Caesar zu leicht fuer staatliche Latinums Pruefung?

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Caesar zu leicht fuer staatliche Latinums Pruefung?

Beitragvon chefren » Do 25. Okt 2007, 22:27

Laut dem Ministerium in Rheinland Pfalz anscheinend schon.

Zumindest darf, laut unserer Dozentin an der Uni, ueber Caesar keine staatliche Latinumspruefung mehr abgelegt werden. Als ich das heute hoerte bin ich aus allen Wolken gefallen.

Was sagen dazu denn die Fachleute?
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Beitragvon consus » Fr 26. Okt 2007, 07:32

Servus, Chefren!
An der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf (für das Latinum zuständig: Bez.-Reg. Köln) werden Plinius- bzw. Seneca-Texte vorgelegt. Die Kölner halten eher zu Cicero. Von Caesar ist nicht die Rede.
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Beitragvon chefren » Fr 26. Okt 2007, 13:34

Koeln ist aber NRW und nicht Rheinland Pfalz ;)

Die staatlichen Pruefungen von der Uni Bonn ausgehend werden ja auch von Koeln abgeprueft. Ich weiss halt nur das vor 4 Jahren wirklich drauf gepocht wurde das wir den Caesar von A bis Z intus haben. In den muendlichen Pruefungen kam er dann wohl weitgehend auch dran. Schriftlich auch eher Cicero oder Seneca.

Ich war nur einwenig verwundert als ich halt gestern hoerte, das an der Uni Mainz in keinster Weise mehr Caesar auch nur ansatzweise behandelt wird.
Und Die Bezirksregierung wohl drauf und dran ist auch noch weitere "Klassiker" in Naher Zukunft zu streichen. So hat man z.B. 3 Lektuerekurse zur Auswahl, in jedem wird ueber einen Autor und ein Werk gesprochen / ein Werk gelesen und danach gehts zur staatlichen Pruefung.
Die Vielfalt wie wir sie z.b. an der Uni Bonn hatten. Pflichtlektuere Caesar und dann x Autoren die sich z.b. mit philosophischen oder historischen Texten befasst haben (speziell auf den entsprechenden Studiengang angepasst) gibt es dort nicht.
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Beitragvon nighean_neonach » Fr 26. Okt 2007, 20:30

Ich denke mal, Caesar wird als zu einfach angesehen.
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Beitragvon chefren » Fr 26. Okt 2007, 21:33

siehe Ueberschrift :)

In Mainz wurde er halt einfach komplett vom Plan gestrichen, nachdem die Regierung ihn als Pruefungsrelevant gestrichen hat.
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Beitragvon nighean_neonach » Fr 26. Okt 2007, 21:40

Chefren hat geschrieben:siehe Ueberschrift :)


Ja, ist mir dann hinterher auch aufgegangen... ich finde übrigens ehrlich gesagt, dass das kein großer Verlust ist, der Gallische Krieg ist nun wirklich nicht die brillianteste lateinische Literatur :roll: In den Schulen wird er auch immer noch pflichtgemäß durchgekaut und ich kenne mehr als einen Lehrer, der sich seufzend damit abfindet, dass vielen Schülern dadurch gleich die Lateinlektüre madig gemacht wird.
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Caesar

Beitragvon PatrickH » Sa 27. Okt 2007, 10:04

Ich kenne eigentlich nur die Meinung, dass Caesars Com. de Bel. Gal. eigentlich vom Inhalt her viel zu anspruchsvoll sind, als dass man sie in der Mittelstufe vernünftig behandeln könnte. Aber gerade dadurch, dass es a) relativ einfaches Latein ist und b) das Brillianteste das ist, was Caesar NICHT schreibt, verkommt Caesar als Unterrichtsthema viel zu oft zu einer sinn- inhalts- und wahllosen Aneinanderreihung von Schlachtenschilderungen, die als Einsteigerlektüre missbraucht werden können, da das Sprachniveau eben, wie gesagt, doch meist nicht besonders ausufernd ist.
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Re: Caesar

