aspernati fueritis / sitis.

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aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Mo 16. Mär 2015, 06:48

Salvete! Ich lese Quòd ſi exile hoc munuſculum aſpernati non fuerîtis ... Wenn ich mich nicht irre ist aspernati fueritis der Perfekt Passiv Konjunktiv (bei Deponenz natürlich mit aktivem Sinn). Laut Formentabelle lautet diese Form aber aspernati sitis. Ist die Form auf … fueritis eine gleichberechtigte Nebenform zu … sitis oder gibt es einen Unterschied?
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon consus » Mo 16. Mär 2015, 09:49

Laptop hat geschrieben:...Ist die Form auf … fueritis eine gleichberechtigte Nebenform zu … sitis oder gibt es einen Unterschied?
Salve, Laptop.
Es handelt sich um den Formentyp "laudatus fui" im Unterschied zu "laudatus sum":
laudatus sum: ich bin gelobt bzw. ich bin gelobt worden (Zustands- bzw. Vorgangsbeschreibung);
laudatus fui: ich bin gelobt gewesen (nur Zustandsbeschreibung).
Näheres dazu u. a. Menge § 318, BS § 141.
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Mo 16. Mär 2015, 10:11

consus, dank deiner Hilfe habe ich es in der Edition von Burkard-Schauer, die ich nutze, gefunden.
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Mo 16. Mär 2015, 11:37

Aber “die ganze Leier” bezeichnete urspr. einen gefühlt endlos langen (künstlerischen) Vortrag, was dann übertragend gebraucht wurde i. S. v. “schier endlose Aufzählung, Unmenge”. Und genau beides deckt sich mit dem lat. Begriff Ilias ... Wie kann das daneben sein, es trifft es doch genau?
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Medicus domesticus » Mo 16. Mär 2015, 13:46

Ich denke, dass du hier nicht im richtigen Thread gelandet bist... ;-)
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Re: die lange Ilias

Beitragvon Prudentius » Mo 16. Mär 2015, 16:55

Die Ilias wurde nicht als lang(weilig) empfunden, sondern als Anhäufung aller menschlichen Leiden, u.a.; bei ihrer Länge (24 Bücher) kann man daran denken, dass sie ja das Gesamtrepertoire des homerischen Rhapsoden darstellte; er konnte irgendwo ein- und wieder aussetzen.
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Mo 16. Mär 2015, 19:15

Tut mir leid, ich habe ausversehen die Threads vertauscht. Prudentius, ja habe das verstanden :)

Ich finde es merkwürdig, daß laudatus sum vom Sinn her auf einer Zeitstufe stehen soll mit laudatus fui. Eigentlich müßte letzteres doch plusquamperfektivischen Sinn haben, denn fui steht ja zeitlich neben eram. :?
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Prudentius » Mi 18. Mär 2015, 11:43

Du denkst dir die Zeitstufen zu "objektiv", denke sie lieber funktional, sie gehören in die "tool box" des Sprachbenutzers, einen Hammer kann man auch mal zweckfremd einsetzen :-D .

Die "Zeit" entzieht sich unserer begrifflichen Einordnung, sie ist ein "metaphysischer" Begriff; lieber Laptop, wir von dem anderen Lager :-D möchten das gern hervorheben,

lgr. P. :)
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Do 19. Mär 2015, 00:49

@Prudentius Ich habe wieder einmal zu logisch gedacht, wobei man mir sagte Latein sei eine besonders logische Sprache! Vielleicht sollte ich einfach aufhören zu denken.
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Prudentius » Do 19. Mär 2015, 20:15

Hallo Laptop,

jetzt sei nicht gleich mutlos, es ist ja noch nichts verloren! Also das besonders logische L., damit ist es wohl nicht weit her, es interessiert sich ja niemand für das Logische am L., es ist undenkbar, dass sich jemand Gedanken macht, ob z.B. das Konditionale mit dem Kausalen zusammenhängt, und wenn ja, wie; dabei werden sie doch manchmal getrennt und manchmal ungetrennt angewendet (beim Pc.); die ganze logische Erklärung besteht darin, den Namen zu übersetzen: der Konditionalsatz gibt eine Bedingung an, der Kausalsatz eine Begründung; es wird keine Brücke erkennbar; das Pronomen ist ein "Für-Wort". ...

Es wird auch gern gesagt, wir Philologen sind Geisteswisenschaftler, wir brauchen uns nicht mit mathematischem Formelkram abzugeben, wir stehen darüber; auch gibt es einige Stereotypen über Logik: sie versuche, das bunte Leben einem abstrakten Schematismus zu unterwerfen; dem kann man entgegenwirken, indem man aufzeigt, wie die Philologen immer wieder über logische Fußangeln stolpern (ich lasse mich ja dann immer wieder aus der Reserve locken :-D ).

Zu meiner Empfehlung oben, funktional zu denken, ist mir noch eingefallen: das ist genau der Punkt, an dem sich modernes und antik/mittelalterliches Denken unterscheiden; seit Platon fragte man: was ist es? Und seit Galilei, aber besonders seit Newton fragt man: wie funktioniert es? In der Neuzeit kam der Begriff "Kraft" auf; man fragte nicht, was Kraft sei, man untersuchte, wie sie wirkte; und so begann die Erfolgsgeschichte der nztl. Wissenschaft; man kann sagen, ein statisches Modell wurde von einem dynamischen abgelöst, die Ontologie von der Evolution.

lgr. P. :)
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Zythophilus » Do 19. Mär 2015, 23:00

Man kann sich Gedanken machen, was denn der Unterschied zwischen laudatus erit und laudatus fuerit bzw. laudatus erat und laudatus fuerat sei, aber de facto werden jeweils beide Formen verwendet, auch wenn die Schulgrammatik die je erste als Norm angibt.
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Re: aspernati fueritis / sitis.

Beitragvon Laptop » Fr 20. Mär 2015, 13:03

Prudentius, du greifst einen sehr weiten Rahmen, aber mir gefällt besonders deine Kritik, daß bei grammatikalischen Phänomen wie bspw. dem Konditional meist nicht begründet wird, sondern nur den Namen übersetzt, das ist symptomatisch für so viel tradiertes Unverständnis! Um mal konkret bei dem Verbalperiphrasen-Phänomen zu bleiben: ich muß sagen, ich bin ich etwas vom Menge enttäuscht wie kurz er diese alternativen Partizipialformen abhandelt, da wird nichts über Frequenz und Kontexte gesagt, auch eine Bezeichnung fehlt:
– wie nennt man das Phänomen? “Verbalperiphrasen des Typus amatus fui” kann es wohl nicht sein :roll:
– in welchen Epochen, Autoren, Sprachebene, Sprachform treffen solche Formen auf?eher in Prosa oder Dichtung?
– wie sieht die Häufigkeitsverteilung aus? (eine meiner Lieblingsfragen)
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