von Zythophilus » Do 29. Nov 2007, 08:07
Mir fehlt im Moment die Sekundärliteratur, um genau angeben zu können, wer welche These vertritt, aber im großen und ganzen lässt sich sagen:
Die gängige These ist: Lesbia ist jene Clodia, die Frau des Q. Caecilius Metellus Celer, die auch Cicero erwähnt.
Es könnte sich auch um eine ihrer Schwestern handeln - römische Frauen führen ja nur das nomen gentile und Schwestern werden dann nummeriert.
Möglich wäre auch, dass Lesbia eine gänzlich unbekannte Frau ist.
Ein Ansatz, der mir freilich nicht zusagt, ist, dass die Lesbia aus Catulls Gedichten eine reine Kunstfigur ist, d.h. dass eine Beziehung zu ihr als einer einzelnen Person nie gegeben habe.
Man darf, auch wenn man Lesbia als reale Person, eben diese Clodia, sieht und auch an die Echtheit der Geschichte glaubt, nicht annehmen, dass die Gedichte, die die einzelnen Phasen der Beziehung schildern, jeweils genau zu diesem Zeitpunkt entstanden sind. Es ist nicht leicht, so spontan zu wirken. Vieles ist Erinnerung, freilich sehr packend geschildert; das macht eben den Neoteriker aus.
VALE
Erg.: Die "Kunstfigur" z.B. bei Suzanne Dixon, Reading Roman Women (London: Duckworth, 2001), 133-156