Puscha der Pfuscha :)

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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » Mo 14. Jul 2014, 22:39

Ist vielleicht diese Folge schon eine Reaktion auf die hier zu findenden Beiträge?
16 Okt,2013 20:52
Medicus domesticus hat geschrieben:Da ist Hopfen und Malz verloren...
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Tiberis » Mo 14. Jul 2014, 23:20

abgesehen von diesem unerträglichen vereinshausstumpfsinn - wie würde die wendung ganz korrekt lauten?
wenn der lehrer zum schüler sagt (was er natürlich nicht sollte :D ) "bei dir ist hopfen und malz verloren", meint er naturgemäß, dass seine bemühungen umsonst waren: in te operam et oleum perdidi.
aber wenn es der moderator zum Pfuscha sagt, bezieht er sich ja nicht auf eigene bemühungen, sondern quasi auf die bemühungen jedes beliebigen. müsste es nun heißen: in te opera et oleum perierunt, oder aber opera oleumque tuum perierunt (vgl. Cic.Att.2,17 ne et opera et oleum philologiae nostrae perierit) ?
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » Di 15. Jul 2014, 08:31

Warum nicht operam oleumque perdidisti? Das Verb perdere ist durchaus als aktives Zunichtemachen zu sehen.
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon marcus03 » Di 15. Jul 2014, 09:23

@Zythophilum:
"Apud te nec lupulus nec maltum umquam perdita erunt, immo in optimis manibus carminibusque semper erint". ;-)

Hopfen und Malz (und v.a. deine "bierischen" Gedichte)- Gott erhalt´s ! :D
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Tiberis » Di 15. Jul 2014, 10:52

Zythophilus hat geschrieben:Warum nicht operam oleumque perdidisti?


weil der sinn ein anderer wäre. operam oleumque perdere bedeutet ja in etwa "vergeblich arbeiten", "scheitern an etw." , also, um das sprichwort zu bemühen, "hopfen und malz verlieren".
operam oleumque perdidisti hieße somit "du bist gescheitert", "alle deine arbeit war umsonst" u.dgl., was aber m.e. nicht dasselbe ist wie die aussage "bei/an dir ist hopfen und malz verloren", die sich ja auf das scheitern anderer an jener person bezieht, an die die aussage gerichtet wird.
vgl. dazu Cic.fam.7,1,3 in quibus Pompeius ipse confitetur se et operam et oleum perdidisse
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon cometes » Di 15. Jul 2014, 11:08

operam oleumque perdere bedeutet ja in etwa "vergeblich arbeiten", "scheitern an etw." , also, um das sprichwort zu bemühen, "hopfen und malz verlieren".


Oder einfach "Mühe und Öl (an jemanden/etwas) verschwenden".
M.E. spiegelt der Übersetzungsversuch operam oleumque perdidisti das heute offensichtlich verbreitete Missverständnis wider, "Bei dir ist Hopfen und Malz verloren" bedeute den Mangel des Adressierten an wichtigen Ingredienzien, d.h. "dir fehlt Hopfen und Malz (und im Hirn das Schmalz)". Vgl. folgendes Posting aus einem Thread über besagte Redewendung: "was soll daran auszusetzen sein? wenn hopfen und malz (mir fehlt die hefe) fehlen, dann kann man halt kein bier brauen."
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » Di 15. Jul 2014, 12:58

Die Wendung "Bei dir ist Hopfen und Malz verloren." stammt aus einer Zeit, in der man von der Hefe bzw. ihrer Wirkung nichts wusste. Zuckerhaltige Flüssigkeiten scheinen ja von selber nach einiger Zeit zu gären, weil sich Hefe in der Luft befindet, aber so kann man es nicht kontrollieren.
Hopfen u. Malz war (und ist es heute noch) eine Investition. Wer daraus kein Bier brauen konnte, verursachte für sich oder andere Verluste, weil er das, was da war, nicht nutzen konnte. Prinzipiell fehlten ihm die Ingredienzien nicht. operam oleumque perdidisti würde ich auch nicht unbedingt mit "du hast ... verloren", sondern "du hast ... zunichte gemacht" übersetzen.
Im übertragenen Sinn ist bei dem Hopfen und Malz verloren, der trotz zur Verfügung stehender Möglichkeiten nichts erreicht.
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon cometes » Di 15. Jul 2014, 14:00

