Dagegen ist das formale Motiv des eingegossenen Glaubens wesentlich übernatürlicher Natur, es ist nämlich die Autorität Gottes, als Urheber der Gnade und Herrlichkeit, oder die Autorität Gottes, die die Mysterien offenbart, die wesentlich von übernatürlicher Natur sind. Dessen (Gottes) Übernatürlichkeit übersteigt die Motive, die gebildet worden sind, nämlich die Übernatürlichkeit eines natürlich erkennbaren Wunders. Jener der offenbart ist Gott, nicht als Urheber der und Herr über die Natur, sondern als Urheber der Gnade und als unser Vater im Himmel; daher sagt Christus: "Dich Vater bekenne ich, weil du dies vor den Weisen und Klugen verborgen hast und das den Kleinen offenbart hast" (Matth. XI, 25). Auch sagt er: " Selig bist du, Simon Bar Jona, weil Fleisch und Blut hat Dir das nicht offenbart, aber mein Vater, der im Himmel ist" (Matth. XVI, 17).

Cfr. S. Thomam II II, q. 6, a. 1. Motivum formale fidei infusae est inaccessibile sine gratia, sicut motivum formale spei infusas et caritatis. Alioquin hae virtutes infusae non essent necessariae.

Vergleiche den Heiligen Thomas II-II, q. 6, a. 1. Das formale Motiv (Beweggrund) des eingegossenen Glaubens ist ohne Gnade unzugänglich, ebenso wie das formale Motiv (Beweggrund) der eingegossenen Hoffnung und der (eingegossenen) Liebe. Andernfalls wären diese eingegossenen Tugenden nicht notwendig/erforderlich.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Fr 23. Aug 2019, 11:57

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon Prudentius » Sa 24. Aug 2019, 09:44

Mystica ist ja noch sehr jung, aber wir Älteren haben doch das Bedürfnis, uns auch den Hintergrund von P. Garrigou-Lagrange anzusehen; hier ein Vorschlag (wenn auch parteiisch):

https://onepeterfive.com/a-theologian-for-our-times-rediscovering-fr-garrigou-lagrange/

Man sieht, es ist das Schlachtfeld "Modernismusstreit" in der Kirche des 19. und 20. Jh., der Hauptexponent war Pius X., berüchtigt sind der "Syllabus" der Irrtümer des Modernismus, und der "Antimodernisteneid", den die >Priester damals ablegen mussten. Es war auch die Zeit des 1. Vaticanischen Konzils mit der Unfehlbarkeitserklärung des Papstes, und dder Abspaltung der "altkatholischen Kirche".

Es sind alles sehr diskussionswürdige Denkanstöße.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Sa 24. Aug 2019, 11:40

Es war wohl mit einer der größten, ja vlt. sogar dümmsten Fehler der Kirche, ihr Wahrheitsmonopol auf die Naturwissenschaft ausdehnen zu wollen statt sich auf ihre Kernkompetenzen im zwischenmenschlichen Bereich zu konzentrieren. Von welcher Angst muss eine Organisation besessen sein, die krampfhaft wider jede nachprüfbare Erkenntnis an einem Weltbild klebt, das mehr Fragen aufwirft, als es vorgibt beantworten zu können oder gar zu müssen.
Und das bei einem Stifter, der sagte: Fürchtet euch nicht! Ich habe die Welt überwunden.
Das Evangelium gilt dem Menschen als Menschen, nicht als Naturwissenschaftler. Es hat primär ein soziale Dimension. Die rerum natura (Welt aus Atomen) spielt dabei keine Rolle, ihm geht es um die natura hominis mit all ihren Schwächen und Problemen, aber mehr noch um das Potential, das diese
trotz allem enthält und um die Beseitigung der Störfaktoren, die verhindern, dass ein mundus vere humanus entsteht. Diese Faktoren tragen Namen wie Egoismus, Profitgier, skrupellose Ausbeutung von Mensch und Natur usw. als Folge einer privatio boni, die letzlich aus einem Mangel an Liebe resultiert, dessen Ursachen vielschichtig und hochkomplex sind.
Vlt. aber erklärt die Evolutionstheorie das alles viel besser. Der Stärkere setzt sich durch.
Das gilt auch im heutigen Raubtierkapitalismus, der nichts anderes ist als Evolution auf einer
anderen Ebene.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » So 25. Aug 2019, 10:46

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » So 25. Aug 2019, 12:29

Das dritte Argument wird aus der wesenhaften Übernatürlichkeit des Glaubens selbst abgeleitet. Der Glaube nämlich gemäß der Offenbarung ist eine Gabe/Geschenk Gottes (Ephes. II, 8 ), er ist " eine Substanz/Grundlage/Basis der zu erhoffenden Dinge" (Hebr. XI,1), er ist eine übernatürliche Tugend ( C. Vatic. Denz. 1789). – Und doch werden die Haltung (Einstellung) und der Akt/Vollzugdes Glaubens genauer unterschieden als von beiden Objekten geformte, dem Womit und dem Was (des Glaubens)derselben Ordnung /Kategorie. – Also das formale Objekt "wodurch" oder das formale Motiv, von welchem der an sich eingegossene Glaube unterschieden wird, gehört zu derselben Ordnung /Kategorie und demnach kann er nicht ohne die (Gnade) erlangt werden. Wenn er ohne sie erlangt würde, wäre der eingegossene Glaube nicht absolut notwendig, um zu glauben, wie er notwendig zum Heil ist, sondern er wäre nur nötig, um leichter und fester zu glauben, wie die Pelagianer* (Ketzer) sagten. Ebenso die eingegossene Hoffnung und eingegossene Liebe wären nicht notwendig, außer, um leichter zu glauben, daher es wäre kein Zustand der Gnade.

