Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

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Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon Logi » Fr 19. Feb 2021, 21:00

Hallo Leute,

ich will meine Nichte in Latein auf den Geschmack bringen. Ich habe nun einen Steckbrief über isländische Pferde gefunden und mich nun drangesetzt, das vom Deutschen ins Lateinische zu übersetzen. Ich würde mich über Korrektur freuen, da mein Latinum nun doch schon einige Zeit zurückliegt. Dankeschön ~

Steckbrief: Wuschelige Isländer
Ursprung: Island
Farben: Alle
Körperbau: kompaktes, kräftiges Kleinpferd
Einsatz: Reitpferd


Praemandatum: Crispi Islandii
Origin: Islandia
Colores: omnes
Corporatura: equus compactus e fortis
Beneficium: Equus Equitationis

Crispus/a/um = kraushaarig, hier: wuschelig

[Sie sind] Vielseitig, robust und unendlich treu: Die Pferdchen mit den süßen Kulleraugen sind einfach einzigartig!
Multipleces, robusti et interminabiliter fidi: Caballiones cum orbes dulces adtenuate singulares sunt

Multiplex = vielseitig.
Caballio; caballionis, Maskulinum = Pferdchen
Interminailiter (Adverb) = unbegrenzt, unendlich
Orbis, orbis, Maskulinum = Kreis, Scheibe, hier: Kulleraugen
Adtenuate (Adverb): deutlich, schlicht, einfach

Nordlichter:
Als die Wikinger vor rund 1000 Jahren nach Island kamen, brachten sie auch ihre besten Pferde mit auf die windige Insel. Diese kreuzten sie dann mit den Ponys, die dort bereits lebten. So entstand eine superrobuste Pferderasse.

Luces septentrionis
Barbari ante mille anni post Islandia venuerunt, etiam equos maximos in insula ventosa tulerunt. Tum eos cum mannis, qui ibi iam vixerunt, circumvectant. Unus genus equi super-robustus erat.


Barbarus = Barbar (hier Wikinger)
circumvectare = beschreiben, herumfahren; hier: sie kreuzten
mannus, manni = Pony

Kraft und Energie
Auch außerhalb ihrer Heimat sind die knuffigen Pferde total gefragt. Neben ihrer Stärke und Ausdauer schätzen die Reiter sie besonders für ihre beiden speziellen Gangarten: den Tölt und den Rennpass.


Vis et energia
Etiam extra habitaculum eorum equi dulces fundius quaesiti sunt. Iuxta fortitudinem eorum e perseverantiam equites eos utique pro ambo incessibus circumfusis existimant: Incessum toeltum et Passus Currere

Eques, equitis = Der Reiter
Utique (Adverb) = besonders
Fundius (Adverb): völlig, total
apud= bei; hier: neben
Incessus, incessus (U, Maskulinum) = Gehen, Gangart
Incessum toeltum = Tölt
Passus currere = Rennpass

Reinrassig:
Seit dem Jahr 1909 herrscht ein strenges Importverbot für Pferde in Island. Das heißt: Auf Island gibt es nur Islandpferde, deshalb gehören sie auch zu den reinsten Pferderassen der Welt. Echt einzigartig!


Genus purum:

Ab anno 1909 prohibitio invectionis in Islandia imparat . Id est: In Islandia solum eques Islandium est, itaque etiam ad genera pura equorum in mundo sunt.


Prohibition invectionis = Importverbot
Id est = das heißt
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon marcus03 » Sa 20. Feb 2021, 10:38

Logi hat geschrieben:circumvectare = beschreiben, herumfahren; hier: sie kreuzten

:lol: :lol: :lol:
Das haut sogar einen tollkühnen Küchenlateiner um. ;-)
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon ClaudiaK » Sa 20. Feb 2021, 11:33

Salve Logi,
da ich dich offensichtlich auf die Idee gebracht habe, will ich auch einmal beginnen, Korrekturvorschläge zu machen:

Für die Stichpunkte wäre es vielleicht besser, sie in einem Fließtext als descriptio zu formulieren.
Und ich bezweifle, dass deine Nichte die von dir zusammengesuchten Substantive nochmal im Lateinunterricht anwenden kann.


