Universitätslatein --> res publica litterarum

Für alle Fragen rund um Latein in der Schule und im Alltag

Moderatoren: Zythophilus, marcus03, Tiberis, ille ego qui, consus, e-latein: Team

Universitätslatein --> res publica litterarum

Beitragvon kaIanus » Mo 25. Jun 2007, 13:53

Salve,
immer habe ich mich gefragt, ob und welche Besonderheiten das Latein hat, das bis ins 19. Jahrhundert international in Universitäten gesprochen wurde.
Ist diese Sprache so sehr "vergräzisiert", wie sie mir im humanistischen Latein vorkommt? Oder sind die Satzkonstruktionen so weit reduziert wie im Kirchenlatein (entgegen den kompexen universitären Inhalten) ?

mfG,
kaIanus
kaIanus
Quaestor
 
Beiträge: 31
Registriert: Mo 2. Apr 2007, 15:56

Beitragvon barbara » Mo 25. Jun 2007, 15:53

servus!

ich kann da jetzt keine fachgerechte antwort geben, aber die universitäten wurden ja durchgehend von humanisten gegründet, insofern müsste das "universitätslatein" dem "humanistischen latein" mehr oder minder entsprechen.
wir haben u.a. einmal einen auszug aus einer rede von celtis bekommen und zu dieser kann ich nur sagen, dass ich sie erstens ziemlich einfach gefunden habe und dass sie zweitens doch recht germanistische züge aufgewiesen hat (zb. der ausspruch: habete ante oculos - ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es diese redewendung im klassischen latein auch schon gegeben hat....).

das wars aber auch schon von meiner seite...

lg, barbara
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

Beitragvon Marcus » Mo 25. Jun 2007, 17:44

ante oculos habere
gibt es bei Seneca, Plinius, Livius

ante oculos (ex)ponere auch bei Cicero
Benutzeravatar
Marcus
e-Latein Administrator
 
Beiträge: 1054
Registriert: Do 11. Nov 2004, 18:43
Wohnort: Islebia / Lipsia

Beitragvon barbara » Mo 25. Jun 2007, 18:03

na gut, dann doch nicht. :o
klingt einfach sehr deutsch, wenn man das nicht weiß.
danke jedenfalls.

lg, barbara
Benutzeravatar
barbara
Consul
 
Beiträge: 381
Registriert: Sa 30. Sep 2006, 16:31
Wohnort: Vindobona

Beitragvon kaIanus » Mo 25. Jun 2007, 18:32

barbara hat geschrieben:na gut, dann doch nicht. :o
klingt einfach sehr deutsch, wenn man das nicht weiß.
danke jedenfalls.

lg, barbara


Oder unser Deutsch klingt sehr nach Latein ;).

mfG
kaIanus
Quaestor
 
Beiträge: 31
Registriert: Mo 2. Apr 2007, 15:56

Beitragvon kaIanus » Di 26. Jun 2007, 14:04

Ich lese gerade (Wilfried Stroh sei Dank), dass Latein als regina linguarum nur bis ins 18. Jhd. verweilte, ergo schon Anfang des 19. Jahrhunderts kaum mehr Verwendung fand. Lange war es her...

mfG
kaIanus
Quaestor
 
Beiträge: 31
Registriert: Mo 2. Apr 2007, 15:56

wandelbares Universitätslatein

Beitragvon Marcus Hamburgensis » Mi 11. Jul 2007, 15:37

Das Latein an den Universitäten war Wandlungen unterworfen. Die Universitäten wurden seit dem 13. Jh. gegründet (Paris, Bologna, Oxford) und mitnichten von Humanisten. Dort sprach und schrieb man natürlich scholastisches Mittellatein. Der Humanismus entstand erst im späten 14. Jh. in Italien und brauchte knapp hundert Jahre bis er deutsche Nachahmer fand. Zunächst war er eine ausgesprochen anti-universitäre Bewegung, die als Bastionen der Scholastik galten. Die Humanisten setzten sich erst mit Reformation bzw. Gegenreformation (... 'schuldigung, wollte natürliche katholische Reform schreiben!) im Laufe des 16. Jhs. an deutschen Universitäten durch (... in Italien freilich früher). Weitere lateinsprachliche Moden folgten; so soll z.B. der Manierismus (spätes 16./frühes 17. Jh.) Tacitus gegenüber Cicero bevorzugt haben.

Insofern kann man die längste Zeit nicht von einem eigentlichen Universitätslatein sprechen. Vielleicht - und das ist nur eine ad hoc Hypothese - wurden die Universitäten im Laufe des 18. und 19. Jhs. allmählich zu lat. Sprachinseln, so dass sich dort eine bestimmte Lateinische Sprachform ausprägte.
Marcus Hamburgensis
 

Beitragvon Latein-Fan » Mi 11. Jul 2007, 17:56

Ich für meinen Teil, könnte mir kaum vorstellen, dass an den Universitäten allzu "schwieriges" Latein gesprochen und geschrieben wurde. Am besten kann man das auch in Dissertationen nachverfolgen, die sogar bei uns noch in den Dreißigerjahren z.T. auf Latein verfasst wurde. Natürlich waren damals die Studenten eines großen Teiles der Phraseologie und Idiomatik mächtig, doch bessere "Lampen" als heute werden es damals wohl auch nicht gewesen sein (natürlich war die schulische und/oder geistige Schwäche nicht so auffallend, da ja der Schulbesuch eher von einigen wenigen Leuten im Gegensatz zu heute in Anspruch genommen wurde). Die besseren Kenntnisse rühren, meiner Meinung nach, einfach nur von einem längeren und intensiveren Training in der "Schulzeit" (die septem artes liberales waren da ja noch das so genannte 'Gymnasium') her, da sonst nicht viel anderes am Programm stand und durch die Sprachpraxis die Studenten sicherlich schnell "drinnen" waren. Auch die Klöster als Träger der Wissenschaft spielten da eine nicht geringe Rolle (die sie ja ursprüngl. nicht hatten), das ist aber einer anderen Diskussion wert.

Soviel von meiner Seite dazu.

Es grüßt,
Fautor
Multo maxumum bonum patriae, civibus, tibi, liberis, postremo humanae genti pepereris, si studium pecuniae aut sustuleris aut, quoad res feret, minueris. (Sallust in seinem 2. Brief)
Benutzeravatar
Latein-Fan
e-latein Team
 
Beiträge: 708
Registriert: Mi 6. Nov 2002, 16:35
Wohnort:

Beitragvon Stentor » Fr 27. Jul 2007, 18:59

Einen kurzen, lesenswerten Abriß zur Geschichte des Lateinschreibens findet man auch in Nägelbachs "Lateinischer Stilistik für Deutsche".
Nos patriam fugimus: tu, Tityre, lentus in umbra
formosam resonare doces Amaryllida silvas.
Benutzeravatar
Stentor
Quaestor
 
Beiträge: 68
Registriert: Mo 23. Okt 2006, 22:22
Wohnort: Wien


Zurück zu Lateinforum



Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 52 Gäste