Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

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Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon ClaudiaK » Fr 12. Apr 2024, 19:02

Aus : De daemonibus: CAPITULUM XXXI.
De femina quae a diabolo in specie servi sibi noti pressa mortua est.

1) In Kunincskirgen, sicut sacerdos eiusdem villae retulit Lamberto monacho nostro,
matrona quaedam honesta
dum nocte quadam cum alia femina nescio unde veniens per villam eandem transiret,
diabolus cuiusdam servi admodum iocosi formam assumens,
manum eius tenuit, et modicum strinxit.
2) Cui cum diceret, dimitte me, mox illum non vidit.
3) Quae statim male habere coepit, feminae sequenti se dicens:
4) Servus ille compressit me, et ecce ex hoc defectio cordis invasit me.
5) Dicente illa, nequaquam hic fuit;
6) respondit matrona: Imo certissime, satis enim proterve respexit me.
7) Vadensque in domum suam lecto decubuit, et post paucos dies defuncta est.

Mir erschließt sich nicht ganz der Zusammenhang. Folgendes habe ich übersetzt:
In Königskirchen, so berichtet ein Priester dieser Stadt unserem Mönch Lambertus, streifte der Teufel in Gestalt eines ulkigen (iocosi) Dieners leicht (modicum) eine ehrenhaften Dame, während sie nachts mit einer anderen Frau, die ich weiß nicht woher kam, durch ebenjene Stadt ging.[/color]
2) Nachdem sie diesem sagte, lass los, sah sie ihn bald (schon) nicht mehr.
3) Sie begann sich sofort schlecht zu fühlen und sagte der Frau, die ihr folgte:
4) Dieser Diener hat zu fest gedrückt (mir Gewalt angetan) und deswegen befällt mich eine Herzschwäche.
5) Nachdem die andere sagte, das sei nichts,
6) antwortet die Dame: ...... (?) , frech genug nämlich hat er mich angesehen.
7) Dann geht sie nach Hause, legt sich ins Bett und nach ein paar Tagen war sie tot.

Welche Übersetzungsmöglichkeiten gibt es für strinxit noch.
Der Kontaktverlauf scheint seltsam: mal "streifen", und mal "Gewaltanwendung", mal "frech ansehen"
Was ist die defectio cordis und was antwortet die Dame wörtlich?
Ist das die Kurzfassung eines außerehelichen Beziehungsdramas? :nixweiss:

https://archive.org/details/caesariihei ... ew=theater
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Tiberis » Fr 12. Apr 2024, 20:41

1).. hielt der Teufel, der die Gestalt eines recht spaßhaften Dieners annahm, deren Hand und drückte sie ein wenig zusammen

5) als jene sagte "er war doch gar nicht da",
6) antwortete die Dame: " Doch, ganz sicher, er hat mich ziemlich frech angesehen"

defectio cordis > eig.: Mattigkeit des Herzens
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Zythophilus » Sa 13. Apr 2024, 07:53

Interessant wäre es herauszufinden, was die Ursache war, dass die Frau meinte, der Teufel sei ihr begegnet und habe ihr so etwas angetan. Ein Herzinfarkt oder Schlaganfall, der nicht gleich tödlich war? War wirklich eine andere Person dabei, die sie für den Teufel hielt, oder war auch das bloße Einbildung?
Das Verb premere bzw. comprimere scheint doch zu bedeuten, dass sie etwas spürte, das sie dann als Berührung durch den Teufel deutete.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Sapientius » Sa 13. Apr 2024, 09:06

Die Teufel als unkörperliche Wesen waren für ihre sexuellen Bedürfnisse auf menschliche Frauen angewiesen, denn ihresgleichen, die Engel, waren ja geistige, luftige Wesen, es fehlte ihnen das Fleischliche; so machten sich die Teufel an die Frauen, denn sie wussten seit Eva, dass die Frauen verführbar sind.
Die Teufel versuchten, mit einer Frau einen Deal zu machen, sexuelle Dienste für übernatürliche teuflische Fähigkeiten; die Frau machte sich so zur "Hexe", und das führte zum Hexenwahn mit seinen furchtbaren Folgen. Marcus kann dazu viel Aufklärung bieten.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Zythophilus » Sa 13. Apr 2024, 10:57

