Optime investigatum, mi romane! Gratulor.
Habe sogleich meine Marc-Aurel-Ausgabe aufgeschlagen (
Wege zu sich selbst, Studienausgabe, Griechisch-Deutsch, hg. u. übers. von Rainer Nickel, 2. Aufl. Düsseldorf/Zürich 2001) und lese (7, 38 ):
Τοις πραγμασιν γαρ ουχι θυμουσθαι χρεων,
μελει γαρ αυτοις ουδεν.
Man darf den Dingen nicht zürnen.
Denn sie haben kein Interesse an etwas.
In den Anm. (a.a.O. S. 352) verweist Nickel darauf, dass es sich um ein Exzerpt aus der nur fragmentarisch erhaltenen Euripides-Tragödie Bellerophon handelt (Frg. 287; jamb. Sen.).
Jetzt vergleiche man Nickels angemessene Übersetzung mit der hier zuerst gebotenen: Welch ein Unterschied! Man sieht wieder einmal, wie schwierig das Übersetzen ist. Für die Wiedergabe von πραγμαta hätte sich, wenn man schon nicht auf den Begriff
Welt verzichten wollte,
Außenwelt angeboten; denn
Welt führt leicht zum Begriff des allumfassenden
Kosmos.
Das Euripides-Zitat sagte Mark Aurel wohl deshalb zu, weil nach stoischer Auffassung äußere Güter bzw. Lebensumstände wie Besitz, Ehre, Gesundheit, schließlich sogar das physische Leben selbst gleichgültige Dinge (αδιαφορα) sind, über die wir uns nicht aufregen dürfen; sie haben mit uns im Grunde nichts zu tun (ουδεν προς ημας).