von mystica » Fr 19. Apr 2024, 09:29
Hegel bedient sich einer metaphorischen Sprache, um das Wesen der Philosophie in ihrem Selbstverständnis zu veranschaulichen. Die Redewendung "Grau in Grau" verweist auf eine melancholische Stimmung, die oft mit der Philosophie assoziiert wird, da sie den Tod mit dem Wissen um die Endlichkeit aller irdischen Seins thematisiert. Philosophieren bedeutet, Sterben zu lernen, wie es schon Platon in seinem berühmten Dialog "Phaidon" lehrte. Die Feststellung, dass eine "Gestalt des Lebens alt geworden" ist, deutet darauf hin, dass bestimmte historische Entwicklungen bereits abgeschlossen sind und von der Philosophie nur rückblickend betrachtet werden können. Das "Grau in Grau" kann nicht "verjüngt" werden, da die Vergangenheit unwiderruflich ist und lediglich Gegenstand philosophischer Analyse sein kann. Die Metapher der "Eule der Minerva", die erst mit dem Einsetzen der Dämmerung zu fliegen beginnt, veranschaulicht, dass ein vollständiges Verständnis des Weltgeschehens erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist, nachdem historische Ereignisse bereits stattgefunden haben. Die Eule der Minerva verkörpert Weisheit und Erkenntnis, während die Dämmerung das Ende eines historischen Abschnitts oder einer Ära darstellt. Deshalb argumentiert Hegel, dass philosophische Betrachtungen nur über abgeschlossene Ereignisse der Vergangenheit erfolgen können, da die Philosophie keine prophetischen Fähigkeiten besitzt, um Künftiges vorherzusehen.
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