Nordlichter
Als die Wikinger vor rund 1000 Jahren nach Island kamen, brachten sie auch ihre besten Pferde mit auf die windige Insel. Diese kreuzten sie dann mit den Ponys, die dort bereits lebten. So entstand eine superrobuste Pferderasse.


De lumine septemtrionali
Ante annos mille Vicingi in insulam Islandiam venerunt et equos optimos in insulam ventosam attulerunt.
Vicingi eos mannis, qui ibi iam fuerunt, maritant.
oder: Vicingorum equi cum mannis, ... coeunt.
Ortum est genus equi fortissimum.


Auch außerhalb ihrer Heimat sind die knuffigen Pferde total gefragt. Neben ihrer Stärke und Ausdauer schätzen die Reiter sie besonders für ihre beiden speziellen Gangarten: den Tölt und den Rennpass.


Etiam extra patriam equi aspectu iucundo valde amantur.
Sunt fortes bonique et equites / qui equo vehuntur modum currendi magni aestimant:

Bei dem Wort boni kannst du ja im Gespräch mit dem Mädchen auf die Vorteile der Pferde eingehen.
Wie man die besonderen Schritte übersetzt, weiß ich nicht, aber auch diese Auslassung bietet Anlass zum Gespräch.
...
Zuletzt geändert von ClaudiaK am Sa 20. Feb 2021, 13:33, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon marcus03 » Sa 20. Feb 2021, 12:36

Mal sehen, was unsere Profis daraus machen.
Vlt. gibts das eine oder andere auch in Versform.
Nos "iucunde opprimi" sinamus!
Nonnulla esse mihi persuasi, quae poetice reddi possint. :)
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon medicus » Sa 20. Feb 2021, 12:47

marcus03 hat geschrieben:Nonnulla esse mihi persuasi, quae poetice reddi possint.
Hoc scriptum sit idoneum discendo in classe septima scholae :roll:
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon medicus » Sa 20. Feb 2021, 12:53

ClaudiaK hat geschrieben:convehere heisst so viel wie auf dem Meer oder der Straße herum kreuzen.

http://www.zeno.org/Georges-1913/A/conveho?hl=conveho
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon ClaudiaK » Sa 20. Feb 2021, 13:01

Zum Einfuhrverbot:

Ab anno 1900 severi cives Islandiae prohibent, ne novi equi in insulam importentur.
Oder:
Incolae severi novos equos in insula habere non volunt et
homines barbaros ab equorum externorum importatione prohibent.
Itaque in Terra Glaciali solum equi Islandienses sunt, qui genus equi purissimum omnium putantur.
Vero unici sunt.

@medicus: danke für den link, ich habe versucht zu verstehen, wie es zu einer weit hergeholten Wendung kommen konnte.

@marcus03:
über Gedichte, das wussten schon die Elegiker, freut sich wohl nicht jedes Mädchen. ;-)
aber toll wäre es trotzdem.
Zuletzt geändert von ClaudiaK am Sa 20. Feb 2021, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon Tiberis » Sa 20. Feb 2021, 13:38

Logi hat geschrieben:Reinrassig:
Seit dem Jahr 1909 herrscht ein strenges Importverbot für Pferde in Island. Das heißt: Auf Island gibt es nur Islandpferde, deshalb gehören sie auch zu den reinsten Pferderassen der Welt. Echt einzigartig!

Genus purum:

Ab anno 1909 prohibitio invectionis in Islandia imparat . Id est: In Islandia solum eques Islandium est, itaque etiam ad genera pura equorum in mundo sunt.


de integritate generis

ab anno MCMIX equi in Islandiam importari vetabantur. quam ob rem nulli ibi equi inveniuntur nisi Islandenses, qui inter genera integerrima numerantur, quae sunt in orbe terrarum. res vere unica et singularis!

logi hat geschrieben:Nordlichter:
Als die Wikinger vor rund 1000 Jahren nach Island kamen, brachten sie auch ihre besten Pferde mit auf die windige Insel. Diese kreuzten sie dann mit den Ponys, die dort bereits lebten. So entstand eine superrobuste Pferderasse.

