Marc Aurel - Zitat

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Marc Aurel - Zitat

Beitragvon romane » Mi 27. Feb 2008, 16:35

Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht.

Wer kennt das Originalzitat - es soll von Marc Aurel stammen.
Die Freiheit ist ein seltsames Wesen - wenn man es gefangen hat, ist es verschwunden

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Beitragvon consus » Mi 27. Feb 2008, 19:08

Servus, romane!

Dass die Sentenz Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht von Marc Aurel stammen soll, kann ich mir nicht vorstellen... Ich lasse mich aber gerne widerlegen :book: .

Der erste Satz könnte noch von einem Stoiker unterschrieben werden; denn nach stoischer Auffassung ist die Welt, der Kosmos, ein vernünftiges Gebilde, ja der Lógos selbst, der als Schicksal auch das Leben eines jeden einzelnen Menschen vernünftig bestimmt. Sich über das Fatum zu ärgern wäre deshalb töricht.

Der zweite Satz Es kümmert sie nicht treibt einen Keil zwischen Kosmos und dem Menschen, der als vernunftbegabtes Wesen Bestandteil des Kosmos ist, und entspricht daher m. E. nicht stoischem Denken. Man wird eher an die epikureischen Götter erinnert, die fernab von allem Geschehen sich überhaupt nicht um die Menschheit kümmern.
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Beitragvon romane » Mi 27. Feb 2008, 19:17

er wird tatsächlich dem MA zugesprochen, aber er soll auf Platon beruhen.

Danke Dir, werde weiterforschen
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Beitragvon romane » Do 28. Feb 2008, 08:15

Das habe ich gefunden:

cf.:

http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=4 ... 2#gb_found

aber stimmt das?
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M. Aur. Z 38.

Beitragvon consus » Do 28. Feb 2008, 11:08

Optime investigatum, mi romane! Gratulor.

Habe sogleich meine Marc-Aurel-Ausgabe aufgeschlagen (Wege zu sich selbst, Studienausgabe, Griechisch-Deutsch, hg. u. übers. von Rainer Nickel, 2. Aufl. Düsseldorf/Zürich 2001) und lese (7, 38 ):

Τοις πραγμασιν γαρ ουχι θυμουσθαι χρεων,
μελει γαρ αυτοις ουδεν.

Man darf den Dingen nicht zürnen.
Denn sie haben kein Interesse an etwas.

In den Anm. (a.a.O. S. 352) verweist Nickel darauf, dass es sich um ein Exzerpt aus der nur fragmentarisch erhaltenen Euripides-Tragödie Bellerophon handelt (Frg. 287; jamb. Sen.).

Jetzt vergleiche man Nickels angemessene Übersetzung mit der hier zuerst gebotenen: Welch ein Unterschied! Man sieht wieder einmal, wie schwierig das Übersetzen ist. Für die Wiedergabe von πραγμαta hätte sich, wenn man schon nicht auf den Begriff Welt verzichten wollte, Außenwelt angeboten; denn Welt führt leicht zum Begriff des allumfassenden Kosmos.

Das Euripides-Zitat sagte Mark Aurel wohl deshalb zu, weil nach stoischer Auffassung äußere Güter bzw. Lebensumstände wie Besitz, Ehre, Gesundheit, schließlich sogar das physische Leben selbst gleichgültige Dinge (αδιαφορα) sind, über die wir uns nicht aufregen dürfen; sie haben mit uns im Grunde nichts zu tun (ουδεν προς ημας).
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Beitragvon romane » Do 28. Feb 2008, 14:39

maximas gratias tibi
----
beati qui possessores quasi imaginum archetyparum dicantur
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Beitragvon consus » Do 28. Feb 2008, 15:14

Ecce Euripidis iambi Latine redditi:
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Irasci rebus mortales enim nefas.
Earum nam nil interest.
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