Frage zu zwei Inschriften

Korrektur und Hilfestellungen bei Übersetzungen für die Schule und das Leben sowie deutsch-lateinische Übersetzungen für Nichtlateiner

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Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Do 4. Nov 2021, 21:27

Gnaeus Pompeius Magnus imperator, bello XXX annorum confecto, fusis fugatis occisis in deditionem acceptis hominum centiens viciens semel LXXXIII, depressis aut captis navibus DCCCXLVI, oppidis castellis MDXXXVIII in fidem receptis, terris a Maeotis ad Rubrum Mare subactis, votum merito Minervae

Ich glaube, man muss milia ergänzen. Dann lese ich ([100x21]+83)x1.000 = 2.183.000. Das ist aber offenbar falsch, weil es 12.183.000 heißen soll.

Hoc iacet in tumulo secura Glyconis honesto. Dulcis nomine erat, anima quoque dulcior usque.

Hier erfasse ich usque nicht. Ich übersetze nach dem Sprachgefühl: sogar noch süßer in der Seele/im Herzen? Aber verstehen tu ich es nicht recht.

Danke für eure Hilfe!
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Sa 6. Nov 2021, 13:05

Die erste Frage ist offenbar so zu lösen:

LXXXIII = 83.000 (Strich darüber für milia) +
centiens (centena milia) = 10.000.000 +
viciens (centena milia) = 2.000.000 +
semel (centena milia) = 100.000
= 12.183.000

Die Zahl kommt mir viel zu groß vor, aber das ist eine eigene Geschichte. :lol:
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon marcus03 » Sa 6. Nov 2021, 13:19

iurisconsultus hat geschrieben:Hier erfasse ich usque nicht.

absol., von Handlungen in der Zeit = in einem fort, fort und fort, fortwährend, stets, immer,

Loebclassics schreibt es so:
Cn. Pompeius Magnus imperator bello xxx annorum confecto fusis fugatis occisis in deditionem acceptis hominum centiens viciens semel l͞x͞x͞x͞i͞i͞i͞ depressis
(kleines l = L, Kopierfehler)
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Sa 6. Nov 2021, 13:48

marcus03 hat geschrieben:absol., von Handlungen in der Zeit = in einem fort, fort und fort, fortwährend, stets, immer.

Danke Markus, das war auch die einzige Übersetzung, die mir irgendwie plausibel vorkam. In den engl. Übersetzungen, die ich via Google gefunden habe, wird “usque“ bisweilen mit „even“ übersetzt oder geflissentlich ignoriert.
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon Tiberis » Sa 6. Nov 2021, 14:09

iurisconsultus hat geschrieben:Die erste Frage ist offenbar so zu lösen:

LXXXIII = 83.000 (Strich darüber für milia) +
centiens (centena milia) = 10.000.000 +
viciens (centena milia) = 2.000.000 +
semel (centena milia) = 100.000
= 12.183.000


centies vicies semel = 121mal
daher, mit 83000 multipliziert (!) > 10,043 000

immer noch eine extrem hohe Zahl... :?
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Sa 6. Nov 2021, 15:13

Danke Tiberis :) !

Deine Kalkulation ist grammatisch überzeugend, aber ist sie auch richtig?

Vide:
https://books.google.at/books?id=7QLoBQ ... III&f=true

https://books.google.at/books?id=dwvSBg ... III&f=true

Offenbar muss man die Zahlen wie bei centie(n)s sestertium mit Auslassung von centena milia lesen und die einzelnen Produkte aufsummieren.

Die Zahl ist wohl eine typisch römische Schätzung/Exaggeration! :D
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon Tiberis » Sa 6. Nov 2021, 19:10

iurisconsultus hat geschrieben:Offenbar muss man die Zahlen wie bei centie(n)s sestertium mit Auslassung von centena milia lesen und die einzelnen Produkte aufsummieren.


hm, möglich. :roll: Wie auch immer: diesen Zahlen ist sowieso nicht zu trauen. Ich bezweifle, ob selbst ganz Kleinasien 12 Millionen Einwohner hatte...
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Sa 6. Nov 2021, 19:22

Tiberis hat geschrieben:diesen Zahlen ist sowieso nicht zu trauen. Ich bezweifle, ob selbst ganz Kleinasien 12 Millionen Einwohner hatte...

Ich konnte leider keine Quelle zur Glaubhaftigkeit der Zahl ausmachen. Jedenfalls konnten in 30 Jahren gewiss sehr viele Menschen in die Flucht geschlagen, getötet und vor allem unterworfen werden.
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon Zythophilus » Di 9. Nov 2021, 11:46

Das Wort usque heißt hier offenbar so viel wie "noch". Dazu kommt, dass der Autor seinen Hexameter mit einem zweisilbigen, mit einem langen Vokal beginnenden Wort abschließen musste.
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon ille ego qui » Di 9. Nov 2021, 11:54

Zythophilus hat geschrieben:Das Wort usque heißt hier offenbar so viel wie "noch". Dazu kommt, dass der Autor seinen Hexameter mit einem zweisilbigen, mit einem langen Vokal beginnenden Wort abschließen musste.


Man sollte wohl sagen: mit einer langen Silbe

Hier verbirgt sich eine unendliche Missverständnisquelle, gerade mit Blick auf die Schule.
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon Zythophilus » Di 9. Nov 2021, 15:03

Ob natura oder positione lang, ist im konkreten Fall egal.
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Re: Frage zu zwei Inschriften

Beitragvon iurisconsultus » Di 9. Nov 2021, 15:57

Zythophilus hat geschrieben:Das Wort usque heißt hier offenbar so viel wie "noch". Dazu kommt, dass der Autor seinen Hexameter mit einem zweisilbigen, mit einem langen Vokal beginnenden Wort abschließen musste.

Danke Zythophilus!

usque in der Bedeutung noch hat mir mein Sprachgefühl auch gesagt, aber ich konnte in den Wörterbüchern keinen entsprechenden Eintrag finden und dann stellte ich euch die Übersetzungsfrage. :lol:
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