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Beitragvon Ideara » Mo 19. Nov 2007, 09:07

Hallo,

wenn man lateinische Werke lesen will, was würdet ihr empfehlen: die chronologische Reihenfolge der Autoren einzuhalten oder die Texte nach dem Schwierigkeitsgrad auszuwählen aber dafür auch in den Zeiten zu "springen"?

Ich favorisiere eher die erste Variante, um auch ein Gefühl für die Sprachentwicklung zu bekommen.

Könntet ihr mal eine Liste an Autoren und Werken aufstellen, die nach ihrer Entstehungszeit geordnet sind? Womit könnte man da anfangen?
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Beitragvon Cellus » Mo 19. Nov 2007, 11:43

Interessanter Ansatz, aber m. E. aus didaktischen Gründen nicht unbedingt zu empfehlen, lat. Werk in chronologischer Reihenfolge zu lesen, sofern du dich nicht auf die lat. Prosa beschränkst, wovon es an vorklassischen Werken eigentlich nur Cato gibt. In der Poesie hast du eine Menge zur Auswahl (Naevius, Ennius, Plautus, Terenz u.a), die aber schwer zu übersetzen sein dürften, vom oft fragmentarischen Erhaltungszustand mal abgesehen. Aber ehrlich gesagt, habe ich von den eben genannten Dichtern bisher auch noch nichts lesen müssen oder wollen, was irgendwie auch schade ist. Ein Blick über den Tellerrand, d.h. fern ab von Cicero, Caesar und den augusteischen Dichtern, ist sicherlich mal ganz interessant.

Ich vermute, du fängst erst jetzt langsam an, dich den Originalen zu widmen ? Deshalb empfehle ich dir vielleicht noch Catos, De agricultura, dessen Stil gegenüber den Klassikern archaisch, aber dennoch "lesbar" ist. Aufgrund seiner schlichten Satzstruktur ist Cato sogar noch leichter zu lesen als die ein oder andere Passage Ciceros. Jedoch gehören wiederum viele Vokabeln, besonders die bezüglich der Landwirtschaft, nicht unbedint zum Grundwortschatz. Aber gut, mit meinen Empfehlungen möchte ich eigentlich nur vorbeugen, dass du nicht vor lauter Frust, die Lust an der lateinischen Sprache verlierst. :book:

Wikipedia liefert dir schon mal eine Liste der lat. Literatur:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lateinische_Literatur
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Beitragvon Tiberis » Mo 19. Nov 2007, 15:31

@Ideara

was hast du vor? wenn es dir darum geht, dir einen querschnitt durch die lateinische literatur anzueignen, kann ich nur raten, die auswahl nach thematischen (nicht nach chronologischen) kriterien zu treffen.
und nachdem verschiedene themen in der regel an verschiedene literarische formen gebunden sind, könnte das z.b. so aussehen:
- komödie (z.b. Plautus, Amphitruo)
- elegie (z.b. Ovid, Heroides)
- epos (z.b. Vergil, ein gesang Aeneis)
- bukolische dichtung (z.b. Vergil, Bucolica)
- satire (z.b. Martial)
- liebesdichtung (z.b. Ovid, Amores)
- lehrgedicht (z.b. Lukrez, de rerum natura)
- rhetorik (z.b. Cicero, orator)
- eine rede (z.b. Cicero, de imperio Cn.Pompei)
- geschichtsschreibung (z.b. Tacitus, ein buch Annalen)
- recht (z.b. Gaius, Institutiones)
- philosophie (z.b. Seneca, epistulae morales)
- staat (z.b. Cicero, de re publica)
- brief (z.b. Plinius, epistulae)
- roman (z.b. Apuleius, Metamorphosen)
-epigraphik
- ethnographie (z.b. Tacitus, Germania)
usw.usw.

viel spaß ! :D
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Beitragvon Ideara » Mo 19. Nov 2007, 16:09

nun, ich dachte, man könne dann auch mitbekommen, wer zB wen beeinflusst hat, wer auf wessen Gedanken aufbaut und das ganze am Hintergrund der sich fort entwickelnden Geschichte in einen größeren Zusammenhang bringen uä So macht man ja ja auch in Geschichte
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Beitragvon Tiberis » Mo 19. Nov 2007, 17:28

nun, ich dachte, man könne dann auch mitbekommen, wer zB wen beeinflusst hat, wer auf wessen Gedanken aufbaut und

im prinzip keine schlechte idee, aber in der praxis ein enormer arbeitsaufwand. du müßtest folgerichtig dann auch einen großteil der griechischen literatur miteinbeziehen. ich halte diese vorgehensweise nur dann für sinnvoll, wenn man sich ganz speziell mit dem werk eines bestimmten autors auseinandersetzt. aber auch hier stößt man rasch an seine grenzen, da viele z.t. wichtige vorlagen gar nicht mehr oder nur fragmentarisch erhalten sind.
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Beitragvon Ideara » Mo 19. Nov 2007, 18:14

nun gut, war wohl etwas gewagt :D
dann werde ich mich wohl erstmal auf Cicero, Ovid und Seneca beschränken.

Ist diese Reihenfolge sinnvoll?

Was lest ihr gerne so (und warum)?
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Beitragvon nighean_neonach » Mo 19. Nov 2007, 23:54

Ich denke, wenn du nicht gerade ganztägig dafür bezahlt wirst, dich mit diesen Dingen zu beschäftigen, ist dein anfängliches Vorhaben etwas zu groß angelegt.
Ich persönlich lasse mich bei der Auswahl von Lektüre ganz gern einfach von spontanen Eingebungen und thematischen Interessen / Neigungen leiten - abgesehen davon, dass ich manchmal bestimmte Sachen lesen muss, weil meine Nachhilfeschüler sie durchnehmen, aber das beschränkt sich zumeist auf den guten alten Caesar, und den kennt man irgendwann schon auswendig ;)
Letztens habe ich mir "De natura deorum" von Cicero näher angeschaut, weil es mich in der Buchhandlung spontan angesprochen hatte und weil ich bislang wenig Philosophisches auf Latein gelesen habe (außer in der Schule dies und das von Seneca, aber immer nur Ausschnitte).
"Medea" von Seneca habe ich vor einiger Zeit mal gelesen, weil ich eigentlich auf Griechisch die "Medea" von Euripides gelesen habe (und das wiederum, weil ich endlich mal gucken wollte, wie die Originale so ausschauen, auf die sich Christa Wolf in ihrem Roman bezieht) - also man kann sagen, ich stöbere immer mal so herum und lese irgendwas, was mich anspricht.
Allerdings habe ich ja in dieser Hinsicht auch keinerlei Pflichten, ich fühle auch nicht den Drang, mir ein irgendwie "vollständiges" Wissen über die antike Literatur anzulesen, da ich akademisch in ganz anderer kultureller Richtung tätig bin (wobei es aber hin und wieder von Nutzen ist, auch die antike mediterrane Literatur zu kennen, aber es ist kein Muss für mich).

Wie schaut denn das bei dir aus, bist du Schülerin, Studentin? Hast du ein bestimmtes Ziel bei der Lektüre?
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Beitragvon Ideara » Fr 23. Nov 2007, 14:26

nun, ein vollständiges Wissen, im Sinne von umfassend, war auch nicht mein Ziel.

eher so die leitlinie der entwicklung (staat, anschauungen, lebensweise) nachzuvollziehen, eben um einen guten Überblick zu haben. Wenn ich nun scon so lange Latein gelernt habe, will ich wenigstens die Klassiker einordnen können.

viele Grüe,
Ideara
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