Die Erklärung von gewissen sexuellen Aktivitäten der Teufel mag damals gültig gewesen sein, doch sie erklärt nicht die körperlichen Folgen, die die betroffene Frau aufgrund der angeblichen Begegnung hatte. Abgesehen davon ist nichts von einer Art sexuellen Übergriff zu lesen. Hier geht es um etwas, das die Frau als Berührung bzw. Druck durch den Teufel empfand bzw. aufgrund üblicher Vorstellungen so schilderte. Man denke nur an die gebräuchliche Bezeichnung "Hexenschuss", die sich gehalten hat, obschon niemand mehr das Wirken einer Hexe als Ursache sieht.
Man muss sich auf von der Vorstellung lösen, dass der Hexenwahn praktisch nur Frauen betraf: Natürlich fielen ihm mehrheitlich Frauen zum Opfer, doch regional und zeitlich konnten auch mehr Männer zu Opfern werden. Wenn Geschlechtsverkehr mit dem Teufel ausschlaggebend war, dann musste der auch - möglicherweise in Gestalt einer Frau - Sex mit Männern haben können. Dafür gibt es den Succubus bzw. die Succuba.
Solche Überlegungen helfen freilich nicht bei der Klärung, was der Frau konkret widerfuhr; ich vermute einmal, dass hier keiner davon ausgeht, dass die Begegnung mit dem Teufel real war.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Apr 2024, 11:05

Sapientius hat geschrieben:Die Teufel als unkörperliche Wesen waren für ihre sexuellen Bedürfnisse auf menschliche Frauen angewiesen,

Warum soll ein unkörperliches Wesen körperlIche Bedürfnisse haben, v
on denen er doch nicht wissen kann, wie sie sich anfühlen?
Oder schaut er beim Coitus der Menschen zu und erlebt, wie schön und lustvoll er sein kann und denkt:
Sowas will und muss ich auch erleben! Geile Sache!

Sapientius hat geschrieben: denn sie wussten seit Eva, dass die Frauen verführbar sind.

Gut, dass man auch diesen historischen Unsinn psychoanalytisch auflösen und erklären kann.

Frauen sind als Hexen verbrannt worden, einfach weil sie schön waren. (Simone de Beauvoir)



Es geht wie sooft im Leben um den blanken Neid: Man will zerstören, was man nicht haben kann.
(vgl. Helmut Schoeck, Der Neid. Die Urgeschichte des Bösen/ E. Drewermann, Strukturen des Bösen,
Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer/psychoanalytischer/philosophischer Sicht)

Zythophilus hat geschrieben:ich vermute einmal, dass hier keiner davon ausgeht, dass die Begegnung mit dem Teufel real war.

Mit dem Teufel hat Herbert Haag längst aufgeräumt (Abschied vom Teufel).
Den Rest erledigt auch hier wieder die Psychoanalyse.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon ClaudiaK » Sa 13. Apr 2024, 11:50

Ich denke auch, dass der Teufel irgendwie psychologisch als unerwartet heftiger Impuls zu interpretieren ist. Dennoch geht es mir um den Textverlauf.

Tiberis hat geschrieben:5) als jene sagte "er war doch gar nicht da",
6) antwortete die Dame: " Doch, ganz sicher, er hat mich ziemlich frech angesehen"


Hmhm, danke. :verwirrt:
Die Dame kennt ja laut Titel zwar den Diener. Aber erkennt sie in ihm den Teufel?
Was negiert die Begleiterin auf Textebene eigentlich? Dass dieser bekannte Diener nicht da war oder dass nicht der Teufel in ihm war?

Ich verstehe auch die Funktion der Begleiterin in dieser Geschichte nicht.
Soll durch sie die Glaubwürdigkeit erhöht werden, dass die Dame ehrenwert ist oder ist sie gar die Anstandsdame, wenn der bekannte Diener die beiden begleitet, was man auch denken könnte. Oder dient sie als Zeugin eines Vorfalls? Und kann dann doch nicht bestätigen, was die Dame erlebt hat?

Es kommt also darauf an, wass die Begleiterin negiert.
Negiert sie die Anwesenheit des Dieners, dann erzählt ihr die Ehrendame vielleicht etwas aus der Erinnerung und die Begleiterin mißversteht die Situation.
Negiert sie die Anwesenheit des Teufels im Diener, dann macht die die Antwort der Dame Sinn, dass der Diener sie besonders frecht angeschaut hätte.

