Infinitiv Endungen Aktiv, Passiv / Deponent

[Amibobo]

Guten Abend Forum,

sind folgende Infinitiv Endungen richtig?
- Präsens Aktiv -re
- Präsens Passiv / Deponent -ri / -i
- Perfekt Aktiv -isse
- Perfekt Passiv / Deponent -us / -a / -um esse

Vielen Dank im Voraus und viele Grüße

[RM]

Im Prinzip ja.
Als Ausnahmen wären noch velle/nolle/malle und esse zu erwähnen und dass man im Perfekt Passiv das Partizip benötigt, das sich nicht so leicht auf -us / -a / -um reduzieren lässt.

RM

[Amibobo]

Danke RM,

stimmt, die unregelmäßigen Verben haben teilweise gar kein Passiv.

Aber was meinst Du mit

und dass man im Perfekt Passiv das Partizip benötigt, das sich nicht so leicht auf -us / -a / -um reduzieren lässt.

?

Gruß

[Laptop]

Außerdem heißt die grammatikalische Bezeichnung "Deponens", lat. ausgesprochen "dēpṓnēns".

[Prudentius]

sind folgende Infinitiv Endungen richtig?
- Präsens Aktiv -re

Die eigentliche Endung ist -se, wie sie ja bei es-se erscheint; und dann gibt es ein Lautgesetz, dass zwischenvokalisches -s- zu -r- wird; dann wird also aus lauda-se lauda-re, und das durch die Bank.
Also es-se ist eigentlich keine Ausnahme.

sind folgende Infinitiv Endungen richtig?
- Perfekt Aktiv -isse

Dann kannst du auch an diesem -is-se- das -se wiedererkennen!

die unregelmäßigen Verben haben teilweise gar kein Passiv.

Das ist falsch, die Passivbildung ist an die transitiven Verben gebunden, ob regel- oder unregelmäßig; transitiv sind Verben, die ein Akk.-Obj. haben; bei der Passivbildung wird aus dem Obj. das Subjekt; wenn kein Obj. da ist, gibt es kein Passiv, das ist logisch.

lgr. P.

[marcus03]

die Passivbildung ist an die transitiven Verben gebunden,

Ausnahme: Das unpersönliche Passiv bei transitiven Verben (e.g. itur = man geht)

[cultor linguarum antiquarum]

die Passivbildung ist an die transitiven Verben gebunden,

Ausnahme: Das unpersönliche Passiv bei transitiven Verben (e.g. itur = man geht)

Bei intransitiven Verben, oder? Viele Leute verwenden zwar heutzutage gehen generell als transitives Verb („ich gehe Kiosk“), aber hochsprachlich beschränkt sich das auf wenige Fälle wie „einen ruhigen Gang gehen“. Kurzzeitig (nach der Recht/Schlechtschreibreform) ward auch pleite gehen als Verbindung von Substantiv und Verb angesehen, „Pleite gehen“, aber daß/dass dies nicht wirklich paßt/passt sieht man ja schon, wenn man versucht, einen Begleiter einzufügen. Und wieder einmal schweife ich ab...

[RM]

Die eigentliche Endung ist -se, wie sie ja bei es-se erscheint;

Ich würde jetzt mal nicht Dinge, die vielleicht 500 Jahre früher so gewesen sind, zur eigentlichen Regel erklären.

die unregelmäßigen Verben haben teilweise gar kein Passiv.

Das ist falsch, ...

Das ist zwar nicht falsch im logischen Sinne, höchstens sehr unvollständig ...
"gehen" wird durch "Ich gehe Kiosk" noch nicht zum transitiven Verb, lediglich die Präposition entfällt, weil für den Sinn des Satzes unnötig.
Verben wie gehen, laufen, schwimmen etc. können in sportlichem Kontext transitiv werden, weil sie in diesem Fall gelegentlich ein Akkusativobjekt regieren.
Aber grundsätzlich gibt es vollständige Passive nur von Verben, die ein Akkusativobjekt haben können.

RM

[Zythophilus]

Tatsächlich ist die Infinitivendung -se nur bei esse und seinen Komposita erhalten geblieben, sofern es das Präsens betrifft. Sonst fiel sie dem Rhotazismus zum Opfer, der im 4. Jh.v. Chr. solche intervokalischen s zu r machte. Papisius kann ein Lied davon singen.

... ante L. Papirium Crassum, qui primus Papisius est vocari desitus

Der Perfektinfinitiv konnte natürlich auch sein -se behalten, aber das -re wurde so typisch für den Infinitv, dass man irgendwann das nicht mehr wie ein Infinitiv wirkende esse zu essere machte.

[Zythophilus]

Formulierungen wie "ich gehe Kiosk" sind nicht genuin deutsch, sondern eher Lehnübersetzungen aus anderen Sprachen, wo die Richtung nicht mit einer Präposition, sondern mit einem eigenen Kasus bzw. der Endung angezeigt wird.

[cultor linguarum antiquarum]

Formulierungen wie "ich gehe Kiosk" sind nicht genuin deutsch

Na freilich nicht. Neuester Fund an sprachlicher Grausamkeit: „Wachstumshormon-Releasing-Hormon“. Wir schaffen es ja noch nicht einmal, DNS als Abkürzung zu halten. Warum auch? Die deutsche Wissenschaft ist ja der Bezeichnung Deutsch nicht mehr wert. Ist ja alles englisch, und zwar weder in der Bedeutung „der Engel“ noch „der Engländer“, sondern freilich in der Bedeutung „in englischer Sprache“. In solcherlei Hinsicht wäre ich lieber Franzose. Mit „Infinitiv Endungen Aktiv, Passiv / Deponent“ hat das natürlich gar nichts mehr zu tun.

[ThomasVulpius]

Korrektes Ruhrpott ist: "Ich geh´ im Kino rein."

[Amibobo]

Vielen Dank für die Beiträge und teilweise tiefreichenden Erklärungen.
Seid ihr alle Lateinlehrer oder -professoren?

Sollte man das für Latinum wissen müssen, dann ist mein Weg noch sehr sehr weit ...


Noch zum Perfekt Passiv:

Zitat von RM:
und dass man im Perfekt Passiv das Partizip benötigt, das sich nicht so leicht auf -us / -a / -um reduzieren lässt.

Ist damit gemeint, dass man alle Kasus im Singular und Plural für alle Genera vom PPP hinschreiben müsste?
Nom. Sg. -us / -a / -um sum / eram / ero
Gen. Sg. -i / -ae / -i es / eras / eris
Dat. Sg. -o / -ae / -o est / erat / erit
...

Vielen Dank und viele Grüße

[cultor linguarum antiquarum]

Seid ihr alle Lateinlehrer oder -professoren?

Lateinschüler, wobei ich hier eher eine Nebendiskussion geführt habe. Ich bezweifle aber, dass man zum Latinum große Kenntnisse über die Entstehung von Endungen haben muss. Aber wie sie lauten, muss man freilich wissen.

[ThomasVulpius]

Vielen Dank für die Beiträge und teilweise tiefreichenden Erklärungen.
Seid ihr alle Lateinlehrer oder -professoren?

Nein, ich bin Astralspinner!