De ipso esse S. Thomae Aquinatis

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 30. Apr 2020, 09:22

Vor dem Hintergrund der modernen Kosmologie und Evolutionstheorie muss
die Seinsfrage völlig neu gestellt werden.
Sollten weitere Erkenntnisse über die Zustände vor dem Urknall gewonnen werden,
wird diese Frage wieder gestellt werden müssen, deren Beantwortung vlt. zu noch
mehr Ernüchterung führen und die letzthinnige Absurdität des Seins
begründen könnte, rein rational gesehen versteht sich.
Der Sinn von Sein, sofern existent, ist indes anderswo zu suchen in "Dingen" wie
Schönheit, Freude, Kreativität, Zweckfreiheit, Liebe, ... die jedoch nicht allen so ohne Weiteres
zugänglich sind.
Genetik, Umwelt, gesellschaftliches Sein u.a. prägt das Bewusstsein, positiv oder negativ.
Man kann Glück oder Pech haben. Die Mehrheit der Menschheit scheint eher Pech zu haben.
Denn die lebt immer noch in z.T. bitterer Armut unter menschenunwürdigen Bedingungen.
https://www.migazin.de/2018/10/18/weltb ... utsgrenze/
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Sapientius » Do 30. Apr 2020, 09:52

Thomas & Co. hätten heute einen sehr schweren Stand, ...


Marce, hat heute überhaupt etwas einen "Stand"? Du stehst mit beiden Füßen auf dem Boden des Positivismus, während ich mit einem Bein auf traditionellem Boden stehe :-D .

Der Relativismus ist nicht an die Postmoderne gebunden, er fängt ja mit Heraklit und den Sophisten an, Einstein ist kein Postmodernist.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 30. Apr 2020, 10:49

Sapientius hat geschrieben:Einstein ist kein Postmodernist.

Das habe ich nicht behauptet.
Zudem hat er sich in einigem geirrt z.B. darin, dass Gott nicht würfle.
Aus der Quantentheorie wissen wir definitiv, dass er würfelt und zwar kräftig.
Er ist ein echter "Zocker", wenn so will, ohne Rücksicht auf Verluste.
Daran haben auch die christlichen Korrekturversuche an der Evolution in summa
wenig geändert.
Jesus würde heute genauso scheitern wie damals, nur dass er in der Klapse landen würde
statt am Kreuz.
Gegen die normative Kraft des Faktischen (=Macht des Geldes/Ökonomie) könnte auch er nichts
ausrichten.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 30. Apr 2020, 12:10

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 30. Apr 2020, 12:11

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 30. Apr 2020, 12:36

Ein offenbar völlig vergeistigter Mensch, der mehrere Meter über dem Erdboden schwebte.
Als praktischer Seelsorger kann so ein Mensch eigenlich nur scheitern.
Wäre interessant, wie er gepredigt hat.

Bauer zu einem Theologieprofessor und Priester nach der Messe:
Toll, haben sie heute wieder gepredigt, Herr Professor! Aber verstanden
haben wir leider nichts. ;-)
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 30. Apr 2020, 16:21

Ex his deducitur intentum sic: Ideo existentia est de conceptu quidditatis rei, quia res illa est purum esse; ideo autem res illa est purum esse, quia non est ad genus aliquod limitata; ideo autem res illa non est ad genus limitata, quia est idem cum sua existentia igitur de primo id ultimum: Ideo existentia est de conceptu quidditativo rei, quia res illa est eadem suae existentiae.
Daraus leitet sich das Beabsichtigte so her: Daher geht es bei der Existenz um den Begriff der Was-heit
eines Dinges/Objektes, weil jenes Objekt das reine Sein ist.
es ist aber deswegen das reine Sein, weil es nicht auf irgendeine Gattung hin eingeschränkt ist.
es ist aber deswegen nicht auf eine Gattung hin eingegrenzt, weil es mit seiner eigenen Existenz
identisch ist, also vom Anfang bis zum Ende.
Daher geht es bei der Existenz um den Begriff der Washeit der Sache,weil jene Sache mit seiner
Existenz identisch ist.