Luces septentrionis
Barbari ante mille anni post Islandia venuerunt, etiam equos maximos in insula ventosa tulerunt. Tum eos cum mannis, qui ibi iam vixerunt, circumvectant. Unus genus equi super-robustus erat.

lumina septemtrionalia

Normanni (vel: piratae) cum mille fere abhinc annis in Islandiam pervenirent, optimos suos equos in insulam illam ventosam secum tulerunt; quos postquam cum mannis copulaverunt, qui ibi erant, genus robustissimum factum est.
ego sum medio quem flumine cernis,
stringentem ripas et pinguia culta secantem,
caeruleus Thybris, caelo gratissimus amnis
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon Logi » Sa 20. Feb 2021, 21:58

Ich sage mal vielen Dank an Euch alle.

Ich kann mir gut vorstellen, dass meine Übersetzung für ein paar Lacher gesorgt hat. Aber auch zurecht, hab das das letzte Mal vor circa 7 Jahren gemacht und es war nur Übersetzen (und wenn ich an meine Englisch-Erstversuche denke... oh weh :lol: )

Ich denke, damit kann ich meine Nichte, 7.Klässerin, erst einmal "verarzten".
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon Willimox » Di 23. Feb 2021, 16:09

Hm, ich möchte nicht falsch verstanden werden, es ist gut, schülernahe Texte zu konstruieren. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass schon der deutsche Steckbrief nicht so viel Spaß macht. Wenn es denn um ein wenig Spaß geht.

Hier eine andere Vorlage für das aufgeweckte Mädchen. Man muss keineswegs auf das Thema Wunder, Magie, Betrug, Tricks, Leichtgläubigkeit abfahren, wie ich es gerade tue, wenn ich Mysticas Schriften so lese.

Ein Magier arbeitete für eine Kreuzfahrtgesellschaft.
Da er alle paar Tage ein völlig neues Publikum bekam, wiederholte er die gleichen Zaubertricks. Der Hauspapagei des Schiffskapitäns kam zu jeder Show und durchschaute schließlich die Illusionen des Magiers.
Bald verdarb der Papagei jeden Trick, indem er sagte: "Alle Karten im Deck sind das Pik-Ass";
"Der Ball ist in seinem Ärmel"; oder
"Das ist nicht der gleiche Hut."
Eines Abends war der Papagei wieder einmal dabei, dem Publikum das Geheimnis eines Tricks zu verraten, und der Magier hatte einfach genug von dem Viech. Also nahm er eine Axt und warf sie nach dem Vogel. Knapp verfehlte sie den Papagei und traf einen Propantank, der explodierte und jagte das ganze Schiff in die Luft.
Später klammerte sich der Magier an ein Stück Holz aus dem Schiffswrack, das im Meer trieb, und der Papagei saß auf dem anderen Ende des Holzes. Drei Tage lang dümpelten sie im Wasser auf und ab und starrten sich nur an.
Schließlich sagte der Papagei: "Okay, ich gebe auf. Was hast du mit dem Schiff gemacht?"
"alis nil gravius" (Nycticorax)
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Re: Pferdesteckbrief: Bitte um Korrektur

Beitragvon Zythophilus » Fr 9. Apr 2021, 17:45

Ich weiß schon, dass Mädchen sehr häufig für Pferde schwärmen, aber ist die Sache mit den Pferden auf Island wirklich geeignet, auf Latein abgehandelt zu werden? Die alten Römer waren es eindeutig nicht, und es ist auch kein späterer Originaltext auf Latein, weshalb mir die Sache sehr aufgesetzt vorkommt.
Auf für eine metrische Behandlung fehlt mir die Pointe.
Vielleicht lässt sich mit Goethe etwas machen?
"Es war ein Hengst einst in Thule" - auch die "Buhle" könnte man bei dem Thema gut einbauen.
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