Beitragvon nighean_neonach » Sa 27. Okt 2007, 10:34

So gesehen ist vieles an lateinischer Lektüre inhaltlich zu anspruchsvoll, weil der durchschnittliche Schüler (auch in der Oberstufe noch) zu wenig kulturgeschichtliches Hintergrundwissen hat, um den Text überhaupt adäquat zu deuten.
Nun geht es aber eben im Lateinunterricht hauptsächlich um den sprachlichen Aspekt, und in der heutigen Bildungslandschaft kannst du kein großes Hintergrundwissen erwarten bzw. es muss dann innerhalb des Lateinunterrichts themenspezifisch erarbeitet werden.
Ich finde aber, es gibt Texte bzw. Autoren, die, auch wenn sie sprachlich etwas anspruchsvoller sein mögen, auf den ersten Blick aus Schülersicht attraktiver sind und mehr Interesse auf antike Kultur und Literatur wecken als ausgerechnet der Caesar.
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Beitragvon cathze » So 28. Okt 2007, 16:12

also ich studiere an der uni jena und mache grade mein latinum nach. ich bin auch im lektürekurs. als prüfung für den fortgeschrittenenkurs wurde bei uns noch caesar übersetzt, d.h. ein ganzes semester lang auch wirklich nur caesar gemacht und vorher im anfängerkurs immermal einige auszüge. jetzt im lektürekurs machen die bei uns cicero. also zumindest von der hierarchie her (fortgeschrittenenkurs noch caesar, lektürekurs jetzt cicero) könnte man annehmen, dass caesar wirklich zu leicht für die latinumsprüfung ist.. offensichtlich reicht ja auch schon das fortgeschrittenenkurswissen für einen caesartext.
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Beitragvon Tiberis » So 28. Okt 2007, 23:18

Zumindest darf, laut unserer Dozentin an der Uni, ueber Caesar keine staatliche Latinumspruefung mehr abgelegt werden

die motive dieser staatlichen Caesarmörder kann ich absolut nicht nachvollziehen. ebensowenig wie die hier geäußerte meinung, die eliminierung Caesars sei ohnehin kein großer verlust (sorry, Mona :) ).
und die - mit verlaub - einigermaßen überheblich klingende behauptung, Caesars texte seien "zu leicht" und überhaupt ziemlich anspruchslos, ließe sich unter verweis auf zahlreiche passagen, v.a. aus den späteren büchern, problemlos widerlegen. die qualität der sprache Caesars sollte eigentlich außer streit stehen. Caesars schlichte eleganz und klarheit des sprachlichen ausdrucks sind ja wohl geradezu inbegriff klassischen lateins. einwände ließen sich allenfalls auf inhaltlicher ebene geltend machen, aber selbst hier findet man genügend spannende und teilweise geradezu brandaktuelle themen ( propaganda und objektivität, rhetorik und psychologie, feindbilder und großmachtinteressen etc,etc,) , die das gerede von der angeblich "faden" Caesarlektüre ad absurdum führen.
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Beitragvon Marcus » So 28. Okt 2007, 23:19

Danke, Tiberis!!!! :)
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Beitragvon chefren » Mo 29. Okt 2007, 00:19

cathze hat geschrieben:also ich studiere an der uni jena und mache grade mein latinum nach. ich bin auch im lektürekurs. als prüfung für den fortgeschrittenenkurs wurde bei uns noch caesar übersetzt, d.h. ein ganzes semester lang auch wirklich nur caesar gemacht und vorher im anfängerkurs immermal einige auszüge. jetzt im lektürekurs machen die bei uns cicero. also zumindest von der hierarchie her (fortgeschrittenenkurs noch caesar, lektürekurs jetzt cicero) könnte man annehmen, dass caesar wirklich zu leicht für die latinumsprüfung ist.. offensichtlich reicht ja auch schon das fortgeschrittenenkurswissen für einen caesartext.


naja das handhabt aber jede uni auch einwenig anders.

anfaengerkus und fortgeschrittenen kurs wird einzig und allein das lehrbuch durchgenommen. erst im lektuerekurs geht es z.b. hier in mainz dann an die orginaltexte. entsprechend 3 autoren pro semester die zur auswahl stehen und dann durchgenommen werden. und nach dem lektuerekurs gehts dann zur Pruefung.

denn ich hab nun das vergnuegen hier in mainz mein staatliches latinum abzulegen (sagen wir eher, ich will *g*), nachdem ich es in bonn vorgezogen hatte das uni interne (fuer magister eigentlich voellig ausreichend, ebenso fuer promotion etc pp) zu machen was mir hier nicht angerechnet wird, weil rheinland pfalz halt :) ... ich kann halt in dem falle nur aus eigenener erfahrung sprechen, das wir einen text von caesar hatten, zuvor ein semester den gallischen krieg gelesen haben (3 Stunden die Woche) und parallel 1 Stunde die Woche uns mit anderen Autoren und historisch angehauchten Texten (Schwerpunkt: Latein f. Historiker) und eben jener Text war kurz zuvor in der staatlichen Pruefung in Koeln geprueft worden.
Aber das sich die Bildungssysteme Deutschlandweit unterscheiden, das ist ja eigentlich jedem klar :shock:
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