Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

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Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon elektra72 » Fr 27. Dez 2013, 13:09

Hallo!
Nachdem ich im Internet nach einem Latein Forum gesucht habe, sprach mich e-Latein am meisten an.
Ich habe ein etwas merkwürdiges Vorhaben: Ich möchte Latein im Selbststudium lernen.
Auf der Suche nach einem geeigneten Lehrbuch bin ich nicht recht fündig geworden. Auch von den sog. Crashkursen für Studenten wurde mir abgeraten. An einem separaten Kurs abends kann ich aus beruflichen Gründen nicht teilnehmen. Da ich mir viele Dinge autodidaktisch beigebracht habe, blieb somit der Gedanke, mir Latein im Selbststudium beizubringen. Nun meine Fragen an euch Erfahrene: Glaubt Ihr, dass Latein im Selbststudium überhaupt lernbar ist? Könnt Ihr mir ein geeignetes Lehrbuch empfehlen? Als Wörterbuch habe ich den Stowasser ausgewählt. Ist das sinnvoll? Vielen Dank für Eure Antworten!
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Tiberis » Fr 27. Dez 2013, 19:01

salve!

zunächst einmal gratulation zu deinem "merkwürdigen vorhaben" ! sich latein im selbststudium "anzueignen",ist selbstverständlich möglich, aber es erfordert ein sehr großes maß an selbstdisziplin und durchhaltevermögen!
lehrbücher gibt es unzählige - jeder wird dir vermutlich ein anderes empfehlen - ,jedes hat seine vor- und nachteile, aber die meisten sind nicht für das selbststudium gedacht.
grundsätzlich abzuraten ist von büchern, die schnellen und mühelosen erfolg schon in ihrem titel versprechen (latein "ganz leicht", "in drei wochen" usw). selbst bei konsequentem, intensivem studium wird es wohl ca. 2 jahre brauchen, bis man sich an originaltexte heranwagen kann.
wenn du also die nötige geduld aufzubringen bereit bist, empfehle ich dir das von Hans Örberg herausgegebene buch bzw. lehrwerk "Lingua Latina per se illustrata". es ist insofern einzigartig, als es ausschließlich in lateinischer sprache abgefasst ist. was aber absolut nicht bedeutet, dass das lateinlernen deshalb mühsamer wäre - im gegenteil! auf jeden fall ist Örbergs methode , was die nachhaltigkeit des erlernten betrifft, wohl kaum zu übertreffen. aber, wie gesagt, zeit und ausdauer sind absolut nötig!
nähere informationen findest du auf der seite www.antike-zum-begreifen.de
viel erfolg beim selbststudium! :-D
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Prudentius » Fr 27. Dez 2013, 21:26

Selbstverständlich kannst du L. auch im Selbststudium lernen, eigentlich kannst du jedes Schulbuch nehmen, du musst eben eigenständig arbeiten, du hast den Vorteil, das Tempo selbst bestimmen zu können, und den Nachteil, keine Fragen an den Lehrer stellen zu können; doch kannst du dich an uns wenden, wir helfen gerne weiter, allerdings fallen unsere Antworten manchmal etwas vielstimmig aus :-D .

Der Stowasser ist sehr gut geeignet, aber erst für ein fortgeschrittenes Stadium. Die Wörter lernst du ja zunächst im Lehrbuch, jede Lektion hat einen Vokabelteil.

lgr. P. :)
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Zythophilus » Fr 27. Dez 2013, 22:10

In Österreich sehr verbreitet ist "Medias in res". Gerade in den letzten Kapiteln hat es allerdings Schwächen - eine Version für das vierjährige Latein hat ab Kapitel 31 (von 40) statt dessen Originaltexte, aber auch das sagt mir nicht so zu.
Wenn die Aufmachung, die sich an zwölf- bis vierzehnjährige Lerner richtet, nicht stört, denke ich, dass es recht gut geeignet ist. Einen Vorteil, besonders für die früheren Kapitel, hat dieses Lehrwerk außerdem: Auf der Seite http://www.sprachenstudio.net/l/latein/ findet man genau auf die einzelnen Kapitel abgestimmte interaktive Übungen, Rätsel etc.
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon elektra72 » Sa 28. Dez 2013, 02:12

Hallo!

