Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et seq.

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Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et seq.

Beitragvon mystica » Di 2. Jan 2024, 10:54

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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon marcus03 » Di 2. Jan 2024, 11:21

sartago:
im Wortspiel mit Carthago, veni Carthaginem et circumstrepebat me undique sartago flagitiosorum amorum, Hexenkessel, Höllenpfuhl, Augustin. conf. 3, 1. – II)

https://bkv.unifr.ch/de/works/cpl-251/c ... g-conf-bkv
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon Sapientius » Di 2. Jan 2024, 11:47

Quaerebam quid amarem, ... Ich suchte nach dem, was ich lieben sollte,


quid, fragend, unbestimmt: "Ich suchte (etwas), was ich lieben konnte, "
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon marcus03 » Di 2. Jan 2024, 12:03

Frei kann man hier wohl sagen:
Ich suchte nach einer Möglichkeit zum Geschlechtsverkehr = ich wollte Sex/vögeln

Um ein Liebesverhältnis ging es nicht.
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon Sapientius » Di 2. Jan 2024, 16:36

... secretiore indigentia ...verheimlichten Bedürftigkeit


"heimlichen Bedürftigkeit"

oderam me minus indigentem.


"ich hasste mich dafür, dass ich zu wenig begehrte".

Geschlechtsverkehr = ich wollte Sex/vögeln


"Geschlechtsverkehr": das klingt nach dem medizinischen Protokoll.

"vögeln" ist vulgär, klingt nach dem Pissoir, lässt den Sinn dafür vermissen, dass es sich um den elementaren menschlichen Vorgang der Weitergabe von Leben handelt.
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon marcus03 » Di 2. Jan 2024, 16:56

Sapientius hat geschrieben:, lässt den Sinn dafür vermissen, dass es sich um den elementaren menschlichen Vorgang der Weitergabe von Leben handelt.

Um den ging es A. in Carthago sicher nicht. Er wollte einfach seiner Lust frönen.
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon mystica » Mi 3. Jan 2024, 09:18

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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon Sapientius » Mi 3. Jan 2024, 09:22

... amans amare ... als Liebender zu lieben,


Nicht so substantivieren! "aus Lust an der Lust", aus reinem Liebesverlangen.
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon mystica » Do 4. Jan 2024, 09:08

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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon marcus03 » Do 4. Jan 2024, 12:07

sordibus concupiscentiae : mit dem Schmutz der Begierde/ Begehrlichkeit/ des Sexualtriebes

de tartaro libidinis (sordibus): mit dem Schmutz der Lust, die aus der Hölle stammt

foedus atque inhonestus: prädikativ = als Abscheulicher und Sittenloser = in meiner abscheulichen Sittenlosigkeit (Hendiadyoin)

rui in amorem: ich stürzte mich in Liebesabenteuer (amor = abstractum pro concreto, Metonymie)
quo capi ... : von denen ich mich unbedingt hinreißen lassen wollte

et quam bonus= und zwar als gütiger (Gott)

quia et amatus sum: weil meine Liebe auch erwidert wurde

perveni occulte ad vinculum fruendi= ich geriet unbewusst in die Fesseln/Fänge des Genusses/der Genusssucht

conligabar laetus aerumnosis nexibus: ich wurde in meinem Frohmut von strapaziösen Verquickungen in Bann gehalten

ut caederer virgis ferreis ardentibus zeli et suspicionum et timorum et irarum atque rixarum: sodass ich (wie) von den glühenden, eisernen Ruten der Eifersucht, der Anlässe zur Argwohn,der Angst, des Zornes und Streits geprügelt wurde

PS:
Wenn man das so liest, muss A. geradezu ein Hurenbock gewesen sein. Später hat ihn dann das Gewissen gepackt und geplagt, dass er´der Sexualität abschwor und sie dämonisierte.
Modern: Das Gewissen hat ihn geplagt, Frauen zum Objekt gemacht und damit ihre Würde verletzt zu haben. Mit dieser Schuld musste er ein Leben lang fertigwerden und glaubte wohl, andere vor ähnlichen
Erfahrungen warnen und abhalten zu müssen und so eine Art Sühne zu leisten.
Zudem hat er die Mutter seines Sohnes, übersetzt: Gottesgabe, im Stich gelassen.
Seine Mutter Monika hat sicher auch hier eine große Rolle gespielt.