....
Wie dem auch sei: Danke für eure Bemerkungen.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Apr 2024, 11:50

PS:
Zythophilus hat geschrieben:Abgesehen davon ist nichts von einer Art sexuellen Übergriff zu lesen.

comprimere könnte sogar vergewaltigen bedeuten wie vi comprimere.
Vlt. hat sie sich vergewaltigt gefühlt oder es so in Gedanken erlebt.

Hysterische Menschen steigern sich schnell in etwas hinein.
Psychoanalytisch könnte man vlt. noch weitergehen und von einer sexuellen unbefriedigen Frau ausgehen,
die in der Nacht Anwandlungen überkommen in Form von verdrängten sexuellen Wünschen.
Wer weiß, worüber die beiden Frauen gesprochen haben, vlt. die andere von einem tollen Lover, der es unkonventionell liebt. Dadurch könnte sie sexuelle Fantasien bei der Begleiterin ausgelöst haben.

Man könnte an allerhand denken, zumal es auch in Märchen oft um verbrämte Sexualität, Gewalt etc. und die Triebhaftigkeit des Menschen geht. (Michael Köhlmeier, Märchenwelt)
Auch in Sachen TRIEB ist der Mensch nicht "Herr im eigenen Haus" (Freud).
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon ClaudiaK » Sa 13. Apr 2024, 11:57

marcus03 hat geschrieben:Wer weiß, worüber die beiden Frauen gesprochen haben, ....

Das intessiert mich auch sehr. Vielleicht über den Diener.
Aber der Autor lässt uns da total im Unklaren, leider. Wie über vieles andere auch. :)
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon marcus03 » Sa 13. Apr 2024, 12:48

ClaudiaK hat geschrieben:Aber der Autor lässt uns da total im Unklaren, leider.

Und uns damit ganz unserer Fantasie, was der frivole servus alles in der Fantasie gelangweilter,
auf sexuelle Abenteuer und Abwechslung ausseinder Damen ausgelöst hat, die nochmal ihren Marktwert
gern testen wollen würden vor oder kurz nach der Menopause. ;-)
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon ClaudiaK » Sa 13. Apr 2024, 13:35

marcus03 hat geschrieben:
ClaudiaK hat geschrieben:Aber der Autor lässt uns da total im Unklaren, leider.

Und uns damit ganz unserer Fantasie, was der frivole servus alles in der Fantasie gelangweilter,
auf sexuelle Abenteuer und Abwechslung ausseinder Damen ausgelöst hat, die nochmal ihren Marktwert
gern testen wollen würden vor oder kurz nach der Menopause. ;-)

:lol:
Genau, vielleicht ging es den Damen nur um das Testen der Wirkung ihrer Attraktivität. Mehr war gar nicht geplant. Das hat der schäkernde Diener aber übersehen und sich mehr erhofft und dabei eine Grenze überschritten. Er bekam eine Abfuhr und sie vor Schreck über die plötzliche Kühnheit einen Schwächeanfall. Schließlich ist sie in diesem hineininterpretierten Kontext auch nicht mehr die jüngste gewesen.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Zythophilus » Sa 13. Apr 2024, 14:52

Dass man damals den Teufel bzw. Dämonen für sehr real hielt, beweisen heute noch bestehende Wendungen wie "vom Teufel geritten", wenngleich der Hintergrund heute nicht mehr geglaubt wird. Natürlich können nach der damaligen Vorstellung diese Geistwesen, wenn es nötig ist, Körper annehmen. Das tut der Teufel hier ja.
Eine freiwillige oder unfreiwillige sexuelle Handlung der geschädigten Frau wäre der anderen sicher aufgefallen bzw. hätte sie sehr kurz sein müssen, denn es steht eindeutig mox illum non vidit. Die zweite Frau sieht den Teufel bzw. den Diener gar nicht. Der Teufel könnte sich natürlich gewissermaßen in Luft auflösen, was ein normaler Mensch nicht schafft.
Wenn der von mir vermutete Herzinfarkt zutreffen sollte, dann gibt es als zwei mögliche Symptome das Ausstrahlen der Schmerzen in den Arm und Angst. Speziell das erste könnte hier gegeben sein: Das wäre die Erklärung für das Berühren, Drücken bzw. Streifen der Hand durch den Teufel. Das irgendwelche Phantasien dazu kommen bzw. von einem Erzähler - da die Frau nicht mehr lebt, muss man dem Priester und dem Mönch Lambertus glauben - noch etwas dazu gedichtet wird, erscheint mir ebenfalls als möglich.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon ClaudiaK » Sa 13. Apr 2024, 16:04