Ganz herzlichen Dank für eure Antworten!
Die Buchempfehlung "Lingua Latina per se illustrata" hört sich hochinteressant an. Habe mir soeben das Buch (I), Übungsheft und die separate Grammatik gebraucht bestellt und bin gespannt. Mit einsprachigen Lehrbüchern im Fremdsprachenbereich habe ich bisher gute Erfahrungen gemacht. Habe mir so Italienisch und Schottisch-Gälisch im Selbststudium beigebracht. In Italienisch habe ich es immerhin damit bis zur bestandenen Prüfung B1 geschafft. :) Danach war dann schon einmal der ein od. andere Kurs fällig (wg. Konversation und Aussprache).
Ich habe genau den Fehler gemacht, mir für Latein eines dieser "Versprechungsbücher" zuzulegen und sah den Wald vor Bäumen nicht :? Daher kam bei mir auch der Gedanke, dass, gerade weil Latein eine antike Sprache ist, diese wohl nicht autodidaktisch erlernbar sei.
Es handelt sich um dieses Werk hier: http://www.amazon.de/Latein-schnell-sic ... und+sicher
Auch danke ich, dass ich hier zukünftig die ein- oder andere Frage stellen darf. 8)
Ich möchte mir mit Latein Zeit lassen; mich drängt ja keiner. Also es dürfen auch gerne 3-4 Jahre werden. Übrigens möchte ich Latein einzig und allein für mich lernen; es interessiert mich halt und ich möchte gerne Seneca im Original lesen können. ;-)
Altgriechisch war auch mal ein Vorhaben von mir aber das habe ich weit nach hinten geschoben.
Nochmals lieben Dank und einen Gruß in die Nacht!
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Tiberis » Sa 28. Dez 2013, 03:05

salve Elektra,

ich denke, du hast eine gute entscheidung getroffen, umso mehr, als du ja schon einige erfahrung im autodidaktischen spracherwerb hast. und aufgrund deiner italienischkenntnisse wird dir so manches im latein recht vertraut erscheinen.
viel freude also beim lernen! über ein gelegentliches "feedback" würde ich mich übrigens freuen. und selbstverständlich kannst du dich jederzeit an uns wenden, wenn es unklarheiten oder probleme gibt.

lg, Tiberis
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon elektra72 » Sa 28. Dez 2013, 04:10

Salve Tiberis,

gratias ago et alterius auxilio eget :book:

lg elektra72 :sleep:
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Ludovicus » Mo 30. Dez 2013, 13:35

Örbergs Buch ist nicht schlecht, aber eignet sich meiner Meinung nach nur als Ergänzung. Um weiter zu kommen, würde ich ein Schulbuch empfehlen. Hier würde ich dir ein kleinschrittiges Buch empfehlen zu dem es Lösungen zu kaufen gibt.
Ein paar Empfehlungen meinerseits:
- Campus Ausgabe A oder C inkl Lehrerheft
- Ianua Nova (Lösungen gibts dazu sicherlich im Internet)
- Intra Band 1 und 2 inkl Lehrerhefte

Campus ist sehr sehr kleinschrittig und daher empfehlenswert.
Intra setzt mehr auf Anschaulichkeit und ist auch recht gut. Schön sind auch die Deutsch-Lateinischen Übersetzungsübungen.
Ianua Nova ist ein "klassisches" Lehrwerk und auch eher kleinschrittig.
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Laptop » Mo 30. Dez 2013, 14:04

Mit einem Lehrbuch kannst du nicht sprechen. Mit einem gewöhnlichen Lehrer kannst du meist auch nicht sprechen, da er eine Gruppe betreut, nicht dich alleine. Wenn du das Geld hast, nimmt dir einen Lehrer, der mit dir interagiert. Darüber geht nichts.

Außerdem wird in Büchern zuviel Wert auf Grammatik gelegt. Man kann nie alle Wörter oder Deklinationen einer Sprache kennen, braucht man auch nicht; wichtig ist es zunächst einmal die Infrastruktur (Pronomen, Partikel) zu kennen, dann die Spracheinheiten “Ausdruck“ statt Wort, d. h. das was einen Gedankengang ausmacht, ob allgemeine Funktionen wie kausativ, soziativ, narrativ, oder ob sonstige Phrasen und Floskeln. Der Grundwortschatz spielt da eher die kleinere Rolle.

Bspw. brauchst du nicht wissen, wie “gratia” dekliniert wird oder was es bedeutet (Bedeutung 1, Bedeutung 2, Bedeutung 3, 4, 5 usw.), wenn du den Ausdruck “gratias tibi ago” verwendest. Umgekehrt, wenn du gratia durchdeklinieren kannst, und alle Bedeutungen kennst, dann weißt du nicht wie du jemandem danken sollt. Denn obwohl “gratia tibi facio” oder “gratia tibi ago” grammatikalisch korrekt ist, ist es sprachlich falsch, denn richtig ist nur “gratias tibi ago”.
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon SursumDeorsum » Mo 30. Dez 2013, 15:10

Laptop hat geschrieben:Denn obwohl “gratia tibi facio” oder “gratia tibi ago” grammatikalisch korrekt ist