Monikas Sohn Augustinus ging um 370/71, kurz vor dem Tod ihres Ehegatten Patricius, zum Studieren nach Karthago, wo er eine Frau kennenlernte, mit der er einen Sohn zeugte, der 372 zur Welt kam und den Namen Adeodatus bekam. Im Jahr darauf wandte Augustinus sich dem Manichäertum zu. Nach dem Studienabschluss eröffnete er zunächst eine Rhetorikschule in Tagaste, später in Karthago. Im Jahr 383 ging Augustinus nach Rom, auch wohl um Abstand zu seiner Mutter zu bekommen. Schon im Jahr darauf wurde er zum Professor für Rhetorik in Mailand ernannt.[4]

Nachdem Augustinus sich 384 von den Manichäern etwas gelöst hatte, reiste Monika im späten Frühjahr 385 zu ihm nach Mailand und brachte zunächst etwas mütterliche Ordnung in die aus Freunden und Schülern bestehende Lebensumgebung ihres Sohnes. Sie unterstützte ihn auch im Studium der Lehren des Mailänder Bischofs Ambrosius. Schon im Sommer 386 gelang es Monika, ihren Sohn dazu zu bringen, seine Lebensgefährtin nach Afrika zurückzuschicken. Er sollte sie nie wiedersehen.


Er hatte wohl auch lange mit seiner Mutterbindung zu kämpfen, ein Problem, das unter Priester oft zu beobachten ist, eine neurotische Mutterbeziehung.
Auch große Philosophen wie Schopenhauer hatte da ihre Probleme. An Nietzsche dürfte der religiöse Mief
im Elternhaus auch nicht spurlos vorübergegangen sein. Sein Psychogramm wäre sicher auch sehr interessant genauso wie das von Augustinus, einem wohl innerlich immer zerrissenen Menschen, der nicht ohne Grund jenes "Cor inquietum ...." sagte.
Wenn er die Mutter seines Sohnes wirklich geliebt hat, hatte er sicher große seelische Probleme nach der Trennung.


Vgl:
Das Leben ist kurz – Vita Brevis (Originaltitel Vita Brevis) ist ein Roman des norwegischen Bestsellerautors Jostein Gaarder. In dem 1996 entstandenen Buch geht es um einen alten lateinischen Brief, den der Icherzähler in einem Antiquariat in Buenos Aires entdeckt hat. Unterschrieben ist der Brief von einer gewissen Floria, und gerichtet ist er an ihren ehemaligen Geliebten, den Kirchenlehrer und Philosophen Augustinus.

Floria klagt Augustinus an und hinterfragt seine religiösen Überzeugungen, aufgrund derer er sie verlassen und ihr den gemeinsamen Sohn genommen habe. Sie stellt damit zugleich eine frauenverachtende kirchliche Ethik und Moral in Frage. Der Text arbeitet mit vielen Zitaten aus Augustinus’ Confessiones und Zitaten antiker Philosophen.


https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben ... ita_Brevis
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon mystica » Do 4. Jan 2024, 17:27

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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon marcus03 » Do 4. Jan 2024, 18:40

Wenn er den candor amicitiae verdunkelt hat, könnte das schon auf Homoerotik hindeuten.
Er war jung und probierte wohl einiges aus, vlt, auch amicis prementibus vel pellicientibus.
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Re: Confessiones S. Augustini Hipponensis, Liber III, I et s

Beitragvon Tiberis » Do 4. Jan 2024, 18:46

Wenn man davon ausgeht, dass amicitia in der Regel eine Freundschaft unter Männern bedeutet, wird man diese Stelle kaum anders als ein Eingeständnis homoerotischer Gefühle interpretieren können.
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