So mit dem einen und demselben Akt des Glaubens, wie der Heilige Thomas sagt, glauben wir dem (offenbarendem) Gott und Gott (als dem Offenbarten) (II II, q. 2, a. 2; ibid. q. 4, a. 8 ). So ist der Glaube gewisser durch jede beliebige natürliche Erkenntnis, und dessen unfehlbare Gewissheit übertrifft sehr die moralische Gewissheit, zu welcher die im Allgemeinen gelangen, die in fruchtbarer Weise die Bücher der Apologetik. lesen.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » So 25. Aug 2019, 12:45

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Mo 26. Aug 2019, 10:47

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Mo 26. Aug 2019, 12:08

Stomachatus hat geschrieben: vulpiusartige Scheiße

Muss dieser Ton schon wieder sein? Man kann sein Missfallen auch zivilisiert ausdrücken. :shock: :cry:
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Mo 26. Aug 2019, 13:12

Fides igitur infusa est velut sensus spiritualis superior, velut sensus musicalis infusas, quo auditur caelestis harmonia revelationis divinae. Sic vere "fides est sperandarum substantia rerum, argumentum non apparentium" (Hebr. XI, 1). In hoc apparet quod ejus certitudo firmissima excludens omne dubium deliberatum, non obstante sua obscuritate, valde superat certitudinem moralem quae generaliter oritur ex studio apologeticae.

Der eingegossene Glaube ist wie ein höherer geistlicher Sinn, wie ein eingegossener/angeborener musikalischer Sinn, mit dem man die himmlische Melodie der göttlichen Offenbarung hört. So wahrlich "der Glaube ist die Substanz/Grundlage/Voraussetzung für die zu erhoffenden Dinge, ein Beweis für die nicht sichtbaren.. (Hebr XI, 1). Darin izeigt sich, dass dessen sehr hohe Gewissheit, die jeden denkbaren Zweifel ausschliesst, ohne dass seine dunkle Seite im Wege steht, die moralische Gewissheit weit übertrifft, die allgemein aus dem Studium der Apologetik entsteht.

Ex hoc sequitur quod amissio fidei infusae est magna infelicitas, sed fides non amittitur nisi per peccatum mortale quod sit directe contra ipsam fidem, nec sufficeret peccatum contra confessionem aeternam fidei, ut fuit peccatum Petri durante Passione Domina.

Aus diesem folgt, dass der Verlust des eingegossenen Glaubens ein großes Unglück ist, aber der Glaube geht nicht verloren, außer durch die Todsünde, welche sich direkt gegen den Glauben selbst wendet; und keine Sünde gegen das fortdauernde (ewige) Bekenntnis des Glaubens würde ausreichen, wie es bei der Sünde des Petrus während des Leidens des Herrn geschah.

Haec fides remanet igitur firmissima etiam in statu peccati mortalis, sed tunc dicitur informis seu mortua, non viva seu non vivificata a caritate; opera e. g, misericordiae quae oriuntur ex illa, in isto statu mortis dicuntur opera mortua. Quando vero informatur caritate dicitur fides viva, et quando perficitur ab inspiratione donorum sapientiae, intellectus et scientiae, dicitur fides donis illustrata, seu penetrans et sapida, quae eum contemplatione divinorum informatur.

Dieser Glaube bleibt also sehr fest auch im Zustand der Todsünde, aber dann nennt man ihn verunstaltet oder tot , nicht lebendig oder nicht belebt von der Liebe. Die Werke z.B. der Barmherzigkeit , die aus jenem (Glauben) entstehen, nennt man in diesem Status des Todes tote Werke. Wenn der Glaube aber von der Liebe geformt wird, wird er der lebendige Glaube genannt, wenn er von der Erleuchtung durch die Gaben der Weisheit, des Verstande und der Wissenschaft vervollkommnet wird, wird er der von den/diesen Gaben erleuchtete genannt, oder der durchdringende und weise, die (eum macht keinen Sinn!) durch die Betrachtung der göttlichen Dinge geformt wird/entsteht.
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon mystica » Mo 26. Aug 2019, 13:22

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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon Prudentius » Mo 26. Aug 2019, 17:01

Fides igitur infusa est


Da kann man einmal antikes und modernes Weltbild gegenüberstellen, das infundere, influere, inspirare spielte eine große Rolle, auch in der Astrologie, die Planeten übten ihren "Einfluss" aus, und influenza, Flu, heißt ja heute noch eine Krankheit, und "Einfluss ausüben" ist noch heute eine Erbe davon.

Um es einmal abstrakt zu sagen: die Antike und das MA. kannten noch keine Fernwirkung, die ganze Kausalitätsauffassung beruhte ja auf dem Muster des Handwerkers, der ein Werkstück bearbeitet. Deshalb musste Gott auch Adam durch eine Mund-zu-Mund-Behauchung beseelen.

Den Unterschied kann man sich an einem ganz einfachen Beispiel veranschaulichen: der losgelassene Stein; für die Antike fiel er deshalb zu Boden, weil er dem Element Erde angehörte, das die natürliche Tendenz "nach unten" hatte; es war also eine Nahwirkung.
Für uns aber ist es eine Fernwirkung: das Gravitationszentrum im Mittelpunkte der Erde zieht ihn an, und für uns steht das ganze in einem größeren Zusammenhang, dem "Kraftfeld".
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Re: DE SANCTIFICATIONE SACERDOTUM GARRIGOU-LAGRANGE

Beitragvon marcus03 » Mo 26. Aug 2019, 17:41

Bei der fides infusa geht es aber um etwas anderes:
Glaube als Gnadengeschenk Gottes mittels Heiligen Geist. (Pfingsten!)
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