De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Mo 13. Apr 2020, 13:24

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 13. Apr 2020, 13:54

Meine bescheidene Frage wäre, mystica:
Benutzt du bei deinen Übersetzungen Kommentare?
Ich würde mir jetzt nicht anmaßen nur hier eine Reinübersetzung zu liefern, weil ich in der Materie zu wenig drin bin.
Schöne Ostern noch!
:-D
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Mo 13. Apr 2020, 19:32

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Medicus domesticus » Di 14. Apr 2020, 14:15

Dann schaust du dir ja einiges an.
Ich finde, dass Kommentare sehr wichtig sind. Man kann sie nicht immer für voll nehmen, aber bei vielen Autoren haben sich andere schon Gedanken gemacht.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Di 14. Apr 2020, 15:13

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 16. Apr 2020, 10:41

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Do 16. Apr 2020, 11:06

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » Do 16. Apr 2020, 11:22

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Sapientius » Fr 17. Apr 2020, 19:09

Salve, optima Mystica!

Ad tertium dicendum quod ipsum esse est perfectissimum omnium, comparatur enim ad omnia ut actus
Zum dritten (Artikel) ist zu sagen, dass das Sein selbst das Vollkommenste aller [Dinge] sei, denn es wird zu allen [Dingen] verglichen, wie die Wirklichkeit [wofür sie zu der Wirklichkeit geworden sind].


Das eigentlich Gemeinte kommt nicht so richtig heraus; "comparare" ist ein Problem, es ist ja zweideutig, kann von par gleich kommen, also vergleichen, oder von parare, bereiten; hier wohl soviel wie "anwenden", glaube ich; "vergleichen" passt nicht, eher "anwenden"; und actus ist das Verbalsubstantiv zu agere, und das ist bei den Aristotelikern die "energeia" gegenüber der "dynamis", potentia; die "Akt-Potenz-Lehre" ist ja fundamental bei Aristoteles.

Also ungefähr: " ... das Sein selbst ist das Allervollkommenste, denn es wird auf alles angewendet als Handelndes/Wirkendes".
Das ist ja genau der Punkt, auf den wir früher auch schon gestoßen sind anlässlich der Heidegger-Diskussion, bei der wir uns dann im Dickicht verfranst haben. Heidegger monierte die "Seinsvergessenheit" der Tradition, und er bezog Thomas mit ein; dagegen protestierten die Thomisten erfolgreich eben mit dieser Stelle, indem sie unterstrichen, dass für Thomas das Sein ein actus sei; Heidegger hatte hier im Detail Unrecht, aber in der Hauptsache hatte er recht.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Sapientius » Sa 18. Apr 2020, 15:56

Nihil enim habet actualitatem, nisi inquantum est, unde ipsum esse est actualitas omnium rerum, et etiam ipsarum formarum. Unde non comparatur ad alia sicut recipiens ad receptum, sed magis sicut receptum ad recipiens.
Denn nichts hat Wirklichkeit, nur insofern es ist, daher das Sein [Dasein/Existenz] selbst ist die Wirklichkeit aller Dinge, und [hat] auch deren eigene Formen. Daher wird es mit anderen [Dingen] nicht verglichen, wie der Empfänger mit einem Empfangenden, sondern mehr wie ein Empfangendes zu einem Empfänger.


Das D. ist zu holprig:
- "nihil - nisi" entweder "nichts als" oder "etwas - nur": "Wirklichkeit hat etwas nur, insofern es ist" oder "Nichts hat Wirklichkeit außer insofern es ist".

"daher das Sein [Dasein/Existenz] selbst ist die Wirklichkeit aller Dinge": die Wortstellung stimmt nicht: "daher ist das Sein selbst ..."

" und [hat] auch deren eigene Formen", das ist etwas schwierig, aber das hast du nicht gut getroffen: "und sogar der Formen selbst", nämlich: das Sein ist nicht bloß die Wirklichkeit der Dinge, sondern ist auch die Wirklichkeit der Ideen der Dinge (forma ist ja die Übersetzung der platonischen Idee). Man sieht hier, wie nahe Thomas dem platonisch-aristotelischen Denkmuster ist.

"Daher wird es mit anderen [Dingen] nicht verglichen, wie der Empfänger mit einem Empfangenden, sondern mehr wie ein Empfangendes zu einem Empfänger": nicht die Artikel wechseln! Nimm immer den bestimmten Artikel.
Welches comparare hier vorliegt, kann ich schwer sagen, aber einen Vergleich möchte ich hier nicht sehen; lieber: "... daher wir es nicht auf andere Dinge angewendet wie der Empfänger auf ...", so ungefähr.

Die Schwierigkeit des Textes geht weit über das hinaus, was wir sonst im L. machen.
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Sa 18. Apr 2020, 17:15

comparare würde ich übersetzen mit: in Beziehung setzen zu /in Korrelation bringen

Nihil enim habet actualitatem, nisi inquantum est, unde ipsum esse est actualitas omnium rerum, et etiam ipsarum formarum. Unde non comparatur ad alia sicut recipiens ad receptum, sed magis sicut receptum ad recipiens.
Nichts nämlich hat (eigene) Wirklichkeit, außer insofern dass es existiert.
Daher ist das Sein selbst die Wirklichkeit aller Dinge/ von allem und auch der Erscheinungsformen selbst.
Daher lässt es sich nicht mit anderen Dingen in Beziehung setzen wie etwa der Empfänger mit
dem Empfangenen, sondern eher wie das Empfangene mit dem Empfänger.

Emanationstheorie im Hintergrund?? Plotin?
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » So 19. Apr 2020, 13:07

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon mystica » So 19. Apr 2020, 13:08

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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon Sapientius » Mo 20. Apr 2020, 08:19

Cum enim dico esse hominis, vel equi, vel cuiuscumque alterius, ipsum esse consideratur ut formale et receptum, non autem ut illud cui competit esse.
Wenn ich also vom Sein [Dasein/Existenz] des Menschen, oder des Pferdes oder irgendetwas anderen spreche, wird das Sein selbst [seine Existenz] betrachtet, wie ein formales [Prinzip] und als etwas Empfangendes, nicht aber, wie jenes [als das], dem Sein [Dasein/Existenz] entspricht.


"als etwas Empfangendes": im Gegenteil, "Empfangenes"! Passiv-Pc.; wir würden ja lieber "Geben" und "Nehmen" gegenüberstellen, statt empfangen und empfangen werden; also im Sinne von: "als etwas Gebendes/Spendendes".

"formales [Prinzip] ": das hat bei uns einen ganz anderen Sinn; wenn wir sagen, dass etwas "formal richtig" sei, dann meinen wir, dass es sachlich unrichtig ist. Denk daran, hinter "forma" steht die platonische Idee, also "als ein Wesensprinzip";
"ut" mit "als" übersetzen, und nicht abwechseln, einmal so und einmal so!

"dem Sein [Dasein/Existenz] entspricht": nicht so, denke ich, eher "Essenz", Wesen, Substanzialität; wegen der plat. Idee!
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Re: De ipso esse S. Thomae Aquinatis

Beitragvon marcus03 » Mo 20. Apr 2020, 08:48

Cum enim dico esse hominis, vel equi, vel cuiuscumque alterius, ipsum esse consideratur ut formale et receptum, non autem ut illud cui competit esse.

Denn wenn ich vom Sein des Menschen rede oder des Pferdes oder jedes anderen Dinges,
wird das Sein selbst/ an sich betrachtet als etwas, das eine Form hat und etwas Empfangenes,
nicht aber als jenes/das, dem das Sein entspricht/was mit dem Sein (an sich) identisch ist.
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