philologisch anregend, hoffe ich
1.AusgangslageHier Überlegungen zur These, ex qua ist
kein thematisches ex- Code: Alles auswählen
Europa filia fuit Agenoris,
ut per Ovidium patet.
Ex qua talis narratur fabula.
1.1 Grundbedeutungen von de und exa) "de" hat in der übertragenen Bedeutung die Valenz "Verweisen auf ein Thema" (Thema-Indikator)
b) "ex" hat in der übertragenen Bedeutung - in Anlehnung an die örtliche Bedeutung - die Valenz "stammen aus" (Genese-Indikator)
c) Mir scheint, von einer zunehmenden Ersetzung von "ex" durch "de" kann man vielleicht dort sprechen, wo es um den Genese-Indikator und Verwandtes geht. Als Thema-Indikator dürfte "de" seine Monopolstellung behalten (haben).
1.2 TheseninhaltFalls jemand die These vertritt, das
ex sei ein Drucker- oder sonstiger Fehler, hier stehe eigentlich "de" - dann ist das sehr überprüfenswert .
Allerdings sollte dann die Überlieferungsgeschichte fokussiert werden, weniger die Semantikgeschichte: So fragt sich denn auch, welche Funktion das Argument hat, die Präposition
de ersetze nachklassisch zunehmend die Präposition
ex.
de und ex haben in zahlreichen Wendungen die gleiche Bedeutung. Schon zu Ciceros Zeit sind Tendenzen erkennbar, dass die Präpositionen e(x) und a(b) durch de zurückgedrängt werden, besonders in der Spätantike.
Inwiefern ist an der fraglichen Stelle ein "ex" verdrängt worden?
2. Signifikante Verwendungsweisen bei B.In der Boccacio-Schrift
http://www.oeaw.ac.at/kal/mythos/Bocc02.pdf2.1 findet sich das "ex quo" oder "ex qua" als genetischer Indikator:- proles, ex quo (Proömion)
- traditio, ex qua denotatur (78)
- liber, ex quo satis patet (85), ähnlich 103
2.2 findet sich das "de quo" oder "de qua" als thematischer Indikator- filio, de quo legimus (116)
- Mercurius, de quo talis recitatur fabula (81)
- Polidorus, de quo nil puto (98)
- Pigmalion, de quo refert (99)
- Adon, de quo recitat fabulam (108)
- Scitha filius, de quo nihil aliud legimus (116)
3. Vorläufiges FazitWenn in der gleichen Schrift für den thematischen und den genetischen Aspekt mit hoher Frequenz (und Signifikanz) unterschiedliche Präpositionen gebraucht werden und wenn der thematische Aspekt mit hoher Frequenz nicht durch
ex wiedergegeben wird, dann sind bei der fraglichen Einzelstelle vor allem zwei Folgerungen wahrscheinlich:
a) Es liegt bei
ex qua talis narratur fabula ein echter Fehler, kein Fluktuationsphänomen (
de übernimmt ex-Funktionen,
ex übernimmt de-Funktionen, oder ähnliches) vor. "In Wirklichkeit" hieß es auf jeden Fall unabhängig von diachronen Strömungen "de qua".
b) Oder es gibt hier eine latente Verbindung zu einem interpolierten "materia" oder "traditio" oder ähnlichem, vgl.
- traditio, ex qua denotatur (78)
- liber, ex quo satis patet (85), ähnlich libro ex quo (103)
c) Mir scheint inzwischen die Option (a) die wahrscheinlichere, (b) ist wohl nicht auszuschließen.
Vale(te)