consus hat geschrieben:Mit allem einverstanden, Celle optime, nur nicht mit dem Wörtchen "trotzdem".
Das "trotzdem" lasse ich stehen, aber ich formuliere es mal anders, ohne die Bedeutung seiner Prosaschriften schmälern zu wollen:
Ciceros rhetorischen Fähigkeiten, die er vor allem durch Übung perfektioniert hat - er war wohl anfangs nicht viel talentierter als andere gute Redner - wirkten sich auch indirekt auf sein Gesamtwerk aus.
Cicero war für mich zunächst vorrangig Redner und Politiker, später erst ein Philosoph, wenn er auch schon in "De inventione" selbst sagt, ein guter Redner muss auch Philosoph sein, was aber gewiss nicht heißen muss, dass er Rhetorik immer schon mit der "eigenen" Philosophie verknüpft hat, geschweige denn schon Philosoph genannt werden kann.
Seine Prosaschriften profitieren also ungemein von seinen rhetorischen Fähigkeiten, z.b. in Form des ausgeprägten Periodenbaus, in Form des Stils und überhaupt in Form der didaktisch geschickten Darstellung seiner Anschauungen. Die Inhalte seiner Prosawerke - besonders die philosophischen - sind ja bekanntlich nicht neu, wenn gleich seine ekklektische Zusammenführung der Anschauungen anderer trotzdem sehr bewundernswert ist. Auch seine wenigen Versuche in der Poesie kann man, wenn überhaupt, nicht in gleicher Weise würdigen wie seine rhetorischen Fähigkeiten.
Qua re censeo, dass Cicero ohne seine rhetorischen Fähigkeiten nicht zu dem geworden wäre, was er damals in erster Linie war und heute noch ist: Ein Meister der Rede und der lateinischen Sprache.
"Der Mensch ist das Maß aller Dinge: für die seienden, dass sie sind, für die nicht seienden, dass sie nicht sind." (Protagoras)