Zythophilus hat geschrieben:vermutete Herzinfarkt ... das Ausstrahlen der Schmerzen in den Arm

Das ist auch eine gute Idee. Der Herzinfarkt ist nicht die Folge, sondern ist das Ereignis selbst, das als Begegnung mit dem Teufel interpretiert wird.

Aber was macht man nun mit dem spaßigen, frechen Diener? Der wird ja doch recht genau beschrieben.
Durch die Wendung zu einem unerkannten Herzinfarkt wird aus meinem Lehrstück über die mißglückte Kommunikation von körperlichen Bedürfnissen aus einem zufälligen Krankenfall eine Warngeschichte vor spaßigen, frechen Dienern gemacht. Es geht dann nicht mehr um diese beiden PErsonen und ihr Zusammenspiel, sondern der Diener wird dann beliebig austauschbar gegen jede andere unliebsame Person, vor der gewarnt werden soll. Einerseits scheint mir das zu dem moralisierenden Impetus solcher Geschichten zu passen. Andererseit zeugte es von einem schlechten Schriftsteller, dass ein Faden so unverknüpft aus dem Geschichtenende baumelt.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Zythophilus » Sa 13. Apr 2024, 17:05

In der Erzählung kann sich nur die bei dem Vorfall geschädigte Frau an den Teufel in der Gestalt des Dieners erinnern. Wenn es so finster war, dass die andere ihn nicht sah, ist natürlich zu fragen, wieso die eine ihn so genau beschreiben kann. Ob auch diese Figur eine weitere Funktion hat oder nur vorkommt, weil der Teufel eine menschliche Figur haben muss, kann man nicht mehr sagen.
Für mich liegt kein Eingreifen einer weiteren Person vor, also auch nicht eines später als Teufel identifizierten Dieners. Da gingen die zwei Frauen, und die eine erlitt einen medizinischen Notfall, den sie als Tat des Teufels erklärte (vgl. Hexenschuss). Solche Gedanken sind uns fremd, aber die Zeugen Jehovas scheinen durchaus zu glauben, dass böse Geister Krankheiten verursachen: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1999641
Wieso die matrona oder einer der Erzähler den Diener einführt, weiß ich nicht. Ob sich die Art des Notfalls anhand der Beschreibung identifizieren lässt, weiß ich ebenso wenig, aber er muss gravierend gewesen sein. Ein rein psychischer Effekt wie Schock etc. ist m.E. auszuschließen.
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Re: Heisterbach: De femina a diabolo pressa.

Beitragvon Tiberis » Sa 13. Apr 2024, 20:46

Dass der servus iocosus lediglich in der Phantasie der matrona honesta existiert, geht aus den Worten der Begleiterin (nequaquam hic fuit) doch recht klar hervor. Die allfällige Annahme, dass diese den Diener wegen der nächtlichen Finsternis nicht sehen habe können, erscheint mir nicht plausibel und findet auch keine Bestätigung im Text. Überhaupt lässt die ganze Schilderung des nächtlichen Ereignisses mich eher an einen Traum denken: Die ehrbare matrona träumt von ihrem (vermutlich jugendlichen) Diener, den sie begehrt, aber dieses unerlaubte Begehren wird für sie zu einer Demütigung, da er ihr Gewalt antut und sie obendrein noch frech ansieht. Sie lässt sich sozusagen vom Teufel in Versuchung führen und erkennt noch im selben Moment seine Fratze. Von diesem demütigenden und letztlich entehrenden Erlebnis wird sie sich nicht mehr erholen. Die "defectio cordis" sowie der alsbald folgende Tod sind also wohl eher als seelische Vorgänge zu interpretieren, denke ich.
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