:?
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 30. Dez 2013, 15:26

Das Konzept von Ørberg ist an sich als rein lateinisches Lehrwerk ein gutes. Um mit Latein in Berührung zu kommen, hast du da keine schlechte Wahl getroffen. Du mußt dir als Autodidakt halt Zeit nehmen, andererseits hast du keinen Druck. Bis du Seneca wirklich verstehst und im Original lesen kannst, wirst du einige Zeit brauchen. Der Nachteil ist immer, dass du doch oft mal Rücksprache brauchst, wenn du etwas nicht verstehst. Da ist klar am besten eine Person, die Latein gut kann oder natürlich auch dieses Forum.
Ich wünsch dir alles Gute beim Lateinlernen! :-D
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon disciplina » Mo 30. Dez 2013, 19:52

Da du aus Köln kommst, rate ich dir zu einem Privatlehrer. Es gibt hier 2 Personen die gezielt auf das Latinum vorbereiten. Beides Philologen und Profis in ihrem Fach, die schon hunderte von Studenten durch die Prüfung gebracht haben. Und die Latinumsprüfungen in Köln sind bekannt für ihren hohen Schwierigkeitsgrad.

Beide bieten Einzeluntericht für einen nicht zu hohen Preis an. Du kannst aus 7 Wochentagen auswählen, bist also sehr flexibel in deiner Zeiteinteilung.

Wenn du es richtig krachen lässt, d.h. 6 - 8 Std täglich Latein lernst, dann kannst du es in kurzer Zeit schaffen, wirklich gut zu werden.

Selbststudium, Unikurse usw. hin oder her, nichts geht über einen Privatlehrer, den man ständig mit Fragen löchern kann.

Gruß D.
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Prudentius » Di 31. Dez 2013, 18:12

...wird in Büchern zuviel Wert auf Grammatik gelegt


Ich hab eher das Gefühl, zu wenig. Man fragt nur: Wo ist das Subjekt, wo das Prädikat?, und Schluss; S und P als Etiketten für Wörter; man sollte fragen: wie wird S durch P gebunden? Durch die Kasus-Rektion (Nominativ); und: wie wird P durch S gebunden? Durch Numerus-Kongruenz; es wird den Schülern zu wenig deutlich gemacht, welche Kräfte in dem Kraftfeld Satz am Werke sind.

wichtig ist es zunächst einmal die Infrastruktur (Pronomen, Partikel) zu kennen


Ich würde darunter lieber diese S-P-Dynamik verstehen; die Schüler sollten sie wenigstens intuitiv erfassen können.

Bspw. brauchst du nicht wissen, wie “gratia” dekliniert wird


Natürlich, das Deklinieren hat nur eine untergeordnete Bedeutung, das Schema ist ja eine Auflistung der möglichen Einsetzungen in die verschiedenen Satzvariablen, aber doch lassen sich das Einzelne und das Ganze nicht trennen; Deklinieren ist nicht wichtig, aber Objekt und Subjekt verwechseln ist verhängnisvoll. Und an der richtigen Bedeutungsnuance eines Wortes hängt manchmal das Verständnis eines größeren Zusammenhangs.

Wir gehen bald aus dem alten Jahr heraus, Motto: "We had a wonderful disagreement" :-D ,
wünsche dir und allen ein fröhliches und glückliches 2014,

P. :)
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon elektra72 » Di 31. Dez 2013, 18:38

Ganz herzlichen Dank für Eure Antworten und Anregungen!
Ich beginne erst einmal mit Selbststudium und werde dann, bei Bedarf, auf einen Lehrer zurückgreifen.
Wie gesagt: Ich lasse mir Zeit.
Kennt ihr übrigens diese "Kult"-Sendung vom Bayerischen Rundfunk?
http://www.youtube.com/watch?v=4IiJDBNpRhc
Irgendwie liebe ich es! :)

Guten Rutsch euch allen! :grouphug:
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Re: Latein im Selbststudium möglich? Lehrbuchempfehlung

Beitragvon Laptop » Di 31. Dez 2013, 20:04

@elektra72 Neulich hat Ille.ego.qui hier im Forum darauf hingewiesen, daß es auf YouTube Ausschnitte des Unterrichts von Luigi Miraglia gibt, der nach der Orberg-Methode vorgeht, bspw. hier. Seine Aussprache ist zwar leider nicht die klassischste, aber an Flüssigkeit und Ungezwungenheit in der Aussprache übertreffen ihn wohl wenige. Diese Kult-Sendung ist ja grau-sam, graues Bild, graue Haare, die zum Zuschauer irgendwann auch grau werden bei soviel Monotonie. Dann schon lieber gelb.
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