Et quoniam rei affirmatio est praecise causa affirmationis, negatio est causa negationis, ex hoc quod res creata non est eadem suae existentiae, esse non est de eius conceptu quidditativo.
Und weil das Feststellen einer Sache genau der Grund der Feststellung ist, das Bestreiten der
Grund des Bestreitens, folgt daraus, dass eine geschaffene Sache nicht mit seiner Existenz
identisch ist, dass es beim Sein nicht um dessen washeitlichen Begriff geht (Begriff seiner Washeit).
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 30. Apr 2020, 16:53

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 30. Apr 2020, 17:08

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 30. Apr 2020, 17:40

Unde cum Deus gloriosus sit suum esse, ipse nihil est aliud quam Ipsum Esse, secundum rem separatum a naturis praedicamentalibus, a sua puritate subsistens.
Daher ist der glorreiche Gott, weil er sein (eigenes) Sein ist, selbst nichts anderes als das Sein selbst, das
sachlich/inhaltlich betrachtet von Wesensaussagen getrennt/unabhängig ist, weil es in seiner (eigenen)
Reinheit besteht.

Quod Divus Thomas declaravit sic, De Pot. q. 7. a. 2. : "Oportet ergo, quod hoc quod est esse, sit substantia vel natura Dei." Et III. C. Gent. cap. 65: " Esse autem non est natura vel essentia alicuius rei creatae, sed solius Dei."
Das erklärte der göttliche Thomas ... Also muss das, was das Sein ist, die Substanz oder das Wesen Gottes sein.Sein aber meint nicht die Natur/Wesen oder die Seinsheit von irgendetwas Geschaffenem,
sondern allein die Gottes/von Gott.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon medicus » Do 30. Apr 2020, 18:01

@Mystica: Müssen das alle Theologiestudentinnen und Studenten lernen, oder ist das dein Spezialgebiet? :book:
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Medicus domesticus » Fr 1. Mai 2020, 07:43

medicus hat geschrieben:@Mystica: Müssen das alle Theologiestudentinnen und Studenten lernen, oder ist das dein Spezialgebiet? :book:

Ich denke, dass Mystica sich schon sehr stark als Theologiestudentin mit Latein und den entsprechenden Texten beschäftigt, eher als eine der wenigen. Sie wird aber durch die Originale ein höheres Verständnis für sich selbst entwickeln als durch Übersetzungen.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Fr 1. Mai 2020, 09:01

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Fr 1. Mai 2020, 09:03

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Sapientius » Fr 1. Mai 2020, 10:45

marcus03 hat geschrieben:Zustände vor dem Urknall


Das ist ein sinnloser Ausdruck, denn ein Voher/Nachher gibt es erst seit dem Urknall oder "Schöpfung".
Du gehst ja von einem absoluten Raum-/Zeitbegriff aus, aber so etwas gibt es gar nicht, das weiß man schon seit langem. Gleichzeitigkeit, und damit Ereignisse und Situationen, gibt es nur in unserer Nische, die weit von der Lichtgeschwindigkeit entfernt ist. Um unserer Phantasie aufzuhelfen, kann mann vllt. das bedenken: der Urknall findet jetzt statt, sein Hintergrundrauschen hören wir ja noch; das Licht, das wir sehen, ist im Urknall geboren.

Vor dem Hintergrund der modernen Kosmologie und Evolutionstheorie muss
die Seinsfrage völlig neu gestellt werden.


Das denke ich nicht, denn die moderne Wissenschaft bewegt sich in einem völlig anderen Begriffsrahmen als die Seinsfrage. Die Modernen arbeiten rein objektbezogen, trennend, analytisch, der Blick auf das Ganze ist in den toten Winkel geraten. Die Seinsfrage dagegen ist nur von einem synthetischen Blick zu erfassen, der das Objekt in Verbindung zum Subjekt wahrnimmt. Erst in einer Perspektive der Einheit von Subjekt und Objekt ist die Seinsfrage erfassbar (ich will nicht sagen, lösbar).
Indessen können wir aber freudig weitere Ergebnisse der modernen Wissenschaft erwarten.
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