Fremdenfeindlichkeit im alten Rom

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Fremdenfeindlichkeit im alten Rom

Beitragvon Helenaia » Fr 12. Okt 2007, 13:50

Hallo,
ich wollte mal fragen, ob es empfehlenswert wäre
"Fremdenfeindlichkeit der Römer"
als Facharbeitsthema zu wählen.

Gibt es hierfür ergiebige Informationsquellen?
Denn sonderlich komplex oder schwer verständlich ist das Thema ja nicht, oder?
Liebe Grüße
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Beitragvon romane » Fr 12. Okt 2007, 15:28

Hast Du schon Informationsquellen gefunden?
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Beitragvon Apollonios » Fr 12. Okt 2007, 17:09

Zumindest einer besonderen Gruppe von Fremden gegenüber war Rom nicht besonders liebreizend:
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Zum Kriege gegen die Römer hat uns das Verhalten des Landpflegers Florus gezwungen; wir zogen es vor, lieber auf einmal unterzugehen, als langsam und allmählich.“ (Flavius Josephus, Vita)

Zu diesem Themenfeld gibt es reichlich Material.
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Beitragvon Zythophilus » Fr 12. Okt 2007, 17:53

Römischen Imperialismus darf man nicht mit Fremdenfeindlichkeit verwechseln. Das Vorgehen gegen Aufständische mag grausam und ungerecht gewesen sein, aber es war nicht fremdenfeindlich.
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Beitragvon christianus » Sa 13. Okt 2007, 10:35

Cic. de Off. 1, 37:
Equidem etiam illud animadverto, quod, qui proprio nomine perduellis esset, is hostis vocaretur, lenitate verbi rei tristitiam mitigatam. Hostis enim apud maiores nostros is dicebatur, quem nunc peregrinum dicimus. Indicant duodecim tabulae: aut status dies cum hoste, itemque adversus hostem aeterna auctoritas. Quid ad hanc mansuetudinem addi potest, eum, quicum bellum geras, tam molli nomine appellare? Quamquam id nomen durius effecit iam vetustas; a peregrino enim recessit et proprie in eo, qui arma contra ferret, remansit.

Sollte man auch mal bedenken, Cicero beschwert sich, dass das Wort hostis für Feind viel zu lasch sei, weil es früher einen Fremden (=daher deutsch: Gast) bezeichnete.
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Beitragvon Zythophilus » Sa 13. Okt 2007, 11:04

hostis und dt. "Gast" zeigen, dass der Fremde ambivalent gesehen wird: einerseits freundlich, andererseits bedrohlich.
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Beitragvon Brian Cohen » Mo 15. Okt 2007, 11:42

Salut,

Je weiter ein Volk vom Zentrum der Zivilisation (d.h. das Mittelmeer) lebte, desto 'barbarischer' galt es (wobei das Wort damals noch im ursprünglichen Sinn, d.h. 'anderssprachig' verwandt wurde). Auch wenn sich die Römer diesen natürlich überlegen fühlten, bewunderten sie diese auch (das Klischee des 'rauhen und wilden, aber edlen und tapferen Barbaren'). Nach heutigen Maßstäben könnte man das zwar als Chauvinismus auslegen, und es käme vielleicht der Reduzierung von Afrikanern auf tanzende Buschmänner gleich, aber solche Vorwürfe sind für die Zeit des Römischen Imperiums m.E. nicht unbedingt angebracht.

Für eine Facharbeit würde ich das Thema vielleicht etwas umstellen, evtl. in "Fremdenwahrnehmung der Römer". Der Titel "Fremdenfeindlichkeit der Römer" stellt ja auf den ersten Blick dar, dass die Römer tatsächlich fremdenfeindleich waren. Der andere Titel lässt da mehr Raum und bietet auch mehr Arbeitsmaterial. Was Fremdenwahrnehmung angeht, kannst du auch gleich Werke wie Caesars Gallischen Krieg oder die Germania des Tacitus heranziehen, die bieten sich da äußerst gut an.
"Und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen, mmhh... und niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren. Und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um acht Uhr am vorhergehenden Abend dort hingelegt hatten, kurz vor Glockenschlag..."
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Beitragvon romane » Mo 15. Okt 2007, 18:14

scheint ja doch den Fragesteller wirklich zu interessieren - bei dem Echo :-o
Zuletzt geändert von romane am Mo 15. Okt 2007, 22:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon juergen » Mo 15. Okt 2007, 19:42

Stichwort Barbaren

et cum evasissemus tunc cognovimus quia Militene insula vocatur barbari vero praestabant non modicam humanitatem nobis.

Apg 28.1
Gruß Jürgen

Achja: meine Übersetzungen sind alle mit großer Vorsicht zu genießen
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Beitragvon Helenaia » Mi 17. Okt 2007, 15:21

Hallo,
vielen Dank für die zahlreichen Antworten!!
Also ich meinte eigentlich nicht so sehr den Imperialismus wie die Einstellung, die man zu sich in Rom befindenden Ausländern hatte.
Liebe Grüße
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Beitragvon Brian Cohen » Mi 17. Okt 2007, 16:46

In dem Fall würde ich als Thema einfach etwas wie "Fremde in Rom" wählen. ;)
"Und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen, mmhh... und niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren. Und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um acht Uhr am vorhergehenden Abend dort hingelegt hatten, kurz vor Glockenschlag..."
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Literatur

Beitragvon Gustav » Fr 19. Okt 2007, 17:00

Hallo erstmal, etwas Literatur dazu.

Alexander Demandt; Kulturenkonflikt im Römischen Reich? Eine zeitgemäße Betrachtung (1998/2002).
und vielleicht noch
A. Demandt; Nationalkultur und Universalzivilisation (2001/2003).

beide in:
A. Demandt; Sieben Siegel. Essays zur Kulturgeschichte. Köln, Weimar, Wien 2005.

Carsten Peter Thiede, Urs Stingelin; Die Wurzeln des Antisemitismus. Judenfeindschaft in der Antike, im frühen Christentum und im Koran. Basel u. Gießen 2003, 5. Auflage.

Seite 27-93 handelt von Judenfeindschaft i.d. Antike.; der Beitrag ermöglicht eine Einschätzung zur Quellenlage.

Demandt gibt eine gute Hinführung zum Thema.

Viel Spaß bei der Lektüre.
MfG Gustav
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Beitragvon Brian Cohen » Sa 20. Okt 2007, 11:00

Demandt ist immer 'ne gute Wahl. Würde auch noch Allan A. Lunds "Ethnographie in der Antike" (oder so ähnlich ^^) empfehlen, da steht sehr viel zur Fremdeneinschätzung der Römer.
"Und die Verwirrung wird all jene verwirren, die nicht wissen, mmhh... und niemand wird wirklich genau wissen, wo diese kleinen Dinge zu finden sind, die verknüpft sind mit einer Art von Handarbeitszeug, das durch die Verknüpfung verknüpft ist. Und zu der Zeit soll ein Freund seines Freundes Hammer verlieren. Und die Jungen sollen nicht wissen, wo die Dinge, die jene Väter erst um acht Uhr am vorhergehenden Abend dort hingelegt hatten, kurz vor Glockenschlag..."
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Beitragvon Helenaia » Fr 26. Okt 2007, 14:04

Hi, vielen Dank, ich glaub dann werd ich die Bücher mal durchgucken.
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