Spezialverwendung des Futurs

[Latein-Fan]

Salvete,

wie heißt die Verwendung des Futurs im Sinne der 10 Gebote (" du sollst....") ?


es grüßt,
Latein-Fan

[lateinlernen]

handelt es sich dabei überhaupt um das Futur? reicht dafür nicht ein Konjunktiv Präsens?
sollte es sich um Futur handeln, bliebe nur der Imperativ Futur übrig

[Latein-Fan]

Nein, ich meine da etwas anderes.......

[Clemens]

In der Vulgata wird nun einmal das Futur verwendet:

non habebis deos alienos coram me

non facies tibi sculptile neque omnem similitudinem quae est in caelo desuper et quae in terra deorsum nec eorum quae sunt in aquis sub terra

etc.

[Latein-Fan]

Genau das meine ich! Das wird ja auch mit "sollen" übersetzt - dafür gibts aber einen Spezialsudruck für diese Art von Futur....

[Clemens]

Im Menge, § 133, 5 wird es jedenfalls einfach als Futur im Sinne eines Iussivs bezeichnet, also kein spezieller Begriff. Vielleicht findet sich ja in den großen wissenschaftlichen Grammatiken ein Terminus.

[consus]

Servus, amici!
Clemens hat das Wesentliche schon gesagt.
Vielleicht könnte man im Anschluss an Kühner-Stegmann (Ausf. Gr. d. lat. Spr. II 1, S. 142-144) das hier angesprochene Futur als "prospektives" bzw. "gnomisches" Tempus auffassen: Es gibt an, "was sich nach Lage der Dinge voraussehen oder berechnen lässt", oder es dient dem "Ausdruck ... einer allgemeinen Regel oder Vorschrift".
Das Futur macht hier jedenfalls mit größerer Entschiedenheit als der Imperativ deutlich, dass die Erfüllung des Gebots mit Sicherheit erwartet wird, entspricht also der apodiktischen Eigenart der Norm. Cf. Exodus 20, 13 1- 15 LXX: ou moicheuseis - ou klepseis - ou phoneuseis / Vulgata (in anderer Reihenfolge): non occides - non moechaberis - non furtum facies.

[Christophorus]

etwas salopp formuliert, würde ich das als "naives Futur" bezeichnen:

"du wirst das schon so machen, wie ich will"

[Latein-Fan]

Danke an euch, war mir nämlich nicht sicher, ob das gnomische Futur hier als ein solches bezeichnet werden kann.