Im Lateinischen (wie ursprünglich im Deutschen ) bedauert jemand, der diese Redewendung gebraucht, den fruchtlosen Einsatz eigener Mittel, d.h. deren Vergeudung an einen anderen oder eine Sache ohne erwünschtes Ergebnis. Er macht aber, sprachlich betrachtet, weder den Adressaten zum aktiven Verschwender derselben, noch sagt er, dass das Gegenüber diese ruiniert, verdorben oder zugrunde gerichtet habe. Auch wenn man das implizit so deuten kann, wird es so nicht ausgedrückt.
Daher ist, wie Tiberis moniert, operam oleumque perdidisti ungeeignet, "Bei dir ( = an dich) sind ( mein) Hopfen und (mein) Malz verloren ( = vergeudet)" wiederzugeben. Es reflektiert aber in meinen Augen ziemlich deutlich besagtes Missverständnis, das "Hopfen und Malz" (nebst Gehirnschmalz) zu fehlenden Grundeigenschaften des Adressaten macht.
Desgleichen sind in Att. II, 17 opera et oleum Subjekt und nicht das, woran sie verschwendet wurden, noch die Sache, die sie (in dieser verkehrten Sichtweise aktiv) zugrunde gerichtet hat.
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » Di 15. Jul 2014, 16:51

Diese Folge haben wir aber wirklich noch nicht gehabt http://www.youtube.com/watch?v=_D4j_ffqN04
Erstaunlich ist, dass selbst Ringlstetter nicht glauben will, dass es minus heißen soll.
"Dann machma's in Zukunft auf Englisch!"
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Oedipus » Sa 18. Okt 2014, 13:58

Neueste Folge ist wohl: Heid Nacht
https://www.youtube.com/watch?v=AvF0yNcd0d8

Könnte mir, der ich nördlich des Weißwurscht-Äquators wohne, jemand, damit ich Puschas (Fehl-?)Leistung begutachten kann, den bayerischen Satz mal in ordentliches Hochdeutsch kleiden? :lol:
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » Sa 18. Okt 2014, 14:25

Ich denke, dass das Hauptproblem diesmal bei nouissimus liegt. Mir fällt kein Beispiel ein, wo dieses Wort in der Bedeutung "der letzte (auf den noch weitere folgen)" verwendet wird. Gerade die nouissima uerba sind die letzten Worte vor dem Tode. Hier sollte m.E. proxima nocte verwendet werden. Gleich zu Beginn der ersten Rede gegen Catilina geht's darum Quid proxima, quid superiore nocte egeris ...
Sonst scheint die ÜS dieses Satzes (auf Hochdeutsch: Heute Nacht wollte ich fast noch einmal aufstehen, etwas anziehen und kurz hinausgehen) zu passen.
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon ille ego qui » Sa 18. Okt 2014, 23:29

"novissima nox" ... na ... das war knapp :D
heißt "paulum" nicht "ein wenig"? jedoch habe ich bei cicero "paulum admodum" (sehr wenig) gefunden (vllt wäre gerade das eine möglichkeit - neben "non multum" natürlich).
meine daher sich speisende unsicherheit, ob sich "paulum" und "quin" vertragen, ließ sich durch eine kurze recherche ausräumen ;)
C. Suetonius Tranquillus, De Vita Caesarum
life Nero, chapter 28, section 1, line 3

Acten
libertam paulum afuit quin iusto sibi matrimonio con-
iungeret, summissis consularibus uiris qui regio genere
ortam peierarent.


meinungen? ;)
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Re: Auf allen Etagen...

Beitragvon ille ego qui » So 6. Nov 2016, 11:02

Zythophilus hat geschrieben:Auch die Redewendung "Halt den Schnabel!" kommt von dieser Rednerbühne. Manchmal waren die Schiffsschnäbel etwas locker, sodass fürsorgliche Redner sich bemüßigt sahen, einen festzuhalten, damit er nicht auf das Publikum stürze. Die Rede war damit natürlich beendet.
Daraufhin rief man schlechten Rednern immer wieder "Rostrum tene!" zu, was zu einer Aufforderung, endlich still zu sein, wurde.


offenbar gar nicht so absurd, wenn stimmt, was die mystagogin im Ulmer Münster berichtet hat. Hier steht es genauso:

http://karina-wissenswertes.blogspot.de ... e.html?m=1
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon Zythophilus » So 6. Nov 2016, 12:26

Ganz überzeugt mich die Erklärung nicht. Hatte ein mittelalterliches Chorgestühl wirklich Sitzflächen, die man herunterklappen musste und die ein eingebauter Mechanismus - eine Art Feder - automatisch wieder in die senkrechte Position brachte?
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Re: Puscha der Pfuscha :)

Beitragvon ille ego qui » So 6. Nov 2016, 14:29

Zuletzt geändert von ille ego qui am So 6. Nov 2016, 14:33, insgesamt 1-mal geändert.
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