Da muss ja wieder mal die logische Feuerwehr ausrücken; ihr wollt ja nichts von Logik wissen, und doch stolpert ihr immer wieder über die logischen Fußangeln, und dann muss man euch unter die Arme greifen
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Das Wort non ist in der Wortstellung kritisch
Das ist in ganz anderer Hinsicht kritisch, es hat eine Schalterfunktion für den Gesamtsatz, es vertauscht den Wahrheitswert eines Satzes, w/f oder 0/1, wie man es sehen will.
verneint immer das direkt folgende Wort
"verneinen" kann man nur Sätze, nicht Wörter; denn Wahrheitswerte kommen bei Sätzen vor, nicht bei Wörtern; "un-gerecht" ist das Gegenteil von "gerecht", nicht die Verneinung.
non, Adv
"Non cantat", sie singt nicht; wie singt sie? Nicht; da stimmt was nicht. Die alte Grammatik kannte noch nicht Wörter, die den Gesamtsatz modifizieren; "Negation" ist eine logische Satz-Prozedur, ihr Symbol "non" fügt sich nicht in die herkömmlichen Wortarten.
non omnes sciunt, ut ...
omnes non sciunt, ut ...
Der Schlüssel hierzu liegt weniger bei non als bei omnes; vllt. kann ich die Sache so einsichtig machen: "omnes" gehört zu den Quantoren; die Logik erklärt uns, dass hier eine Schachtelung von zwei Sätzen vorliegt; "omnes sciunt + ACI" = "Für alle x gilt: x weiß, dass..."; also
Satz 1: "Für alle x gilt",
Satz 2: "x weiß, dass...";
wenn man so aufteilt, kann man leicht die beiden Bedeutungen unterscheiden: entweder ist Satz 1 negiert:
"Nicht für alle x gilt: x weiß, dass ...",
oder es ist Satz 2 negiert: "Für alle x gilt: x weiß nicht, dass..."; also "niemand weiß, dass...".
Diese Aufteilung eines Quantorensatzes in zwei Teilsätze ist uns nicht so fremd wie ihr vllt. denkt; Horaz sagt, woran er beim Spazierengehen auf der via sacra denkt: "... nescio quid meditans nugarum", an irgendeinen Unsinn; da ist der Quantor durch ein eigenes Verbum finitum ausgedrückt: nescio.
Die logischen Quantoren lassen wir ja gewöhnlich unbeachtet, aber wie man sieht, gibt es immer wieder Probleme mit ihnen, typische Fehler, teilweise auch lustige; einer davon ist der "Quantorendreher", hier zwei Beispiele:
- "Für alle Krankheiten gibt es ein Heilmittel" => "Es gibt ein Heimittel für alle Krankheiten", das berühmte "Allheimittel", panakes, gr.;
- oder theologisch: "Alle Menschen glauben an einen Gott" => "Es gibt einen Gott, an den alle Menschen glauben"; das erste ist Polytheismus, das zweite Monotheismus.