Domine, ivimus.

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Domine, ivimus.

Beitragvon consus » So 21. Okt 2007, 12:43

Salve, brakbekl!

Die Inschrift lautet: DOMINE IVIMVS > Herr, wir sind gekommen / wir sind da.

Man könnte an Ps. 122 (121) 1 denken:

Laetatus sum in eo, quod dixerunt mihi:
“ In domum Domini ibimus ”.


In Abwandlung dazu: In domum domini iimus (= ivimus).

Lasst uns in dein Haus gehen, Herr! heißt Domum tuam eamus, domine!

In vulgärlateinischen Inschriften schwankt die Orthographie zwischen b und v (cf. CIL XIV 3323 cuviculo statt cubiculo). Daher ist die Deutung ivimus = ibimus > wir werden gehen nicht auszuschließen. Doch ist zu fragen, ob der Kontext nicht doch eher auf das Perfekt hinweist, da Pilger aus Freude über ihre glückliche Ankunft in Jerusalem diese Worte hätten schreiben können.

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Beitragvon Ketelhohn » Fr 9. Nov 2007, 10:45

Habe auf die ursprüngliche Frage an deren Ort und Stelle geantwortet:

Ketelhohn hat geschrieben:Der Satz ist doch ganz klar (vlat. ivimus ‹ klat. ibimus):
„Herr, wir werden gehen (bzw. kommen, je nach Perspektive).“

Schau dir zum Vergleich Ps 121,1 an: in domum Domini ibimus
(für gr. [unicode]εἰς οἶκον κυρίου πορευσόμεϑα.[/unicode]). Daran mag der Schreiber
gedacht haben. Jedenfalls befinden wir uns auf dieser Sprach-
ebene.

Über den Sinn des Futurs kann man – besonders auch unter
Rücksicht auf den mutmaßlichen hebräischen Urtext – trefflich
streiten. Üblicherweise wird ihm von den Übersetzern ein ap-
pellativer Charakter beigemessen.

Eine Deutung als Perfekt möchte ich ausschließen. Ich kann jetzt nicht das ganze CIL durchkämmen, aber vlat. würde ich ivimus ‹ iimus kaum erwarten. Weiterhin stellt uns der Kontext mitten in die halbliturgische Sprachwelt der Psalmen und frühkirchlichen Hymnik. Da kommt eigentlich schon bloß das Futur in Betracht. Und endlich möchte man, wenn gemeint sein soll: „Wir sind (an)gekommen (und nun da)“, doch eher etwas wie venimus erwarten.
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